Strom- und Gaspreise fallen: So können Hamburger jetzt Hunderte Euro sparen
Ist die Energiekrise überstanden? Seit dem Jahreswechsel sind die Beschaffungspreise an den Börsen für Strom um gut ein Drittel, für Gas um mehr als die Hälfte eingebrochen. Wie Hamburger davon profitieren können, welche Preise für Neukunden derzeit realistisch sind und ob es sich lohnt, die Grundversorgung jetzt schnell wieder zu verlassen, darüber hat die MOPO mit Jan Bornemann, Energieexperte der Hamburger Verbraucherzentrale, gesprochen.
Ist die Energiekrise überstanden? Seit dem Jahreswechsel sind die Beschaffungspreise an den Börsen für Strom um gut ein Drittel, für Gas um mehr als die Hälfte eingebrochen. Wie Hamburger davon profitieren können, welche Preise für Neukunden derzeit realistisch sind und ob es sich lohnt, die Grundversorgung jetzt schnell wieder zu verlassen, darüber hat die MOPO mit Jan Bornemann, Energieexperte der Hamburger Verbraucherzentrale, gesprochen.
30,7 Cent zahlen Neukunden in Deutschland derzeit im Schnitt für eine Kilowattstunde (kWh) Strom, wie das Vergleichsportal Verivox ermittelt hat (Datenstand: 21. Mai 2023) und liegen damit deutlich unter dem Preisdeckel von 40 Cent. Zum Vergleich: Zu Spitzenzeiten im Herbst 2022 lag der Durchschnittspreis für Neukunden bei fast 70 Cent, viele Hamburger flohen verschreckt in die Grundversorgung zu Vattenfall – die kostet derzeit 41 Cent, was inzwischen aber wieder als recht teuer gilt.
„Angesichts der aktuellen Marktlage ist es sinnvoll, aus der Grundversorgung wieder in einen regulären Vertrag zu wechseln“, sagt Verbraucherschützer Jan Bornemann. Energieexperte Thorsten Storck vom Vergleichsportal Verivox rechnet in der „Süddeutschen Zeitung“ vor: „Durch einen Wechsel aus der Grundversorgung kann ein Haushalt im Schnitt über 500 Euro bei Strom und über 600 Euro bei Gas einsparen”.
Grundversorgung vergleichsweise teuer
Grundversorger ist immer derjenige Anbieter, der in einer Region die meisten Kunden hat. In die Grundversorgung fällt ein Haushalt automatisch, wenn er bei einem Anbieter kündigt, ohne einen neuen Vertrag abzuschließen. Bei Strom gibt es 800 Grundversorger in ganz Deutschland, bei Gas etwa 700. Bis zu den Turbulenzen am Energiemarkt galten sie als teuer, weshalb die meisten Kunden sich möglichst schnell wieder um einen regulären Vertrag kümmerten. Als die Energieunternehmen jedoch wegen des Kriegsausbruchs ihre Tarife teils drastisch erhöhten, erschienen die Grundversorger plötzlich als attraktiver Rettungsanker.
Ein Bruchteil der Grundversorger hat nun angekündigt, die gesunkenen Beschaffungspreise weiterzugeben und ihre Tarife zu senken. Laut Verivox planen insgesamt 91 Strom- und 80 Gasfirmen bis Juli, ihren Kunden in der Grundversorgung weniger zu berechnen. Strom wird demnach im Schnitt um rund 14 Prozent günstiger, Gas um 23 Prozent. Allerdings hatten viele Grundversorger vor einigen Monaten gerade die Preise kräftig erhöht.
Die Hamburger Grundversorgung bleibt allerdings unverändert: „Im Vergleich mit anderen Grundversorgern liegt der Arbeitspreis mit rund 41 Cent in Hamburg und Berlin auf einem moderaten Niveau“, heißt es bei Vattenfall auf MOPO-Nachfrage. Zum Vergleich: Noch bis Oktober 2022 lag der Grundversorgungspreis in Hamburg bei 28,9 Cent. Trotzdem ist Vattenfall im Bundesvergleich noch günstig: 45,8 Cent pro Kilowattstunde kostet die Grundversorgung im Schnitt – das Niveau bleibt also weit entfernt von den Tarifen vor der Energiekrise.
Neukunden zahlen wieder weniger
Deutlich günstiger bietet Vattenfall seinen Strom für Neukunden an: 35 Cent Cent – also unter dem Strompreisdeckel, der bei 40 Cent liegt. Das heißt: Die Kunden aller Versorger zahlen für 80 Prozent ihres Verbrauches noch bis 30. April 2024 maximal 40 Cent, alles darüberhinaus wird vom Staat bezahlt.
Laut Verivox liegen nach wie vor knapp 80 Prozent aller Strom- und fast 90 Prozent aller Gastarife in der Grundversorgung über den Preisbremsen. Anbieter, etwa die Düsseldorfer Firma Windströöm, verlangen sogar fast 98 Cent, lassen sich also mehr als die Hälfte ihrer Rechnungen durch Steuergeld erstatten. Auch der städtische Energieversorger Hamburg Energie (aktuell 49,9 Cent pro Kilowattstunde) liegt über der Preisbremse.

Jan Bornemanns Tipp für Wechselwillige: „Ratsam ist eine Preisbindung von maximal einem Jahr, gerade bei Gasverträgen, weil die Preise da noch deutlich sinken könnten.“
Der Hamburger Grundversorger für Gas ist Eon und wie beim Strom bleiben auch hier die Preise zunächst unverändert: 15,18 Cent pro Kilowattstunde. Ein Eon-Sprecher verweist auf MOPO-Nachfrage auf die Marktpreise, die trotz sinkender Kurve weiterhin über den Werten von 2021 liegen. Wie beim Strom ist aber auch die Gasgrundversorgung in Hamburg relativ günstig: Der bundesweite Durchschnittswert liegt bei 15,57 Cent. Der Deckel liegt hier bei zwölf Cent.
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Der günstigste verfügbare Gastarif für Neukunden liegt laut Verivox bei 10,28 Cent/kWh (inklusive Grundpreis), ein Verbrauch von 20.000 kWh kostet 2.055 Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 betrug der durchschnittliche Gaspreis noch 6,12 Cent pro kWh.