Strom sparen: Wann knipst Hamburg das Licht aus?
Städte in ganz Deutschland kündigen an, die nächtliche Fassadenbeleuchtung abzustellen, um Strom zu sparen. Berlin etwa will 200 Sehenswürdigkeiten im Dunkeln lassen. Gehen bald auch an Rathaus und Elphi die Lichter aus? Einen prominenten Fürsprecher hat die Idee schon mal.
Städte in ganz Deutschland kündigen an, die nächtliche Fassadenbeleuchtung abzustellen, um Strom zu sparen. Berlin etwa will 200 Sehenswürdigkeiten im Dunkeln lassen. Gehen bald auch an Rathaus und Elphi die Lichter aus? Einen prominenten Fürsprecher hat die Idee schon mal.
Professor Mojib Latif, Meteorologe und einer der profiliertesten deutschen Klimaforscher, begrüßt den Vorstoß: „Ich finde, das ist ein wichtiges Signal“, sagt Latif im Gespräch mit der MOPO: „Damit kann der Staat zeigen, dass er nicht nur von den Bürgern fordert, die Heizung runterzuschalten und kürzer zu duschen, sondern, dass er auch selbst zu Einsparungen bereit ist.“
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Senatssprecher Marcel Schweitzer gibt sich noch zurückhaltend: „Wir prüfen derzeit generell Energiesparmöglichkeiten, auch beim Strom. Dabei spielt auch die nicht sicherheitsrelevante Beleuchtung eine Rolle.“

Auch in den Bezirken wird überlegt, ob Beleuchtungen an öffentlichen Gebäude früher ausgeschaltet werden, so etwa am Bergedorfer Schloss. Man müsse dabei aber immer das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger berücksichtigen, so ein Sprecher des Bezirks Bergedorf.
Zunächst erstrahlen Speicherstadt und Co. also nachts weiter in hellem Glanz. Selbst wenn das kostbare Kilowattstunden kostet: Daran etwas zu ändern, ist nicht so einfach, wie man vielleicht denkt.
Mal kurz für eine Stunde symbolisch alles runterfahren, wie es zu der vom WWF initiierten „Earth Hour“ jedes Frühjahr in Hamburg passiert, das ist einfach. Aber zu entscheiden, welche Lampen in den kommenden Monaten früher ausgehen, oder gar nicht erst angehen, das ist aufwendig.
Energie sparen: Städte schalten Fassadenbeleuchtung ab
Das Problem: Städte haben keinen großen Lichtschalter, den man einfach an- und ausschalten kann. Wie schwierig es ist, es nachts tatsächlich an den gewünschten Stellen dunkel werden zu lassen, erlebt gerade Tostedt im Landkreis Harburg.
Die Gemeinde südlich von Hamburg hatte bereits vor Monaten beschlossen, die Straßenbeleuchtung auf den Nebenstraßen ab dem 19. Juli nachts probeweise auszuschalten. „Die kurzfristige Umsetzung ist nicht so einfach umzusetzen wie gedacht”, sagte Tostedts Erster Samtgemeinderat Stefan Walnsch im „Abendblatt“: „In der Gemeinde gibt es Dutzende Schaltschränke, die jeweils für einige Straßenzüge die Laternen steuern. Wenn Teile der Straßen wegen Fußgängerüberwegen weiter in der Nacht beleuchtet werden sollen, muss das in den Schaltschränken angepasst werden.“
Berlin: Sehenswürdigkeiten nachts im Dunkeln
Auch in Berlin ist die Dunkelheit nicht einfach so zu haben: Rund 1400 Scheinwerfer an 200 Sehenswürdigkeiten müssen von Technikern nach und nach außer Betrieb gesetzt werden. Siegessäule, Staatsoper, das Rote Rathaus und das Schloss Charlottenburg etwa sollen nicht mehr angestrahlt werden.
Ab Ende Juli soll auch das Reichstagsgebäude bei Nacht nur noch eingeschränkt beleuchtet sein, hat der Bundestag beschlossen. Und auch in der Reichstagkuppel sollen nach der Besuchszeit die Lichter ausgehen.
Das aufwendige Procedere dauert mehrere Wochen und kostet laut Senatsverwaltung am Ende 40.000 Euro – was ungefähr dem entspricht, was die Stadt für den Strom bezahlt hätte.
Eine Vorreiterrolle beim Thema „Licht aus“ nehmen bayerische Kommunen ein: Augsburg etwa hat bereits Anfang Juli beschlossen, die Fassadenbeleuchtung historischer Bauten herunterzufahren und die Straßenbeleuchtung zu dimmen. Es werde sogar geprüft, welche Ampeln nachts ausgeschaltet werden können.
Auch Städte in Nordrhein Westfalen, wie Aachen, Köln und Essen kündigen an, unter anderem an der Fassadenbeleuchtung zu sparen.
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Wenn aber die Abschaltung so kompliziert ist und am Ende fast so viel kostet, wie der Strom, ist das die Mühe dann überhaupt Wert?
„Unbedingt“, sagt Mojib Latif: „Geld ist nicht das Problem, sondern die Energie, die verschwendet wird.“ Gestern war der „Earth Overshoot day“, das ist der Tag, an dem die Menschheit die Ressourcen aufgebraucht hat, die die Erde in einem Jahr ersetzen kann.