Hamburg verhindert Bau-Projekt von Wohn-Giganten
Das Quartier „Neue Mitte Stellingen” soll ein neues, schickes Stadtteilzentrum werden – und auch gleich rund 700 Wohnungen bieten. Doch für einen Teil davon wird es jetzt eng. Was dahintersteckt.
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Das Quartier „Neue Mitte Stellingen” soll ein neues, schickes Stadtteilzentrum werden – und auch gleich rund 700 Wohnungen bieten. Doch für einen Teil davon wird es jetzt eng. Was dahintersteckt.
Das könnte das Aus sein für die Buwog Bauträger GmbH in der „Neuen Mitte Stellingen“: Das Unternehmen, das zum Wohnungsriesen Vonovia gehört, will am Sportplatzring knapp 240 Wohnungen bauen. Nach MOPO-Informationen wurde die Anhandgabe des Grundstücks durch die Stadt nun aber nicht verlängert. Zunächst berichtete das „Abendblatt“, dass die zuständige Kommission für Bodenordnung (KfB) dem Vorhaben Anfang November einen Riegel vorgeschoben habe.
Hamburg: Langer Stillstand in der Neuen Mitte Stellingen
Durch die sogenannte Anhandgabe wird die Zeit vor dem Grundstückskauf gesichert: Der vorgesehene Käufer bekommt eine Frist, Details wie zur Finanzierung für den Vertrag zu regeln und die Stadt verpflichtet sich, das Grundstück währenddessen niemand anderem anzubieten.
Doch nach fünf Jahren Stillstand war das Fass anscheinend voll: Die Buwog bekam schon 2018 den Zuschlag, doch richtig voran ging es nicht. Dazu die gestiegenen Baukosten und Zinsen: Mittlerweile fragte man sich, ob das Projekt überhaupt realisiert werden kann. Das „Abendblatt“ berichtet gar von einem vertraulichen Schreiben vom Sommer, wonach die Buwog das Projekt aus wirtschaftlichen Gründen nur umsetzen könne, wenn das Grundstück statt eines Verkaufs per Erbbaurecht für 100 Jahre übergeben würde. Heikel, denn 2019 gab es Berichte, dass die Buwog den Zuschlag gerade deshalb bekam, weil sie einen hohen Kaufpreis von 40 Millionen Euro bot – nicht aber, weil das Konzept besser war.
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SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf ist Mitglied der KfB, die den Grundstücksgeschäften der Stadt zustimmen muss. Er äußerte sich gegenüber der MOPO nicht zu der vertraulichen Sitzung und ihren Beschlüssen. Nur so viel: „Vonovia und andere börsennotierte Wohnungsunternehmen verhalten sich nicht mieterfreundlich und grundsätzlich passt das System, börsennotiert mit Wohnungen Geld zu machen, nicht zu Hamburg”, sagte er. „Es treibt Spekulationen, und aus meiner Sicht sollten wir solche Unternehmen hier nicht unterstützen und wir brauchen sie auch nicht.” Es gebe viele andere private Bauherren, die SAGA und Genossenschaften, die verantwortlich handelten. Vonovia steht wegen Mieterhöhungen und mangelndem Erhalt der Gebäude in Kritik.
Neue Mitte Stellingen: Das sagt die Buwog
Und was sagt die Buwog zu dem Ganzen? „Der Sachverhalt ist uns bekannt“, so der Sprecher zur MOPO. Im Vertrauen auf einen positiven Abschluss habe das Unternehmen über die Jahre viel investiert. Die Buwog sei offen dafür, den Prozess konstruktiv weiterzuführen. Zudem sei man davon überzeugt, ein sehr gutes Konzept eingereicht zu haben. Der Kaufpreis habe bei der Vergabe nur eine untergeordnete Rolle gespielt.
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Wie es jetzt aber mit den dringend benötigten Wohnungen weitergeht, ist offen. „Wir wollen mit anderen Bauherren bauen, aber gleichzeitig ist es eine schwierige Lage“, sagt Kienscherf. Wird das Grundstück jetzt neu ausgeschrieben? Die Finanzbehörde hält sich bedeckt. Darüber werde gegebenenfalls künftig zu entscheiden sein, so ein Sprecher zur MOPO. „Wir äußern uns nicht zu einzelnen Vertragskonstellationen, überdies unterliegt die Arbeit der KfB der Vertraulichkeit. Selbstverständlich aber besteht seitens der Stadt ein hohes Interesse daran, dort schnellstmöglich Wohnungsbau zu realisieren.”