Sonny Stark: Warum ein Anwalt wie ein Filmheld heißt und lieber Buchautor wäre
Er ist muskulös wie Action-Star Vin Diesel und steht selbst manchmal vor der Kamera: Sonny Stark (47) ist eigentlich Rechtsanwalt, möchte jedoch viel lieber als Buch- und Drehbuchautor sein Geld verdienen. Der gebürtige Hamburger wuchs als Ercan Celebcioglu in Ottensen auf, wo er heute noch lebt. Der MOPO erzählte er, warum er seinen Namen änderte, von seiner Zeit als Türsteher auf dem Kiez und wieso er seine Zulassung als Anwalt abgeben will, sobald er ein erfolgreicher Autor ist.
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Er ist muskulös wie Action-Star Sylvester Stallone und steht selbst manchmal vor der Kamera: Sonny Stark (47) ist eigentlich Rechtsanwalt, möchte jedoch viel lieber als Buch- und Drehbuchautor sein Geld verdienen. Der gebürtige Hamburger wuchs als Ercan Celebcioglu in Ottensen auf, wo er heute noch lebt. Der MOPO erzählte er, warum er seinen Namen änderte, von seiner Zeit als Türsteher auf dem Kiez und wieso er seine Zulassung als Anwalt abgeben will, sobald er ein erfolgreicher Autor ist.
MOPO: Herr Stark, Sie sind als Ercan Celebcioglu geboren. Warum haben Sie sich umbenannt?
Sonny Stark: Mein Geburtsname ist sehr kompliziert. Keiner konnte ihn aussprechen, keiner konnte ihn schreiben – selbst, wenn ich ihn buchstabiert habe. Er ist eindeutig kein urdeutscher Name. Das hat mir Probleme bereitet: Wenn ich irgendwo angerufen habe, wurde ich nicht ernstgenommen.
Woran haben Sie das festgemacht?
Wenn ich bei Behörden angerufen habe, waren sie, nachdem ich meinen Namen nannte, oft nicht mehr so hilfsbereit wie zuvor. Als ich nach meinem Jura-Examen Kanzleiräume anmieten wollte, war die Reaktion: „Was ist das für ein Nachname? Türkischer Ursprung? Okay, dann hat sich das erledigt.“ Knallhart. Einmal bot ich daraufhin sogar an, eine Jahresmiete im Voraus zu zahlen – als Zeichen des guten Willens. Da hieß es dann: „Am Geld liegt‘s nicht, davon hat der Vermieter genug.“ Das war mir irgendwann zu viel. Mit der deutschen Staatsangehörigkeit habe ich dann auch gleich den neuen Namen angenommen.
Verständlich. Mittlerweile heißen Sie Sonny Stark, ebenfalls ein ungewöhnlicher Name. Er klingt ein bisschen nach Action-Figur oder Filmheld. Welche Geschichte steckt dahinter?
Meine Freunde haben mich immer Sonny genannt – in Anlehnung an eine Figur aus dem Film „Donnie Brasco“ mit Johnny Depp und Al Pacino. Bei Stark war es so: Im Namensänderungsgesetz gibt es ein paar Voraussetzungen, man kann nicht jeden Nachnamen annehmen und ich wollte einen Namen, der einfach ist und den man nicht ständig buchstabieren muss. Bei Stark haben alle Voraussetzungen gepasst.
Wie sind die Reaktionen auf Ihren neuen Namen?
Ganz anders! Wenn ich jetzt bei einem Gericht oder einer Behörde anrufe und mich als Rechtsanwalt Stark vorstelle, hat es eine ganz andere Wirkung. Früher hieß es: „Wer ist da bitte? Und was wollen Sie jetzt? Was ist das für ein Name, können Sie den buchstabieren? Hab ich nicht verstanden, buchstabieren Sie bitte nochmal. Und weswegen rufen Sie noch mal an?“ Heute ist die Reaktion: „Was kann ich für Sie tun, Herr Stark? Ja, klar, schick ich raus, gar kein Problem.“ Es hat sich also deutlich verbessert.
Sie sind Rechtsanwalt, haben aber auch mal als Türsteher gearbeitet. Wie kam es dazu?
Ich bin mit 18 ausgezogen und habe in Clubs gearbeitet, um meine Bude und später mein Studium zu finanzieren. Der allererste Club war das „Slam“ auf der Reeperbahn, ein Gay-Club, den es heute gar nicht mehr gibt. Dort habe ich einmal die Woche Flaschen eingesammelt. Danach bin ich ins „Powerhouse“ (damals Simon-von-Utrecht-Straße) an die Bar gewechselt, das war ein legendärer HipHop-Club, genau meine Musik zu der Zeit. Später habe ich in einigen Techno-Clubs an der Tür gearbeitet. Das Geld war gut für einen Studenten, es gab jedoch auch immer mal wieder gefährliche Situationen. Ich hatte aber einen sehr guten Kampfsportlehrer, der mich auf verschiedene bedrohliche Szenarien auf der Straße vorbereitet hat. Ich habe das Ganze mit etwas Glück dann auch unbeschadet überstanden.
