Hamburg bald voller Straßenhunde? Tierschutzvereine schreiben Brandbrief an Senat
Das gab‘s noch nie: Hamburgs Tierschutzvereine haben einen gemeinsamen Forderungskatalog aufgestellt, denn sie sind wütend. Von „existenzieller Not“ ist darin die Rede, es geht um das marode Tierheim Süderstraße, um Katzen, Tauben und andere Tiere. Die Ehrenamtler zeichnen ein dramatisches Bild von der Zukunft, inklusive streunender Straßenhunde. Die Verbraucherschutzbehörde erklärt auf MOPO-Nachfrage, welche Forderungen sie versteht – und welche nicht erfüllt werden.
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Das gab‘s noch nie: Hamburgs Tierschutzvereine haben einen gemeinsamen Forderungskatalog aufgestellt, denn sie sind wütend. Von „existenzieller Not“ ist darin die Rede, es geht um das marode Tierheim Süderstraße, um Katzen, Tauben und andere Tiere. Die Ehrenamtler zeichnen ein dramatisches Bild von der Zukunft, inklusive streunender Straßenhunde. Die Verbraucherschutzbehörde erklärt auf MOPO-Nachfrage, welche Forderungen sie versteht – und welche nicht erfüllt werden.
„Dem Tierschutz in Hamburg steht das Wasser bis zum Hals“, heißt es in dem Schreiben. Die vorwiegend aus privaten Spenden finanzierten Tierschutzorganisationen in Hamburg stünden vor existentieller Not. Zu den 13 Unterzeichnern gehören unter anderem der Hamburger Tierschutzverein, das Franziskus-Tierheim, Vier Pfoten, die Tiertafel und Gandolfs Taubenfreunde.
Tierheim Süderstraße in Not
„Wenn das Tierheim Süderstraße nicht mehr existiert, dann reichen die Kapazitäten nicht mehr aus, um sich allen Fundtieren anzunehmen“, sagt Frank Weber, Chef vom Franziskus-Tierheim. Er malt ein Horror-Szenario: Es werde Hamburg sicher nicht gut zu Gesicht stehen, wenn bald Straßenhunde durch die Stadt ziehen. Auf einer Visualisierung lassen die Vereine Straßenhunde schon mal vor der Speicherstadt streunen.
Der Hamburger Tierschutzverein (HTV), der das Tierheim Süderstraße betreibt, hatte den Vertrag mit der Stadt zum Ende des Jahres gekündigt und wollte keine Fundtiere mehr für die Stadt aufnehmen. Denn die zwei Millionen Euro, die die Stadt hierfür jährlich zahlt, decken nicht die Kosten von rund sechs Millionen Euro. Die Stadt profitiere laut HTV davon, dass der Betrieb durch Spenden aufrechterhalten wird. Eine Einigung über einen neuen Vertrag gibt es noch nicht. Doch das marode Tierheim benötigt dringend Geld, unter anderem für den Umzug in ein neues Gebäude.
Hamburger Tierschutzvereine stellen Forderungen
„Wir erwarten, dass die Stadt jetzt handelt und dafür sorgt, dass ein neues Tierheim gebaut wird“, sagt Weber. Die Vereine fordern die Bereitstellung eines Geländes zum Neubau des Tierheim Süderstraße noch innerhalb dieses Jahres sowie die Übernahme von mindestens 50 Prozent der entstehenden Kosten für den Bau durch die Stadt.
Weitere Punkte auf ihrer Liste: Eine Ausgabestelle für die Hamburger Tiertafel, die Errichtung von Taubenschlägen in Hamburg, die Einführung einer Katzenschutzverordnung mit Kastrationgebot für Katzen mit Freigang und die Abschaffung der Rasseliste für gefährliche Hunde. „Die Hundesteuer ist auch so ein Thema. Sie sollte zweckgebunden dem Tierschutz dienen und nicht für allgemeine Ausgaben verbraucht werden“, sagt Weber.
So reagiert die Verbraucherschutzbehörde
Was sagt die Verbraucherschutzbehörde zu dem Schreiben? Die Stadt will das so nicht auf sich sitzen lassen: „Das Wohl der Tiere ist uns ein wichtiges Anliegen“, sagt Sprecher Dennis Sulzmann. Die Forderungen seien bekannt und an einigen Punkten werde bereits gearbeitet. Die Verhandlungen über höhere Entgelte für den HTV seinen bereits erfolgreich abgeschlossen. „Wir sind dabei die entsprechende Drucksache zu erstellen“, so der Sprecher. Von einem neuen Gebäude ist allerdings keine Rede.
Eine gesetzliche Pflicht zur Versorgung kranker Wildtiere habe die Stadt nicht, stellt der Sprecher klar. Für den Umgang mit Stadttauben gebe es in den Bezirken aber „verschiedene Bestrebungen“. Auch eine Katzenschutzverordnung sei schon in Planung. Zudem habe sich Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina (Grüne) im Bund erfolgreich für strengere Gesetze gegen den illegalen Welpenhandel eingesetzt.
Tierschützer kündigen Demo an
Den Tierschützern sind diese Bemühungen nicht entgangen, trotzdem reicht das aus ihrer Sicht nicht aus, um ihre ehrenamtliche Arbeit in Hamburg zu sichern. Viel Ärger hat sich über Jahre angestaut, darum wollen sie am 11. August um 11 Uhr vor dem Rathaus demonstrieren. Auch der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, wird vor Ort sein.
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„Es ist an der Zeit, dass endlich etwas passiert. Hamburg ist stinkreich und kümmert sich trotzdem nicht richtig um den Tierschutz. Wir stemmen vieles ehrenamtlich, aber das können wir nicht ewig aufrechterhalten“, so Weber.