Stadt bleibt hart: Diesem WG-Haus droht der Abriss
Frust bei den Bewohnern des gelben Altbaus in der Fährstraße 115: 16 Menschen wohnen hier in einer linken WG. Sie wollen das Haus kaufen, doch die Stadt will es sich per Vorkaufsrecht selbst sichern – für den Hochwasserschutz. Dabei stehen die genauen Deichbaupläne noch gar nicht fest. Jetzt geht der Streit in die nächste Runde, denn es gibt einen neuen Vorschlag – den eine Seite aber komplett ablehnt.
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Frust bei den Bewohnern des gelben Altbaus in der Fährstraße 115 in Wilhelmsburg: 16 Menschen wohnen hier in einer WG. Sie wollen das Haus kaufen, doch die Stadt will es sich per Vorkaufsrecht selbst sichern – für den Hochwasserschutz. Dabei stehen die genauen Deichbaupläne noch gar nicht fest. Jetzt geht der Streit in die nächste Runde.
Die Stadt wolle sich gar nicht einigen, torpediere jegliche Versuche sogar! Diesen Verdacht haben die Bewohner des linken Wohnprojekts im Reiherstiegviertel mittlerweile. Seit Jahren gibt es hier einen Rechtsstreit um den 450 Quadratmeter großen Altbau samt Garten. Das Wohnprojekt gibt es seit 2007. Die Bewohner, die hier zur Miete wohnen, wollen das Haus vom jetzigen Eigentümer kaufen. Zunächst schien alles unter Dach und Fach, doch dann macht ihnen die Stadt einen Strich durch die Rechnung.
Hamburg: Deichbau versus Wohnraum?
Denn die meint, das Grundstück für den Hochwasserschutz zu brauchen und will ihr Vorkaufsrecht geltend machen. Hinter einem nahegelegenen Deich soll ein Schutzstreifen (ähnlich einer Wiese) entstehen. Zudem solle der Deich in den kommenden Jahren erhöht werden, argumentiert die Stadt. Dann droht dem Haus der Abriss.
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Ein schwerer Schlag für die Bewohner, die so ihr Zuhause verlieren würden. Auch sie finden den Deichbau wichtig, wollen ihn aber nicht gegen Wohnraum ausspielen. Ihnen zufolge könnte eine andere Konstruktionsweise den Deich schmaler machen oder die Straße verengt werden, um dem Haus genug Platz zu lassen. Ihr Vorwurf: Die Stadt wolle das Grundstück auf Vorrat kaufen, ohne dass die konkreten Pläne für den Ausbau vor Ort schon feststehen.
Linkes Wohnprojekt: Richter drängte auf Einigung
Die Hausbewohner klagten. Vor Gericht dann die große Überraschung: Weil die Stadt die Alternativen nicht ausschließen konnte, hoffte der Richter doch noch auf Einigung. Er forderte beide Parteien auf, sich zu vergleichen. Doch nun, rund ein halbes Jahr später, hat auch das nicht geklappt.
Einen Vorschlag der Bewohner lehnte die Stadt ab. Im November schaltete sich das Gericht mit einem eigenen Vorschlag ein, den die Bewohnerin Ronja Lührs der MOPO erklärt: Er sah vor, dass die Bewohner das Haus zwar zunächst kaufen können, die Stadt aber das Recht habe, das Grundstück zu erwerben, wenn die konkrete Planung vor Ort tatsächlich ergibt, dass es gebraucht wird. Doch auch das machte die Stadt nicht mit.
Warum nicht? Die zuständige Umweltbehörde erklärt auf MOPO-Nachfrage lediglich, dass man sich zu laufenden Gerichtsverfahren nicht äußere – besteht aber darauf, das Grundstück zu brauchen: Der Flächenbedarf bestehe unabhängig vom parallelen Planungsprozess, der noch nicht abgeschlossen sei, so eine Sprecherin.
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Die Bewohner sind auf Zinne: „Wir waren über den guten Vorschlag des Gerichts erfreut”, sagt Lührs der MOPO. „Aber wir haben den Eindruck, die Stadt will gar keine Einigung.” Das Verhalten der Stadt zeige, „dass es aktuell tatsächlich keine Pläne gibt, nach denen unser Haus dem Hochwasserschutz weichen müsste“, so die Bewohner. Hier finde der Versuch statt, Flächen auf Vorrat zu kaufen – „ohne Rücksicht auf Wohnrechte, soziale Aspekte und die prekäre Situation am Hamburger Wohnungsmarkt“.