Solardächer: So versagt Hamburg im Vergleich zu anderen Großstädten
Hamburg liegt beim Bau von Solardächern im Großstädtevergleich schon wieder auf dem letzten Platz. Dabei ist Solarenergie einer der Bausteine, die Hamburg bis 2050 klimaneutral machen sollen. Warum liegt Hamburg so weit zurück? Und wie geht es jetzt weiter? Lesen Sie mit MOPO+ was Umweltbehörde und Wohnungsunternehmen sagen: Jetzt vier Wochen lang testen für nur 99 Cent (jederzeit unkompliziert kündbar)!
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Hamburg liegt beim Bau von Solardächern im Großstädtevergleich schon wieder auf dem letzten Platz – das zeigt eine aktuelle Analyse des Ökostromanbieters Lichtblick. Dabei ist Solarenergie einer der Bausteine, die Hamburg bis 2050 klimaneutral machen sollen. Warum Hamburg so weit zurückliegt und wie es jetzt weitergeht? Die MOPO hat bei der Umweltbehörde und dem Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) nachgefragt.
Mit dem letzten Platz im SolarCheck zeigt sich Hamburg leider als Wiederholungstäter. Im Jahr 2020 belegte die Hansestadt ebenfalls den letzten Rang. 7,2 Prozent betrug der Anteil der Solarflächen im Verhältnis zu neugebauten Dachflächen 2020 – 10,3 Prozent waren es 2021.
Hamburg führt Solardachpflicht ein
Warum liegt Hamburg immer noch hinten? Der Senat hat „das Potential, das Dachflächen für die Erzeugung von Erneuerbaren Energien in Hamburg bieten, erkannt“, sagt die Sprecherin der Umweltbehörde, Renate Pinzke. Allerdings würden diese Flächen „noch nicht hinreichend genutzt“.
Vor diesem Hintergrund sei mit einem Gesetzentwurf 2019 die Nutzung von Photovoltaikanlagen als Pflicht formuliert worden. Mit der Solardachpflicht soll sich in Hamburg ab 2023 einiges ändern. „Die Bürgerschaft hat dieses Gesetz im Februar 2020 beschlossen, sodass diese Pflicht für Neubauten ab dem 1.1.2023 und für den Bestandsbau ab dem 1.1.2025 gilt“, so Pinzke.
Solardachpflicht: Steigen jetzt die Mieten?
Eher habe die Stadt nicht starten können, da die Pflichten „aus verfassungsrechtlichen Gründen“ Übergangsfristen enthalten. Die Stadt habe zudem ein Programm aufgelegt, damit die öffentlichen Gebäude vermehrt mit Dach-Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden.
Noch im vergangenen Jahr hatte unter anderem der Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen kritisiert, dass die Wohnungskosten für Mieter und Mieterinnen mit der Solardachpflicht steigen könnten. „Wird auf ein Gebäude eine Photovoltaik-Dachanlage gesetzt und der erzeugte Strom voll eingespeist, tangiert dies in keiner Weise die Wohnnebenkosten“, sagt die Sprecherin der Umweltbehörde. Auch eine Mieterstromanlage habe keine Auswirkungen auf die Wohnnebenkosten.
Wohnungsunternehmer: „Der Teufel liegt im Detail“
Den Mieterinnen und Mietern werde Strom angeboten, der gesetzlich geregelt preislich mindestens zehn Prozent unter dem Grundversorgungstarif liegen muss. Eine Pflicht, diesen Mieterstrom zu beziehen, gelte im Übrigen nicht. „Es besteht eine freie Wahl des Strombezugs“, sagte Pinzke. „Uns ist nicht ersichtlich, warum Photovoltaik-Anlagen die Wohnnebenkosten erhöhen sollten.“
Das könnte Sie auch interessieren: Hamburger Forscher: Warum es bald viel mehr Windparks geben wird
Ganz so einfach ist die Lage laut Andreas Breitner, Direktor des VNW, jedoch weiterhin nicht. „Der Teufel liegt wie so oft im Detail“, sagt er. Grundsätzlich hätten gerade soziale Vermieter ein hohes Interesse an Mieterstrommodellen und würden diese gern umsetzen. Allerdings seien nach wie vor viele Fragen zum Umgang mit der gewonnenen Sonnenenergie ungeklärt.
So viele Haushalte könnten mit Solarstrom versorgt werden
„Unklar ist, ob Wohnungsunternehmen verpflichtet werden, den gesamten Sonnenstrom in das öffentliche Netz einzuspeisen, und inwieweit diese Erträge bei der CO2-Bilanz des Wohnungsunternehmens berücksichtigt werden“, so Breitner. Hier sei der Staat in der Pflicht für Klarheit zu sorgen.
In der aktuellen SolarCheck-Analyse von 2021 wurde für Hamburg ein Potenzial von 11.962 Haushalten errechnet, die mit Solarstrom versorgt werden könnten, wenn die komplette Fläche von Neubaudächern dafür genutzt würde. Mit den bisher realisierten Solaranlagen könnten lediglich 1232 Haushalte versorgt werden.
SolarCheck: Diese Städte belegen die vorderen Plätze
Zum Vergleich: An erster Stelle des Rankings steht Essen mit 62,9 Prozent, dahinter Köln mit 47,2 Prozent und Leipzig mit 46,5 Prozent.
Das könnte Sie auch interessieren: Wie Hamburg Klimaberufe im Handwerk attraktiv machen will
Auffällig sei laut der Studie, dass ein guter Solar-Faktor oft auf den Neubau weniger großer Solaranlagen zurückgehe. In Essen und Leipzig etwa würden große Anlagen mit Leistungen von mindestens 100 Kilowatt über die Hälfte des gesamten Photovoltaik-Neubaus ausmachen.