Straßen kleiner, Autos raus! So radikal könnte sich Wandsbek bald verändern
Weniger Autospuren, gesperrte Straßen, dafür mehr Lebensqualität: Wenn es nach der von Senatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) geführten Baubehörde geht, soll sich das Wandsbeker Zentrum in den kommenden Jahren radikal verändern. Die Behörde entwickelt bereits seit längerem ein Konzept für den Stadtteil – jetzt stehen die ersten Ideen fest. Und die haben es in sich.
Weniger Autospuren, gesperrte Straßen, dafür mehr Lebensqualität: Wenn es nach der von Senatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) geführten Baubehörde geht, soll sich das Wandsbeker Zentrum in den kommenden Jahren radikal verändern. Die Behörde entwickelt bereits seit längerem ein Konzept für den Stadtteil – jetzt stehen die ersten Ideen fest. Und die haben es in sich.
Dabei handelt es sich um den „Rahmenplan Zentrum Wandsbek“, der Entwurf ist im Internet öffentlich einsehbar. Im Detail könnten die Planungen die hochfrequentierte Wandsbeker Chaussee betreffen. Die zwei Kilometer lange, hauptsächlich in Eilbek verlaufende Straße, ist derzeit durchgängig auf sechs Spuren ausgebaut und wird an Werktagen von rund 45.000 Autos befahren.
Verkehrwende Wandsbek: Behörde stellt Entwurf vor
Der Entwurf sieht vor, die Wandsbeker Chaussee auf vier Streifen zu begrenzen. Dieses Modell soll von einem Planungsteam jetzt auf Machbarkeit untersucht werden, inklusive der möglichen Auswirkungen auf die umliegenden Straßen.
Damit aber noch nicht genug: Auch die am Wandsbeker Marktplatz gelegene Schloßstraße ist von den Planungen betroffen. Das Konzept sieht hier vor, eine mögliche Sperrung für den motorisierten Individualverkehr zu untersuchen, das beträfe dann private Autos und Motorräder. Stattdessen soll hier, sowie an der Wandsbeker Chaussee, der „öffentliche Raum gestaltet“ werden. Nähere Details liegen dazu noch nicht vor.
Entwurf: Wandsbeker Chaussee könnte schrumpfen
Skepsis in der bezirklichen Opposition. „Der Bereich Schloßstraße muss nicht schon wieder eine Flaniermeile werden“, sagt Birgit Wolff von der Wandsbeker FDP. Das Konzept hätte schließlich bereits in Volksdorf nicht überzeugt: Mehrere Monate waren in der Claus-Ferck-Straße und in der Straße Im Alten Dorfe die Parkplätze gestrichen und durch begrünte Holzkisten ersetzt worden. Die Einzelhändler waren froh, als es wieder vorbei war, vielen Passanten hatte das Konzept allerdings gefallen. Derzeit beraten Ausschüsse darüber, ob die dortige „Flaniermeile“ zurückkommt.

„Eine Stadt braucht auch Verkehrs- und Wirtschaftsraum“, begründet Wolff ihren Standpunkt, besonders im Hinblick auf die Wandsbeker Chaussee. „Für die fächerförmig geplante Stadt sind fächerförmig angeordnete Ein- und Ausfall-Straßen unersetzlich und die Wandsbeker Chaussee gehört dazu.“
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Nicht nur verkehrlich, auch städtebaulich soll sich das Wandsbeker Zentrum verändern: Der Entwurf schreibt besonders dem Busbahnhof eine große Bedeutung zu. Hier ist eine „Neuorganisation der Busverkehre“ und „Verbesserung der Aufenthaltsqualität“ vorgesehen.
Rahmenplan Zentrum Wandsbek: Das steht noch drin
Aber auch der betriebliche Busbahnhof der Hochbahn an der Wendemuthstraße soll auf „Nutzungserweiterung“ überprüft werden. Im Mai hatte die rot-grüne Bezirksversammlung unter anderem den Vorschlag aufgenommen, dort ein „Mixed Use“-Konzept, also die Kombination aus Wohnen und Gewerbegebiet, zu prüfen. Die Hochbahn hatte der Idee gegenüber der MOPO aber bereits eine Absage erteilt. Der Betriebshof würde für den laufenden Betrieb benötigt und unter anderem mit Ladestationen für E-Busse umgerüstet.

Klar ist: Das Gesicht von Wandsbek wird sich in den kommenden Jahren verändern. Wie genau – das ist noch völlig offen. „Ob die angesprochenen Maßnahmen möglich sind, wird sich erst im Verlauf der Ausarbeitung des Rahmenplans zeigen“, heißt es aus der Baubehörde. Derzeit könnten sich EU-weit Architekturbüros auf die Ausschreibung bewerben.
Insgesamt erstreckt sich das gesamte Projektgebiet über 620.000 Quadratmeter. Im Westen wird es begrenzt durch die Kantstraße in Eilbek, im Süden durch die Bärenallee in Marienthal, im Osten durch das Wandsbeker Gehölz sowie die Wendemuthstraße in Wandsbek sowie im Norden durch den ebenfalls in Wandsbek gelegenen Brauhausstieg und die Straße Quarree.
Basis für das Projekt ist das Magistralengutachten des Bezirks. Magistralen sind Hauptverkehrsstraßen, die laut dem von der Stadt festgeschriebenen Bündnis‘ für den Fuß- und Radverkehr attraktiver für diese Gruppen gestaltet werden sollen.