Sternbrücke in Hamburg: Klage gegen das Mammut-Projekt kommt
Nun muss Justitia entscheiden. Sobald der für das erste Quartal des kommenden Jahres erwartete Planfeststellungsbeschluss für den Neubau der Sternbrücke vorliegt, wird die Initiative Sternbrücke gegen diese Quasi-Baugenehmigung vor das Verwaltungsgericht ziehen. Es geht ihr darum, die „Monsterbrücke“ in letzter Sekunde noch zu stoppen. Das könnte den Bau deutlich verzögern und einem Senator erhebliche Probleme bereiten.
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Nun muss Justitia entscheiden. Sobald der für das erste Quartal des kommenden Jahres erwartete Planfeststellungsbeschluss für den Neubau der Sternbrücke vorliegt, wird die Initiative Sternbrücke gegen diese Quasi-Baugenehmigung vor das Verwaltungsgericht ziehen. Es geht ihr darum, die „Monsterbrücke“ in letzter Sekunde noch zu stoppen. Das könnte den Bau deutlich verzögern und Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) erhebliche Probleme bereiten.
Gut 32.000 Euro an Spenden hat die Ini schon zusammen – rund 70.000 Euro sollen es insgesamt werden, um die Klage, die von der renommierten Altonaer Anwaltskanzlei Mohr eingereicht werden soll, zu finanzieren. Bis 2027 will die Deutsche Bahn (DB) die Sternbrücke, über die täglich etwa 900 Regional- und Fernverkehrszüge sowie S-Bahnen fahren, durch eine neue Brücke ersetzen. Denn der Stahl des 1926 fertiggestellten Bauwerks ist ermüdet, eine Sanierung aus Sicht der Bahn nicht machbar.
Altona: Neue Sternbrücke wird ganz anders als die alte
„Ein Neubau der Brücke ist aus Sicht der Bahn zwingend erforderlich“, heißt es aus der Zentrale der DB, die jeder weiteren Debatte über den Erhalt der Brücke einen Riegel vorschiebt: „Die Diskussion zur Sanierung des Bauwerks ist abgeschlossen.“
Die Bahn plant nun eine 108 Meter lange und 26 Meter hohe Stabbogenbrücke, die – bis zu viermal höher als ihre Vorgängerin – sämtliche Bauten der Umgebung überragt und sich nicht in das Stadtbild einfüge, wie die Gegner monieren. Auch müssen für den Neubau die unter der Brücke angesiedelten Clubs, darunter das „Fundbureau“, die „Beatboutique“ und der „Waagenbau“, weichen und anderorts weitermachen – zum Teil bei doppelter Miete. Auch sollen für den Brückenbau 85 Bäume gefällt werden.
Dass eine neue Brücke – wie die alte – auf schweren Pfeilern ruht und damit wesentlich kleiner ausfällt, will die von Anjes Tjarks (Grüne) geführte Verkehrsbehörde nicht: Der Senator will die Verkehrsfläche unter der Brücke deutlich verbreitern, um ein Nadelöhr für den Busverkehr zu beseitigen und auch Platz für den Fahrradverkehr zu schaffen. Das wiederum funktioniert nur, wenn die neue Brücke freischwebend die Kreuzung Stresemannstraße/Max-Brauer-Allee überspannt.
So begründet die Initiative die Klage gegen die Sternbrücke
Die Kritiker:innen des Neubaus aber beklagen, dass von der geplanten Fahrbahnerweiterung vor allem der private Autoverkehr profitieren wird und es keinerlei Detailplanungen der Behörde dazu gibt, wie der Straßenraum unter der Brücke zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmer:innen aufgeteilt werden soll. Schon seit Jahren laufen viele Anwohner:innen Sturm gegen das geplante Bauwerk. Die bisherige Bürger:innenbeteiligung empfinden sie als Farce. Über mögliche Alternativen, etwa einen Gegenentwurf des Architekten Karsten Brauer, sei nicht ernsthaft diskutiert worden.
„Die Klage ist das letzte Mittel, um den überdimensionierten Entwurf mit seinen schlimmen Konsequenzen für das Viertel zu stoppen“, begründet die Ini die geplanten juristischen Schritte gegen den Planfeststellungsbeschluss, der eigentlich schon für vergangenen Sommer angekündigt war. Und bekommt reichlich Rückenwind. Hamburgs Ex-Oberbaudirektor Jörn Walter findet „diese Brücke unmöglich“, und auch Tjarks’ grüne Parteifreunde in Altona sind von dem Projekt längst abgerückt.
Sternbrücke: Initiative hofft auf vorläufigen Baustopp
Die Sternbrücken-Initiative hofft, dass das Gericht zunächst einmal einen vorläufigen Baustopp verhängt, damit bis zum endgültigen Urteil keine Fakten geschaffen werden. Das könnte den Zeitplan der Bahn durcheinanderwirbeln und Tjarks weiter beschädigen. Denn seine Behörde, die die angedrohte Klage nicht kommentieren möchte, steht immer wieder im Fokus der Kritik, da die Bahn auf die Vorgaben des Senats verweist: Nur weil Tjarks den Straßenraum unter der Brücke erweitern wolle, habe man überhaupt so ein Mammut-Bauwerk geplant, so die Erzählung.
Auch Jörn Walter bestätigte auf einer Veranstaltung diese Argumentation, die aber nicht ganz richtig ist. Denn die Blaupause für einen Brücken-Neubau, der sich von den heutigen Planungen kaum unterscheidet, legte der Bahn-Konzern bereits Jahre vor Tjarks’ Amtsantritt vor.
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Wird die Klage der Initiative vom Gericht abgeblockt, dürfte der Zug für eine grundlegende Veränderung der Pläne abgefahren sein. Können die Brücken-Gegner den Neubau aber zumindest zeitweilig stoppen, gibt es genug Zeit, den Schwarzen Peter noch ein paar Mal hin und her zu schieben.