• Ramona Kottke ist Inhaberin der Apotheke am Paulinenplatz auf St. Pauli.
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Spahns Masken-Irrsinn: Wurden Milliarden Euro verschenkt? Das sagen Hamburgs Apotheker

Sechs Euro vom Bund, ein Euro im Einkauf – dank der bundesweiten Verteilaktion von FFP2-Masken sollen Apotheken ein Vermögen geschenkt bekommen haben. Das hat eine Recherche von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung ergeben. In der MOPO wehren sich Hamburger Apotheker entschieden gegen diese Rechnung.  

Die Gratis-Masken aus der Apotheke sollen den Steuerzahler am Ende etwa zwei Milliarden Euro gekostet haben. Trotz Bedenken aus den eigenen Fachabteilungen, habe Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einfach die Verteilaktion durchgesetzt. Das soll aus internen Unterlagen hervorgehen.

Masken-Irrsinn: Das sagt eine Hamburger Apothekerin

Wie das Gesundheitsministerium auf einen Preis von sechs Euro pro Maske kam, gehe daraus nicht hervor. Außerdem soll weder die Abgabe über den Einzelhandel noch über Sammelbestellungen geprüft worden sein.

In der Apotheke am Paulinenplatz wurden in den letzten Wochen zahlreiche Gratis-Masken an vulnerable Patienten verteilt.

In der Apotheke am Paulinenplatz wurden in den letzten Wochen zahlreiche Gratis-Masken an vulnerable Patienten verteilt.

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„Ich finde das Prinzip der Ausgabe ja richtig, aber es kam alles sehr spontan. Da wurden die Apotheken von der Politik in der Organisation komplett hängen gelassen“, sagt Ramona Kottke, Inhaberin der Apotheke am Paulinenplatz auf St. Pauli.

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Außerdem sei die Maskenausgabe ein unglaublicher Mehraufwand und das in einer Situation, die personell sowieso schon angespannt ist. „Teilweise mussten wir eine Kasse nur für die Ausgabe und Beratung zu den FFP-2 Masken abstellen“, so Kottke.

Gratis-Masken: So hat der Bund gerechnet 

Personen aus Risikogruppen sollten jeweils insgesamt 15 kostenlose FFP2-Masken erhalten, so wurde es Mitte November von Bund und Ländern beschlossen. Im Dezember 2020 gab es zunächst für alle Bürger und Bürgerinnen über 60 Jahren drei Gratis-Masken. Der Bund gab den Apotheken eine Pauschale für die Abgabe der Masken.

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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) setzte sich mit der Masken-Aktion offenbar über die Bedenken aus dem eigenen Haus hinweg.

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Schon damals hagelte es Kritik an der Aktion. Fast 500 Millionen Euro soll der Bund an den Apothekerverband überwiesen haben, der das Geld an die Apotheken verteilte. Jede Apotheke habe einen festen Anteil von mehr als 25.000 Euro hieraus erhalten – egal wie viele Masken sie abgab.

Masken-Gutscheine für mehr als neun Millionen Euro

In den nächsten Phasen erhielten die Berechtigten jeweils zweimal sechs Masken-Gutscheine von der Krankenkasse, die sie in der Apotheke einlösen konnten. Allein der Druck dieser Gutscheine in der Bundesdruckerei soll wiederum mehr als neun Millionen Euro gekostet haben.

Für die ersten sechs Masken sollen die Apotheken pro Person 36 Euro erhalten haben, für die zweiten sechs Masken senkte Spahn die Vergütung auf 23,40 Euro.

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Ein Apotheker aus Berlin berichtet auf „Tagesschau.de“: „Wir haben uns dumm und dämlich verdient.“ Er habe die Masken für einen Euro bis 1,50 Euro eingekauft und durch das Geld vom Bund Einnahmen von rund 170.000 Euro gemacht.

Das sagt die Hamburger Apothekerkammer

Kai Peter-Siemsen, Präsident der Hamburger Apothekerhammer

Der Apotheker Kai-Peter Siemsen, Präsident der Apothekerkammer Hamburg

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„Die Apotheken müssen aus dieser Vergütung nicht nur den Einkauf der Masken, sondern auch alle übrigen Kosten für Vorfinanzierung und Personal bestreiten. Die Vergütung war deshalb keinesfalls überhöht“, sagt Kai Peter-Siemsen, Präsident der Hamburger Apothekerhammer. Zuerst seien Schutzmasken am Markt nur begrenzt verfügbar gewesen und die Preise höher als heute.

Apotheken fühlen sich unter Generalverdacht

Apothekerin Kottke sagt, sie habe auch einen hohen Qualitätsanspruch an die Masken, schließlich gehe es um Risikopatienten. Sie ist sauer „weil es jetzt so dargestellt wird, als ob wir Apotheker uns da alle bereichern wollen.“

Für günstig wirtschaftende Apotheken könne die Vergütung natürlich „auskömmlicher“ gewesen sein, so Peter-Siemsen. Einige Apotheken hätten die Verteilaktion für Selbstmarketing genutzt, wodurch der falsche Eindruck entstehe, dass die Mehrheit der Betriebe unangemessene Gewinne erzielt habe. Das sei „ärgerlich wie bedauerlich“.

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