Als Anwalt haben Sie sich für Zivilrecht entschieden. Kein Interesse am Strafrecht?
Ich bin ein sehr harmoniebedürftiger Mensch. Und auch wenn sich das hart anhört: Ich habe absolut keinen Bock auf Kriminelle. Ich will mit denen nichts zu tun haben. Hier im Stadtteil gibt es auch ein paar problematische Jungs, die kommen dann gerne zu mir und sagen: „Bruda, ich hab das und das gemacht. Kannst du mir helfen?“ Ich schicke sie immer weg und sage ihnen, sie sollen geradestehen für das, was sie getan haben. Mit dieser Einstellung wäre ich sicher kein guter Strafverteidiger.
Geht es in Zivilverfahren harmonischer zu?
Ich mache vor allem Miet- und Immobilienrecht. Meistens auf Mieterseite. Das ist okay, weil das Leute sind, die oft unverschuldet Probleme haben. Sie kommen zum Beispiel nicht mit ihrer Miete hinterher und ihnen wird gekündigt, wenn die Voraussetzungen dafür vorliegen. Da komme ich dann ins Spiel. Eigentlich bin ich aber mehr der kreative Typ, ich habe ein Buch veröffentlicht, schreibe und produziere Satire-Videos und sitze derzeit an einem neuen Roman und an meinem dritten Drehbuch. Das erfüllt mich mehr als der Jura-Job.
Ist es nicht ein ausgesprochen spannender Job?
Es ist etwas Persönliches. Wenn man streitsüchtig ist und Lust auf Konflikte hat, dann ist der Job echt okay, man muss ja die ganze Zeit Probleme lösen. Man kann Menschen helfen, das ist schön – auch ich helfe gerne und warte deshalb manchmal bis zu drei Jahre auf mein Geld.
Weil Ihre Klienten nicht zahlen können?
Genau. Ich habe Klienten, die wirklich in Not sind, die finanzielle Probleme haben und kurz davor sind, aus der Wohnung zu fliegen. Wenn ich dann auch noch mit einer fetten Rechnung komme – das macht in dem Moment doch keinen Sinn. Ich warte dann so lange, bis sie sich wieder aufgerappelt haben. Manchmal klappt das nicht und die Kohle ist futsch. Aber was soll’s, mir geht’s nicht schlecht. Wie gesagt, ich helfe gerne, aber mich ständig mit
Leuten auseinanderzusetzen, das ist nicht so mein Ding.
Bücher, Drehbücher, Satire-Videos, dazu noch Krafttraining. Ein strammes Programm neben Ihrer Arbeit als Anwalt.
Ich nehme mir ein- bis zweimal im Jahr Auszeiten und fahre nach Istanbul. Dort lege ich den Fokus dann auf meine kreative Arbeit und stelle den Sport und auch meinen Hauptjob hinten an. Derzeit schreibe ich an einem Drehbuch, in dem es um einen Iman, der pleite und feierwütig ist, eine ultraorthodoxe Rabbinerin und einen homosexuellen Priester mit einem schwarzen Partner geht. Alle sind unglücklich in ihren Gemeinden, schließen sich zusammen und bauen ein gemeinsames Gotteshaus auf. Das wird eine Komödie. Heikles Thema, ich weiß – das muss intelligent transportiert werden.
Wie gehen Sie beim Vertrieb Ihrer Bücher vor?
Marketing ist leider echt nicht mein Ding. Ich bin ein sehr schlechter Verkäufer, weil ich mir immer so aufdringlich vorkomme. Von meinem ersten Buch „Blau 03“ habe ich ein paar Hundert verkauft, allerdings nur über Mundpropaganda. Mit der kreativen Arbeit verdiene ich daher leider noch nicht genug Geld. Mein Ziel ist natürlich, davon leben zu können. Dann werde ich auch meine Zulassung als Anwalt zurückgeben.
Sie wollen ihre Zulassung zurückgeben?
Ich kenne mich doch. Es braucht nur ein Freund um Hilfe zu bitten und ich mache als Anwalt weiter – obwohl ich den Job hinter mir lassen will. Wenn ich die Zulassung abgebe, bin ich raus und kann mich endlich ganz dem Schreiben widmen.