Frust statt Feiern: An Silvester macht der Kiez lieber gleich dicht
Es ist die Nacht des Jahres, auch auf dem Kiez. Aber nicht in diesem Jahr: Sperrstunde, Clubschließungen, Kontaktbeschränkungen verderben jede Party. Auf dem Kiez droht der Jahreswechsel extrem trist zu werden. Macht überhaupt jemand auf, wird man auf zwischen Nobistor und Millerntorplatz überhaupt ein bisschen Spaß haben können? Die MOPO hat sich auf St. Pauli umgehört.
Auch Silvester gelten in Hamburg strenge Corona-Regeln. Die Eindämmungsverordnung des rot-grünen Senats sieht unter anderem Kontaktbeschränkungen für Geimpfte und Genesene, eine Sperrstunde für die Gastronomie und ein Tanzverbot in Clubs und Diskotheken vor. Weil sich das Öffnen der Läden für viele Betreiber nicht lohnt, bleiben sie zu. Aber was wird dann aus der langersehnten Silvesterparty? Die MOPO hat sich auf St. Pauli umgehört.
Für die Silvesternacht gilt: Um 1 Uhr am Neujahrsmorgen ist in Hamburgs Restaurants, Bars und Kneipen Schicht im Schacht. Die Gäste müssen raus, die Läden müssen schließen. Eine Barbetreiberin aus St. Pauli glaubt, dass die meisten Hamburger deswegen auf eine Silvesterparty außerhalb ihrer eigenen Vier-Wände verzichten werden.

„Wer möchte schon kurz nach dem mitternächtlichen Anstoßen nach Hause geschickt werden?“, fragt Constanze Lay, Betreiberin vom „The Rabbithole Bar“ auf St. Pauli und Mitglied beim „Barkombinat“, einer Interessenvertretung von Kneipen und Bars in Hamburg.
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„Da plant man die Party doch lieber gleich privat“, sagt sie. „Nach Rückfrage bei den Mitgliedern des Barkombinats kann man sagen, dass die meisten ihre Betriebe Silvester nicht öffnen werden. Es macht absolut keinen Sinn, da die Kernumsatzzeit zu Silvester deutlich nach 1 Uhr liegt“, sagt Lay. Ihr eigener Laden, „The Rabbithole Bar“, wird Silvester und Neujahr ebenfalls geschlossen sein.
„Wir hatten die letzten Jahre auch immer Anfragen bezüglich Reservierungen zu Silvester oder der Möglichkeit, die Bar Silvester zu mieten, dieses Jahr jedoch nicht eine einzige Anfrage dieser Art“, so Lay.
Sperrstunde und Tanzverbot: Vorwurf an den Senat
Bars und Restaurants, die Silvester traditionell Veranstaltungen planen, hätten wegen der Sperrstunde ihre Vorhaben umgeworfen und blieben geschlossen. „Silvester bis 1 Uhr den Betrieb zu gestatten, ist reine Augenwischerei des Hamburger Senats“, sagt Lay.
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So richtig Umsatz werde erst nach 1 Uhr gemacht. „Scheinbar hat keiner der amtierenden Senatspolitiker in den letzten Jahren jemals etwas mit dem Hamburger Nachtleben zu tun gehabt. Gerade unser Innensenator Andy Grote, der sich gern so kieznah gibt, müsste es doch eigentlich besser wissen“, sagt sie.

Auch das „Klubhaus“ auf der Reeperbahn, die „Wunderbar“, der „Sommersalon“ und die „Alte Liebe“ bleiben Silvester geschlossen. „Rechtlich ist die Sperrstunde zwar kein Lockdown, für Bars lohnt es allerdings gar nicht erst aufzumachen, da die Gäste erst viel später kommen“, sagt Axel Strehlitz, Betreiber der Bars. „Deswegen haben wir all unsere Läden jetzt bereits geschlossen und werden sie auch Silvester nicht öffnen“, sagt er.
Odin Janoske-Kizildag, Betreiber der „99 Cent Bar“, schließt sich seinen Kiez-Kollegen an. „Das ist wirtschaftlich überhaupt nicht tragbar, zu öffnen“, sagt Janoske-Kizildag zur MOPO. „Was mich am meisten nervt, ist dass wir immer so kurzfristig über härtere Maßnahmen Bescheid bekommen. Man weiß doch, dass Silvester vor der Tür steht. Dann kann der Senat doch auch mal frühzeitig planen und uns informieren. Die Situation war doch vorhersehbar“, sagt der Barbetreiber.
Barbetreiber rät: „Die Hamburger können besser zuhause bleiben“
„Auf dem Kiez werden Silvester die meisten Bars zu haben. Von einem spontanen Ausflug würde ich also abraten. Die Hamburger können besser zuhause bleiben“, rät Janoske-Kizildag. „Oder sie machen es wie der feine Senat, der wahrscheinlich schick essen gehen wird. Denn das ist ja noch erlaubt, anders als das Nachtleben. Aber daran ist der Senat selbst ja auch nicht interessiert.“
Bar-Betreiberin Constanze Lay sagt: „Ich würde raten, vorher einmal abzuklopfen, ob die Bar, die man besuchen möchte, überhaupt geöffnet hat.“
Die Polizei jedenfalls hat bereits angekündigt, die Corona-Regeln mit einem Großaufgebot kontrollieren zu wollen: Alle Streifenwagen und mehrere Hundertschaften werden an Silvester im Dienst sein.