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  • Foto: Florian Quandt

Stadtteilpreis: Darum verschenkt dieser Bank-Chef 100.000 Euro

Wandsbek –

Es ist so viel Geld! Seit 2009 vergeben die MOPO und die PSD Bank Nord gemeinsam den Stadtteilpreis. 100.000 Euro gehen an gemeinnützige Einrichtungen mit Sitz in Hamburg, aufgeteilt auf zehn Gewinner. Jetzt hat die Bewerbungsphase begonnen. Die MOPO sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden der Bank, André Thaller, darüber, warum sich Unternehmen sozial engagieren müssen – und warum sein Institut mit Sitz in Wandsbek diese enorme Summe vergibt. 

MOPO: Warum verschenkt eine Bank so viel Geld?
André Thaller: Kurz gesagt: weil es wichtig ist. Wir spenden und investieren ja quasi gleichzeitig – denn wo ist unser Geld besser aufgehoben als bei Einrichtungen und Vereinen, die sich für Benachteiligte und für ein besseres Miteinander einsetzen? Letztlich handeln viele dieser Beteiligten nach dem genossenschaftlichen Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“, welches wir als Genossenschaftsbank seit jeher verfolgen. Wir stehen zu diesem Förderauftrag und haben großes Interesse daran, das Zusammenleben in unserer Region zu unterstützen und zu verbessern.

Warum ist es wichtig, dass Unternehmen sich sozial engagieren?

Die finanziellen Mittel von staatlicher Seite reichen leider oft nicht aus, um all denen zu helfen, die es dringend nötig haben. Ich sehe es daher als moralische Verpflichtung, dass jeder einzelne im Rahmen seiner Möglichkeiten einen sozialen Beitrag leistet. Das gilt umso mehr, je größer die Verantwortung ist, die einem übertragen wurde. Unternehmen, vertreten durch deren Geschäftsleiter, tragen eine hohe gesellschaftliche Verantwortung und sollten daher ihren Beitrag zum Gemeinwohl leisten. Nur so kann sich die Situation verbessern. Mit dem Stadtteilpreis sind wir nun im elften Jahr und freuen uns immer wieder, wieviel wir damit bewegen können.

Durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie geht es vielen Menschen schlechter. Glauben Sie, dass das die soziale Spaltung in Hamburg weiter vorantreibt?

Leider war die soziale Spaltung in Hamburg schon vor Corona sichtbar. Die Armutsquote in der Stadt steigt. Bezieht man die hohen Lebenshaltungskosten in der Stadt mit ein, sind wir bedauerlicherweise bundesweit auf Platz 1. Gleichzeitig haben wir bundesweit mit 9,6 Prozent die höchste Reichtumsquote. Diese Zahlen sprechen für sich. Ich befürchte, die Spaltung wird weiter voranschreiten: Vermutlich werden besonders die Menschen unter Corona leiden, die sowieso nur wenig zum Leben haben wie Arbeitslose, Alleinerziehende, Geflüchtete und auch Obdachlose.

Den Stadtteilpreis gibt es seit mehr als zehn Jahren. Ihr bisheriges Fazit?

Mittlerweile sind wir mit dem Stadtteilpreis zu einer festen Institution in unserer Stadt geworden – das freut mich sehr. Bisher konnten wir bereits mehr als 200 Projekte mit mehr als einer Million Euro fördern. Und von der Arbeit der Vereine und Einrichtungen haben wiederum viele Bewohner Hamburgs profitiert. Dieser nachhaltige Erfolg motiviert uns, weiter vielen Institutionen und Organisationen bei ihrer wichtigen Arbeit zu helfen. 

Welche Art von Projekten liegen Ihnen persönlich vor allem am Herzen?

Ich möchte mich da gar nicht auf einen Bereich festlegen. Mich beeindrucken vor allem die vielen ehrenamtlichen Mitbürger der Stadt – die sich oft mit großem Zeitaufwand neben Beruf und Familie über Jahre für „ihr Thema“ einsetzen und engagieren. Davor ziehe ich bei jedem meinen Hut.

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