• Thomas Battling (57), Chef des ambulanten Pflegedienstes „Kerstin Lübcke“.
  • Foto: Marius Roeer

Sorge um Patienten: Keine Impfungen für Pflegedienst: „Jedes Mal wird man vertröstet“

Barmbek-Süd –

„Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Sie es zwei- oder dreimal versuchen müssen“, versprach Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) am vergangenen Mittwoch im Hamburger Senat „Jeder kommt zu seiner Impfung.“ Die Realität ist eine andere: Überlastete Hotline, zu wenig Impfstoff, noch weniger Termine. Zwei Tage später wurde die Impftermin-Vergabe ganz gestoppt – Lieferprobleme bei Hersteller Biontech. Der Chef eines ambulanten Pflegedienstes an der Stückenstraße schlägt Alarm: „Es gibt keine Chance auf Impfung. Über zwölf Stunden habe ich bereits in der Warteschleife verbracht.“

Gemeint ist die für die Abmachung von Terminen vorgegebene Telefonnummer 116117. „Wir hatten schon drei Leute bei uns in Quarantäne. Der Impfstoff ist knapp, das wissen wir, aber wir versorgen Menschen in ihren Häusern und Wohnungen, die nicht nur auf uns angewiesen sind, sondern zur Risikogruppe gehören“, erklärt Thomas Battling (57), Chef des ambulanten Pflegedienstes „Kerstin Lübcke“. „Die sind 80 plus. Wir wollen sie keiner Gefahr aussetzen.“ 

Sorge um Patienten: Keine Imfpungen für Hamburger Pflegedienst

Der 57-Jährige hätte sogar eine Idee, wie man das Problem in Griff bekäme: Stationäre Einrichtungen wie Pflege- und Altenheime würden von mobilen Impfteams besucht werden. „Die ambulanten Dienste, die im Umkreis der Einrichtungen sind, könnten ihre Mitarbeiter dorthin schicken und es gibt mehrere Impfungen. Das würde Zeit sparen. Und unseren Patienten mehr Sicherheit und Schutz bieten.“ Battling habe auch an Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) geschrieben, „aber keine Antwort bekommen“.

Jochen Kriens, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, weist darauf hin, dass die Möglichkeit einer Terminvergabe nur dann erfolgreich sei, wenn die Stadt genug Impfstoff habe. „Die Impfstoffmengen, die Hamburg erreichen, decken zur Zeit bei Weitem nicht den Bedarf. Deshalb können wir nur empfehlen, es in den nächsten Tagen weiterhin zu versuchen, einen Termin zu bekommen.“ Das war der Tipp noch vor dem Lieferstopp des Impfstoffes.

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Genau wie die Auskunft der Sozialbehörde: Bis Mitte Februar wolle man alle Pflegeeinrichtungen mit Impfungen versorgt beziehungsweise den Mitarbeitern angeboten haben. „Dieses Ziel ist ambitioniert, und erfordert, das Tempo zu erhöhen“, hatte Sprecherin Anja Segert zur MOPO gesagt. Zwei Tage später wurden alle bereits abgemachten Termine gecancelt.

Hoffnung zerstört: Keine Impftermine für Pflegefirmen

Eigentlich waren die nächsten 500 Termine in dieser Woche vorrangig für Beschäftigte in der ambulanten Pflege vorgesehen. Daraus wird jetzt nichts. „Jedes Mal wird man vertröstet, manchmal sogar an komplett falsche Stellen weitergeleitet, die gar nicht helfen können“, so Battling. Einer seiner Mitarbeiter ist fassungslos: „Muss ich mich erst infizieren, damit mir geholfen wird? Das könnte mich meinen Kopf kosten!“

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