Sprit-Preise: „Solange das Geld nicht nach Russland fließt, zahle ich gerne mehr“
Tanken ist teuer geworden: Aktuell kosten Benzin und Diesel mehr als 2,20 Euro pro Liter. Während Neuseeland die Ticket-Preise für den öffentlichen Nahverkehr halbiert, möchte Finanzminister Christian Lindner (FDP) Medienberichten zufolge nun einen Tank-Zuschuss zur Verfügung stellen. Die MOPO hat bei Autofahrer:innen nachgefragt, wann für sie die rote Spritpreis-Linie erreicht ist. Eines haben die Befragten gemeinsam.
Lillo Lagona (62) betreibt ein italienisches Restaurant am Fischmarkt. Sein Auto nutzt er für geschäftliche Transporte. Dazu hat er sich den Wagen erst letztes Jahr angeschafft – und ist direkt in die Spritpreis-Spirale geraten. Will er sein Auto stehen lassen, wenn es noch teurer wird? „Ich tanke immer für 20 Euro – die Frage ist, wie weit ich damit bald noch komme”, scherzt Lagona.
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Tanken ist teuer geworden: Aktuell kosten Benzin und Diesel mehr als 2,20 Euro pro Liter. Während Neuseeland die Ticket-Preise für den öffentlichen Nahverkehr halbiert, möchte Finanzminister Christian Lindner (FDP) Medienberichten zufolge nun einen Tank-Zuschuss zur Verfügung stellen. Die MOPO hat bei Autofahrer:innen nachgefragt, wann für sie die rote Spritpreis-Linie erreicht ist. Eine Gemeinsamkeit: Sie alle sind nur noch in Ausnahmefällen mit dem Auto unterwegs.
„Wie weit komme ich für 20 Euro noch?“
Lillo Lagona (62) betreibt ein italienisches Restaurant am Fischmarkt. Sein Auto nutzt er für geschäftliche Transporte. Dazu hat er sich den Wagen erst letztes Jahr angeschafft – und ist direkt in die Spritpreis-Spirale geraten. Will er sein Auto stehen lassen, wenn es noch teurer wird?
„Ich tanke immer für 20 Euro – die Frage ist, wie weit ich damit bald noch komme”, scherzt Lagona. Am liebsten ist er auf seiner Vespa unterwegs. Bei schlechtem Wetter oder wenn er in Gesellschaft ist, nutzt Lagona aber auch gerne den HVV: „Da kann man sich chauffieren lassen und dabei die Aussicht genießen!”
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„Für Sprit zahlen wir jetzt 140 Euro mehr im Monat”
Catalin Mustata (41) wohnt in Neugraben. „Meine Frau und ich haben drei Kinder – für viele Dinge ist das Auto unsere Alternative”, sagt der Opernsänger. Mit ihrem Van fährt die Familie regelmäßig nach Sardinien oder zur Familie in Rumänien. „Flugtickets für fünf Personen und dann ein Mietwagen vor Ort – das summiert sich”, sagt Mustata. Die hohen Spritpreise bekommt die Familie deutlich zu spüren: „Im Monat geben wir jetzt 140 Euro mehr für Sprit aus als letztes Jahr”. Zur Arbeit in die Staatsoper fährt Mustata täglich mit der S-Bahn. Auf diesem Wege spart er Geld und muss sich keine Sorgen machen, vor den Elbbrücken im Stau zu stehen.
„Solange das Geld nicht nach Russland fließt, zahle ich gerne mehr“
Lena Schwarzer (43) wohnt in Eimsbüttel – und lässt ihr Auto dort meist stehen. Die Fitness-Trainerin ist in ihrer Nachbarschaft zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. „Ich habe meinen Wohnort extra so gewählt, dass alles schnell erreichbar ist”, sagt sie. Nur für größere Transporte und schwere Getränkekisten greift sie auf das Auto zurück. Die steigenden Spritpreise bekommt sie deshalb kaum zu spüren. Sie findet: „Wenn der Sprit dafür nicht aus Russland kommt, zahle ich auch gerne ein bisschen mehr!”
„3 Euro sind für mich die Grenze!“
Franziska Müller (77) aus Neustadt ist für Einkäufe und Arztbesuche auf ihr Auto angewiesen. Die hohen Preise machen sie wütend: „Das ist Abzocke – von der Regierung wird so viel Geld verplempert, aber die kleinen Leute werden zur Kasse gebeten!“. Momentan verzichtet sie auf längere Fahrten. Wegen der Pandemie fühlt sie sich in den öffentlichen Verkehrsmitteln auch mit Maske unwohl. Trotzdem sagt die Rentnerin: „Bei 3 Euro pro Liter ziehe ich die Grenze! Dann bleibe ich zuhause.”
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„In der Hood bin ich jetzt zu Fuß unterwegs“
Als Emre Coskun seinen Führerschein machte, kostete ein Liter Diesel 96 Cent – das ist sieben Jahre her. Seinen Sportwagen schafft der 25-jährige nächsten Monat ab. Stattdessen überlegt er, auf Hybrid umzusteigen. „Vor zwei Monaten wäre ich nicht auf diese Idee gekommen, aber seit drei Wochen frisst mir das Auto die Haare vom Kopf“, gibt er zu. In seiner Freizeit ist Coskun zu Fuß oder auf gemieteten E-Rollern unterwegs. „Mittlerweile bilden wir auch Fahrgemeinschaften im Freundeskreis“, erzählt er. Ganz auf ein Auto verzichten kann er nicht – beruflich lackiert er Schiffe und ist deshalb viel in Norddeutschland unterwegs.