Sommerhitze: Für welche Hamburger es lebensgefährlich wird
Obdachlose sind der Hitze oft schutzlos ausgeliefert. Der Klimawandel und die dadurch steigenden Temperaturen machen den Menschen auf der Straße schwer zu schaffen. Verbrennungen, entzündete Wunden, Dehydration. „Häufig sind heiße Tage noch schlimmer als kalte Tage“, sagt Maike Oberschelp (56), Leiterin des „CaFée mit Herz“ auf St. Pauli. Die Stadt will nun zumindest das größte Problem der Wohnungslosen angehen – doch das ist den Hamburger Hilfsorganisationen zu wenig.
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Obdachlose sind der Hitze oft schutzlos ausgeliefert. Der Klimawandel und die dadurch steigenden Temperaturen machen den Menschen auf der Straße schwer zu schaffen. Verbrennungen, entzündete Wunden, Dehydration. „Häufig sind heiße Tage noch schlimmer als kalte Tage“, sagt Maike Oberschelp (56), Leiterin des „CaFée mit Herz“ auf St. Pauli. Die Stadt will nun zumindest das größte Problem der Wohnungslosen angehen – doch das ist den Hamburger Hilfsorganisationen zu wenig.
Obdachlose trifft die Hitze besonders. Alleine, weil sie sich häufig in stark aufgeheizten Innenstädten aufhalten. Eine große Belastung für den Organismus, der bei Menschen auf der Straße häufig ohnehin schon geschwächt ist –durch Vor- und Suchterkrankungen und schlechte medizinische Versorgung.
„Das größte Problem ist der fehlende Zugang zu Trinkwasser“, sagt Maike Oberschelp. Deshalb wird nun eine Wassersäule vor der Einrichtung auf St. Pauli installiert. Die Kosten von etwa 3900 Euro plus Anschluss werden durch Spenden finanziert.
Hamburg: Hitzebus für Obdachlose im Einsatz
Zudem wird der Kältebus, mit dem die Helfer im Winter unterwegs sind, regelmäßig als Hitzebus in der Stadt unterwegs sein. Wasser, Obst, Sonnencreme verteilen. Einfach schauen, wie es den Menschen geht und dass sie der Hitze nicht schutzlos ausgeliefert sind. „Selbst, wenn sie im Schatten einschlafen, liegen sie beim Aufwachen häufig in der prallen Sonne. Wir sehen schlimme Verbrennungen und dehydrierte Menschen.“ Häufig würden die Helfer Rettungswagen alarmieren, so die Leiterin des „CaFée mit Herz“.
Trinkwasser für alle gibt es bereits bei der Bahnhofsmission. Am Eingang ihres im April eröffneten Neubaus vor dem Hauptbahnhof wurde ebenfalls eine Wassersäule installiert. Die Kosten von 8200 Euro hat eine Stiftung getragen, den Wasseranschluss bezahlte die Deutsche Bahn. Axel Mangat, Leiter der Bahnhofsmission, hofft, dass „noch viele unserem Beispiel folgen und für frei zugängliches Trinkwasser in Hamburg sorgen.“
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Einen Anfang macht die Umweltbehörde. Neben den vier schon länger vorhandenen und von Hamburg Wasser betriebenen Trinkwasserbrunnen an der Alster (Ost und West), den Landungsbrücken und im Stadtpark sollen in diesem Jahr weitere hinzukommen. Die Bürgerschaft hatte im Haushaltsplan 2023/2024 beschlossen, insgesamt 245.000 Euro für zehn Trinkwasserbrunnen bereitzustellen.
Einer steht bereits seit Anfang Mai am Eingang des Inselparks in Wilhelmsburg, ein weiterer soll voraussichtlich im Bezirk Harburg errichtet werden. „Danach werden nach und nach auch die anderen Bezirke berücksichtigt“, sagt David Kappenberg, Sprecher der Umweltbehörde. Zudem sollen bei Neubauten und Sanierungsmaßnahmen an öffentlichen Toiletten Trinkbrunnen geschaffen werden. Bisher gibt es 43 solcher Trinkbrunnen.
Behörde erarbeitet „Hitzeaktionsplan“
„Das alleine wird aber nicht reichen“, sagt Julia Radojkovic, Vorstand der „Mobilen Bullysuppenküche“. Der Verein ist ebenfalls im Sommer mit Getränken, Obst und Sonnenschutz an Bord des Bullys unterwegs. „Wir brauchen ein Sommernotprogramm mit viel mehr Orten, an denen sich die Menschen abkühlen können.“ Doch weitere konkrete Maßnahmen sind vorerst nicht geplant. „Das Hamburger Hilfesystem für wohnungs- und obdachlose Menschen hält engmaschig umfangreiche und differenzierte Angebote vor“, sagt Wolfgang Arnhold, Sprecher der Sozialbehörde. Mit einem „Hitzeaktionsplan“ soll nun herausgefunden werden, welche Maßnahmen nicht nur Obdachlose, sondern allgemein gefährdete Menschen im Sommer schützen könnten. Frühestens in einem Jahr soll der Aktionsplan fertig sein.
Zeit, die die Menschen auf der Straße nicht haben – findet Maike Oberschelp. Sie und ihr Team werden jetzt aktiv. Zwei Jahre war ihr Hitzebus bereits im Einsatz, jedoch nur an besonders heißen Tagen. Das „CaFée mit Herz“ plant regelmäßig unterwegs zu sein – für die Menschen auf Hamburgs Straßen.