• Die SPD-Politiker Peter Tschentscher (l.) und Wolfgang Thierse
  • Foto: picture alliance/dpa

SPD-Zoff über „linke Identitätspolitik”: Tschentscher springt Thierse zur Seite

In der SPD tobt ein kleiner Kulturkampf. Nach einem Gastartikel des SPD-Urgesteins Wolfang Thierse kam es zu einer öffentlichen Auseinandersetzung zwischen ihm und der Parteichefin Saskia Esken sowie Parteivize Kevin Kühnert. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher stärkt Thierse nun den Rücken.

Vergangene Woche hatte der ehemalige Bundestagspräsident und SPD-Politiker Wolfgang Thierse (77) in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung” „linke Identitätspolitik” kritisiert. Es mache sich eine Haltung breit, Diskussionen zu verweigern. Mit Blick unter anderem auf die Debatte um die Umbenennung der Mohrenstraße in Berlin, deren Namen als rassistisch kritisiert wird, schrieb Thierse: „Die Reinigung und Liquidation von Geschichte war bisher Sache von Diktatoren, autoritären Regimen, religiös-weltanschaulichen Fanatikern.”

SPD: Wolfgang Thierse kritisiert sensible Sprache

Auch für eine gegenüber Minderheiten sensible Sprache fand der SPD-Mann kritische Worte: „Wenn Hochschullehrer sich zaghaft und unsicher erkundigen müssen, wie ihre Studierenden angeredet werden möchten, ob mit „Frau” oder „Herr” oder „Mensch“, mit „er” oder „sie” oder „es”, dann ist das keine Harmlosigkeit mehr.” Im Deutschlandfunk sagte Thierse, es gebe „Radikalisierungen des Diskurses”, die „das Leben von Gemeinsamkeiten erschweren”.

Gastartikel führt zu Auseinandersetzung mit der Parteispitze

Daraufhin war eine hitzige Debatte in den sozialen Medien hochgekocht. Vorläufiger Höhepunkt war ein Schreiben Thierses an die SPD-Spitze, in dem der frühere DDR-Bürgerrechtler Zweifel geäußert hatte, ob sein Bleiben in der Partei weiterhin wünschenswert sei, wenn sich zwei Mitglieder der Parteiführung von ihm distanzierten. Dies war eine Anspielung darauf, dass Esken und Kühnert zuvor „Aussagen einzelner Vertreter*innen der SPD” zur Identitätspolitik kritisiert hatten.

Thierse erhielt im Anschluss laut eigener Aussage viel Unterstützung aus den höchsten Kreisen der Partei. Auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher meldete sich öffentlich zu Wort.

Tschentscher will, dass Thierse in der SPD bleibt

„Die Leute interessieren sich derzeit mehr dafür, wie wir die Pandemie bekämpfen und ob wir eine Vorstellung haben, wie es danach weitergeht”, sagte Tschentscher dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Das heiß diskutierte Thema sei kein entscheidendes für den Wahlkampf, aber natürlich müsse die SPD Debatten über gesellschaftlichen Fortschritt wie zum Beispiel gendergerechte Sprache führen.

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Er machte sich gegenüber dem RND für den Verbleib von Wolfgang Thierse stark: „Wolfgang Thierse ist eine besondere Persönlichkeit und gehört zur SPD. Wir wollen ihn nicht verlieren.“ (mp)

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