Ärger um Sitzflächen in Hamburg-Mitte: „Sind wir Anwohner zweiter Klasse?“
In Berlin gibt es sie schon, auch in Eimsbüttel finden sie Anklang: sogenannte Parklets. Das sind provisorische kleine Oasen am Straßenrand, für die ehemalige Parkplätze mit Sitzplätzen und Grün ausgestattet werden. Auch im Bezirk Mitte wollen Anwohner eins einrichten – doch da gelten plötzlich andere Regeln.
„Wir haben eine schöne Gemeinschaft hier, aber keinen geeigneten Nachbarschaftstreff“, sagt Marcel Neumann aus der Neustadt. Bislang treffe sich eine Gruppe von rund 30 Anwohner:innen freitagabends öfters bei dem Kiosk in der Nähe des Valentinkamps. Doch einen geeigneten Platz, um gemeinsam draußen sitzen zu können, gebe es nicht. Ein Parklet sei deshalb „eine geniale Idee“, findet Neumann. Der Bezirk Mitte blockt jedoch ab – und besonders die Kommunikation irritiert die Anwohner.
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In Berlin gibt es sie schon, auch in Eimsbüttel finden sie langsam Anklang: sogenannte Parklets. Das sind provisorische kleine Oasen am Straßenrand, für die ehemalige Parkplätze mit Sitzplätzen und Grün ausgestattet werden. Auch im Bezirk Mitte wollen Anwohner:innen eins einrichten – doch da gelten plötzlich andere Regeln.
Im Eppendorfer Weg kann man sich jetzt, umgeben von Hochbeeten, auf einen Klönschnack treffen oder einfach einen Moment ausruhen. Denn Anwohner:innen haben hier vor einigen Monaten ein Parklet geschaffen.
Mit bis zu 1000 Euro unterstützt der Bezirk Eimsbüttel Bürger:innen dabei, solche Parklets versuchsweise auf ehemaligen Parkplätzen aufzubauen – damit soll erprobt werden, ob öffentlicher Raum besser genutzt wird, wenn es weniger Parkplätze gibt. 40 Prozent der Fläche müssen zudem begrünt werden.
Parklets in Hamburg: Bezirk Eimsbüttel fördert sie
„Eine geniale Idee“, findet Marcel Neumann. Er wohnt etwa vier Kilometer vom Eppendorfer Weg entfernt, nahe dem Valentinskamp in der Neustadt. „Wir haben eine schöne Gemeinschaft hier, aber keinen geeigneten Nachbarschaftstreff“, sagt der IT-Projektmanager der MOPO. Bislang treffe sich eine Gruppe von rund 30 Anwohner:innen freitagabends öfters bei dem Kiosk in der Nähe. Doch einen geeigneten Platz, um gemeinsam draußen sitzen zu können, gebe es nicht.

Die Parklet-Idee habe daher sofort Anklang gefunden. Die Anwohner:innen guckten sich eine Parkbucht vor dem Valentinskamp 47 aus. Ein Landschafts- und Gartenbauer wollte sich um das Grün kümmern. „Wir würden da gern etwas Schönes für die Nachbarschaft einrichten und es auch pflegen“, sagt Neumann.
Hamburger Innenstadt: Parklets vom Bezirk Mitte „nicht erwünscht”
Doch als er sich mit dem Vorschlag an den zuständigen Bezirk Mitte wendet, ist die Antwort ernüchternd: Kolleginnen und Kollegen im Fachamt hätten sich mit dem Vorhaben beschäftigt, heißt es in der E-Mail, die der MOPO vorliegt. „Eine Umwandlung von Parkständen in Parklets ist im Bezirksamtsbereich Hamburg-Mitte im Gegensatz zum Bezirk Eimsbüttel nicht gewünscht.“
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Die Anwohner:innen sind enttäuscht. „Wir können nicht verstehen, warum die Parklets in Eimsbüttel sogar gefördert werden, aber in Mitte nicht gewollt sind“, sagt Neumann. Vor allem die krude Antwort des Bezirks macht die Anwohner:innen wütend. „Es klingt, als ob die da oben einfach eine Entscheidung treffen. Sind wir hier Anwohner zweiter Klasse?“ Dass es seitens des Bezirks keinerlei Dialog gebe, ärgere ihn noch mehr als die Ablehnung an sich, so Neumann. „Die Kommunikation der Stadt irritiert mich sehr. Einerseits wird für Parklets geworben, aber wenn wir eins umsetzen wollen, werden wir vor den Kopf gestoßen.“
Hamburger für Parklets: Anwohner:innen sammeln Unterschriften
Auf MOPO-Nachfrage heißt es nun, dass fachliche Gründe gegen einen Parklet-Versuch im Valentinskamp sprächen. Derzeitige Bautätigkeiten im Hochbau, Leitungsbau und der Veloroutenausbau ließen ihn nicht zu, sagt die Sprecherin – zudem sollen Stellplätze in zentralen Lagen in der Innenstadt erhalten bleiben.
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„Die Parkbucht ist eine Lieferzone mit eingeschränktem Halteverbot, die kaum genutzt wird“, hält Neumann dagegen. Zudem gebe es auf dem Valentinskamp genug andere Stellplätze – schließlich wurde eine Spur der ehemals zweispurigen Straße gerade in einen Fahrradweg und Stellplätze umgewandelt. Auch Ladenbetreiber haben nichts gegen die Idee, sagen sie der MOPO. Nun sammeln Neumann und seine Nachbar:innen Unterschriften – rund 50 Unterstützer:innen hat das Parklet im Valentinskamp schon gefunden.