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  • Foto: dpa

Soziale Unterschiede bei Corona: Wer in Deutschland besonders stark betroffen ist

Düsseldorf –

Nicht alle Bevölkerungsgruppen sind gleich stark vom Coronavirus betroffen. Das zeigt eine Auswertung von Versichertendaten des Instituts für Medizinische Soziologie des Uniklinikums Düsseldorf gemeinsam mit der AOK Rheinland/Hamburg, über die die ARD berichtet. Demnach haben Hartz IV-Empfänger ein stark erhöhtes Risiko, mit einer Corona-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert zu werden.

Im Vergleich zu Erwerbstätigen in regulärer Beschäftigung ist das Risiko für Hartz IV-Empfänger, dass sie wegen Corona ins Krankenhaus kommen, demnach um 84,1 Prozent erhöht. Für Arbeitslosengeld I-Empfänger liegt das Risiko um 17,5 Prozent höher.

Corona-Virus: Soziale Unterschiede bei Erkrankungen

„Diese explorative Analyse soll der Auftakt für weiterführende Forschung zur sozialen Dimension der Covid-19 Pandemie sein“, sagt der verantwortliche Autor, Professor Nico Dragano, von der Uniklinik Düsseldorf. „Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, wäre dies ein weiterer Beleg für ausgeprägte soziale Unterschiede bei Erkrankungen in Deutschland.“

Für die Analyse wurden knapp 1,3 Millionen Versicherte daraufhin untersucht, ob Menschen in Arbeitslosigkeit häufiger mit einer Corona-Infektion in einem Krankenhaus behandelt werden mussten, als erwerbstätige Versicherte. Bisher sei der sozio-ökonomische Hintergrund von Corona-Patienten weltweit kaum so detailliert untersucht worden, so die Forschenden.

Breit angelegte Studie: Arbeitslose stärker von Corona betroffen

Das Bundesgesundheitsministerium wollte sich gegenüber der ARD nicht zu den Ergebnissen äußern, erklärte aber: „Generell ist es der Bundesregierung ein Anliegen, alle Bürgerinnen und Bürger vor einer Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 zu schützen und zugleich dafür zu sorgen, dass Infizierte bestmöglich behandelt werden können.“ Zudem habe auch das Robert Koch-Institut den Einfluss des sozialen Status auf die Gesundheit und Lebenserwartung im Blick.

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„Dieses erhöhte Risiko wurde bisher nicht ausreichend beachtet und es braucht einen politischen Plan damit umzugehen“, sagt Dragano hingegen. Um sozial benachteiligte Menschen gezielt vor dem erhöhten Risiko zu schützen fordert er ein umfassendes Konzept, das neben dem Gesundheitssystem auch die Sozial- und Bildungspolitik miteinschließt.

England und USA: Ähnliche Studien bereits durchgeführt

Für Deutschland hatte es bisher keine belastbaren Ergebnisse aus Studien gegeben, die einen Zusammenhang zwischen dem Erkrankungsrisiko sowie dem Verlauf der Erkrankung und sozio-ökonomischen Faktoren belegen könnten.

Untersuchungen aus England und den USA zeigten aber bereits, dass Menschen mit geringer Bildung und niedrigem Einkommen ein höheres Risiko haben, an Corona zu sterben. So liegt zum Beispiel in England die Todesrate pro hunderttausend Einwohner bei Männern in ärmeren Vierteln bei 76,7 Toten. Das ist mehr als doppelt so hoch wie in besser gestellten Vierteln mit 35,9 Toten. (alu)

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