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  • Am Samstag fahren in Hamburg keine Busse und U-Bahnen. Grund ist ein Streik von Verdi. In einem offenem Brief bitten die Mitarbeiter um Verständnis.

Streik trotz Corona: Keine Busse und U-Bahnen am Samstag: Fahrer bitten um Verständnis

Ausgerechnet in der zweiten Welle der Pandemie sollen am Samstag U-Bahnen und Busse stillstehen. Grund dafür ist ein geplanter Streik der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die sich mit der Hochbahn nicht über die Arbeitsbedingungen einigen kann. In einem offenen Brief werben die Fahrer um Verständnis bei den Fahrgästen: „Jetzt ist eine Belastungsgrenze erreicht.“ 

Ab Samstagfrüh ab 3 Uhr werden Busse und U-Bahnen stillstehen. 24 Stunden lang will die Gewerkschaft Verdi so auf die aus ihrer Sicht inakzeptablen Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter aufmerksam machen. 

„Streiks sind immer das letzte Mittel, das ist uns bewusst. Aber glauben Sie uns bitte, dass uns solche Entscheidungen nie leichtfallen“, heißt es darin. Die Hochbahn habe die Verhandlungen „für gescheitert erklärt“ und bewege sich „keinen Millimeter“.

Verdi: Bus- und U-Bahnfahrer sind an der Belastungsgrenze

Dabei hätten die Fahrer längst ihre „Belastungsgrenze“erreicht. Über 70 Prozent würden demnach regelmäßig drei Stunden pro Woche länger arbeiten als vereinbart. Wegen enger Fahrpläne und hohem Verkehrsaufkommen bliebe kaum Zeit für den Weg zur Toilette.

„Bei uns bedeutet Schichtarbeit, dass eine Schicht bis zu zehn Stunden dauern kann, bei sogenannten geteilten Diensten sogar bis zu 14 Stunden. (…) Im Fahrdienst haben wir durchschnittlich nur etwa jeden zweiten Sonntag frei, viele weniger. Überstunden gehören zu unserem Job wie der Führerschein“, heißt es in dem Brief. Und weiter: „Bundesweit ist die Belastung hoch, ebenso die Krankenstände.“

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Die Erwartungen an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) seien in den letzten Jahren massiv gestiegen. „Die Bedrohung durch den Klimawandel verlangt nach einem starken ÖPNV, der elementar für einen klimagerechten Verkehr einer Großstadt wie Hamburg ist. Die Politik hat als Ziel den Hamburg-Takt festgelegt und möchte dadurch die Mobilität von uns allen erleichtern. Alles schön und gut, und auch wichtig, aber denkt auch jemand an die Arbeitsbedingungen? Wie soll ein nachhaltiger ÖPNV funktionieren, wenn die Arbeitsbedingungen nicht nachhaltig sind?“

„Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten alle mit viel Engagement, aber jetzt ist eine Belastungsgrenze erreicht“, ergänzt Verdi-Verkehrssprecher Natale Fontana.

Hochbahn und VHH reagieren empört über Streik

Die Gewerkschaft fordert für die Bahn- und Busfahrer mehr Geld, eine Begrenzung der täglichen Höchstarbeitszeit, höhere Zulagen für belastende Schichten sowie die Erfassung von Überstunden ab der ersten Minute bei Fahrzeugverspätungen.

Die Hochbahn bietet eine Erhöhung des Entgelts in Anlehnung an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) an. Für Verdi inakzeptabel: „Unsere Löhne sind nicht mit dem öffentlichen Dienst vergleichbar, denn dort verdienen Kollegen*innen für vergleichbare Tätigkeiten um die 500 Euro mehr im Monat“, heißt es dazu in dem Brief.

Hochbahn und VHH äußerten zuletzt ihr Unverständnis über den Arbeitskampf. „Der Streik ist für uns nicht nachvollziehbar und angesichts der Corona-Situation unverantwortlich“, erklärte Hochbahn-Sprecherin Constanze Dinse gegenüber der MOPO. Hochbahn-Vorsitzende Claudia Güsken wurde noch deutlicher: „Dass unser Angebot zum Schlichtungsverfahren mit einem Streik beantwortet wird, ist für uns unbegreiflich.“ 

Lesen Sie hier den ganzen offenen Brief von Verdi.

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