„Sensation“: Stadt kauft Mundsburg-Tower – und hat große Pläne
Sensationeller Neuerwerb: Das städtische Sozialunternehmen Fördern & Wohnen (F&W) hat einen der drei „Mundsburg Tower“ in Barmbek-Süd gekauft. Das Unternehmen erklärt, was es mit der Immobilie vorhat – und die Linke hat eine Vermutung, warum der in die Kritik geratene bisherige Eigentümer sich so schnell und geräuschlos mit der Stadt über einen Verkauf geeinigt hat.
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Sensationeller Neuerwerb: Das städtische Sozialunternehmen Fördern & Wohnen (F&W) hat einen der drei „Mundsburg Tower“ in Barmbek-Süd gekauft. Das Unternehmen erklärt, was es mit der Immobilie vorhat – und die Linke hat eine Vermutung, warum der in die Kritik geratene bisherige Eigentümer sich so schnell und geräuschlos mit der Stadt über einen Verkauf geeinigt hat.
In die 133 Wohnungen am Winterhuder Weg 4 – 10 sollen langfristig Menschen einziehen, die es auf dem Hamburger Wohnungsmarkt besonders schwer haben. Derzeit sind die Wohnungen – nahezu alle sind unsanierte kleine Ein- bis Zweizimmer-Appartments – allerdings vermietet. Die Mietverträge werden übernommen. Am Mittwoch wurden die Mieter über den bevorstehenden Eigentümerwechsel informiert.
Einen Teil des Gebäudes hatte die Stadt bereits im Frühsommer 2022 angemietet, um Schutzsuchende aus der Ukraine aufzunehmen. Rund 300 Personen leben dort derzeit in öffentlicher Unterbringung, derzeit noch auf einstigen Gewerbeflächen, die nun als dauerhafte Wohnungen hergerichtet werden sollen.
Der bisherige Eigentümer, die Home United GmbH, war im vergangenen Jahr in die Kritik geraten, weil er der Stadt für die Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen 30 Euro pro Tag und Person berechnet hat. Was die Stadt dem Unternehmen für eine der bekanntesten Wohnimmobilien Hamburgs gezahlt hat, ist nicht bekannt.
Mundsburg-Turm: Linke begrüßt den Kauf – „eine kleine Sensation“
Die Linke, die die Verträge der Stadt mit dem bisherigen Eigentümer als Mietwucher angeprangert hatte, zeigt sich begeistert von dem Neuzugang im städtischen Immobilien-Portfolio: „Das ist in der Tat eine kleine Sensation und ich finde es sehr begrüßenswert“, so die Bürgerschaftsabgeordnete Carola Ensslen: „Wir als Linke haben die Preisschinderei des Investors scharf kritisiert, mussten uns sogar – erfolgreich – gegen eine Unterlassungsklage wehren.“
Warum es offenbar recht schnell und weitgehend geräuschlos zu dem Deal mit der Stadt kam, dazu hat die Politikerin eine Vermutung: „Es gab Gerüchte über Zahlungsschwierigkeiten bei der Sanierung. Fördern und Wohnen wusste das offenkundig zu nutzen.“
Ein Sprecher der Home United GmbH erklärt hingegen auf MOPO-Nachfrage: „Leider hat die aktuelle Situation dazu geführt, dass sich unsere ursprüngliche Planung für das Objekt mittelfristig nicht hätte umsetzen lassen. Hinzu kommt, dass der Bedarf auf Seiten der Stadt an Flächen zur Unterbringung von Geflüchteten unverändert groß ist. Daher haben wir die Entscheidung getroffen, das Angebot anzunehmen und das Gebäude zu verkaufen.“ Das Unternehmen wollte die unteren Etagen des Wohnturms ursprünglich für geschätzte 90 Millionen Euro zu Co-Working-Spaces und Eventflächen umbauen.
So soll es mit dem Hochhaus weitergehen
Wie es mit dem Hochhaus weiter gehen soll, erklärt Dr. Arne Nilsson, Geschäftsführer von F&W: „Perspektivisch wollen wir in dem Gebäude neben einer kleinen öffentlichen Unterbringung vor allem Wohnraum mit Sozialbindung schaffen.“ Aktuell gehe es vor allem darum, in der Stadt schnell viele Unterkunftsplätze für Menschen zu schaffen, die aus der Ukraine und anderen Ländern Zuflucht in Hamburg suchen.
Der Mundsburg Tower sei ein wichtiger Baustein, so Nilsson: „Bewohner:innen können sich zu Fuß mit allem Nötigen versorgen, U-Bahn und Busse halten direkt vor der Tür. Auch Kindergärten und Schulen sind gut erreichbar.“
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Generell mietet und kauft F&W geeignete Gebäude und richtet sie her, baut aber auch selbst – sowohl temporäre Einrichtungen wie Container-Modul-Wohnanlagen als auch Massivgebäude. Auch Hotelzimmer werden genutzt. Rund 16.000 neue Unterkunftsplätze sind auf diese Weise seit dem Angriff auf die Ukraine entstanden. F&W verfügt außerdem über rund 1000 Mietwohnungen mit sozialer Bindung.
Der Mundsburg Tower wurde 1977 erbaut und ist Teil eines Wohn- und Gewerbe-Komplexes, der in das Einkaufszentrum „Hamburger Meile“ übergeht.