Der erbitterte Zoff um die Osterfeuer: Plötzlich wird eine Einigung verkündet
Die Emotionen schlagen so hoch wie die Flammen am Ostersamstag: Seit Stefanie von Berg, die grüne Bezirksamtschefin von Altona, das Ende der Riesen-Osterfeuer am Elbstrand verkündet hat, formiert sich Widerstand im Luxus-Dorf. Einige Blankeneser Feuerbauer gehen auf aggressiven Konfrontationskurs, andere zeigen sich gesprächsbereit. Ein Feuer-Fan ist sogar bereits vor das Verwaltungsgericht gezogen. Am Dienstagabend wird plötzlich eine Einigung verkündet – doch es bleiben Zweifel.
Preisfrage: Wie groß muss ein Blankeneser Osterfeuer sein, damit es der Dorf-Tradition entspricht? Bezirksamtschefin Stefanie von Berg (Grünen) will die gigantischen Stapel aus Sicherheitsgründen nicht mehr dulden: „Wir finden es wichtig, die Tradition der Osterfeuer am Elbstrand zu erhalten“, sagt sie zur MOPO: „Die ist allerdings nicht davon abhängig, ob ein Feuer 30 oder zehn Meter hoch ist.“
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Die Emotionen schlagen so hoch wie die Flammen am Ostersamstag: Seit Stefanie von Berg, die grüne Bezirksamtschefin von Altona, das Ende der Riesen-Osterfeuer am Elbstrand verkündet hat, formiert sich Widerstand im Luxus-Dorf. Einige Blankeneser Feuerbauer gehen auf aggressiven Konfrontationskurs, andere zeigen sich gesprächsbereit. Ein Feuer-Fan ist sogar bereits vor das Verwaltungsgericht gezogen. Am Dienstagabend wird plötzlich eine Einigung verkündet – doch es bleiben Zweifel.
Preisfrage: Wie groß muss ein Blankeneser Osterfeuer sein, damit es der Dorf-Tradition entspricht? Bezirksamtschefin Stefanie von Berg (Grünen) will die gigantischen Stapel aus Sicherheitsgründen nicht mehr dulden: „Wir finden es wichtig, die Tradition der Osterfeuer am Elbstrand zu erhalten“, sagt sie zur MOPO: „Die ist allerdings nicht davon abhängig, ob ein Feuer 30 oder zehn Meter hoch ist.“
Genau das ist in Blankenese aber eine hochemotionale Frage, die nicht einmal die Feuerbauer einstimmig beantworten: „Wir können die Feuer auch kleiner machen“, sagt Gesche Goehlich, Fraktionchefin der Grünen und wohnhaft „im Hang“, also im Blankeneser Treppenviertel, wie die meisten der Familien, die traditionell für den Aufbau der vier „konkurrierenden“ Feuer zuständig sind.
Blankenese: Werden die Osterfeuer in diesem Jahr kleiner?
Dass kleine Feuer auch weniger Menschen anlocken würden, fände Goehlich erfreulich: „Wir machen die Feuer ja für uns, nicht für ganz Hamburg.“ In den vergangenen Jahren pilgerten bis zu 25.000 Menschen zu den vier Feuern.
Den gemäßigten Feuerbauern steht eine laute Gruppe um den Blankeneser Anwalt Walter Scheuerl gegenüber. Via Facebook trommelt er für ein Bürgerbegehren, greift Stefanie von Berg persönlich an, weil sie „nicht aus dem Bezirk kommt“. Scheuerl will auf keinen Fall kleinere Feuer: „Die Größe der Feuer ist Tradition, die waren nie kleiner“, sagt er zur MOPO. Erst seit 2019, seit von Berg den Bezirk verwalte, gebe es Ärger um die Größe der Osterfeuer, so Scheuerls Erzählung.
Dabei ist der Ärger um Höhe und Breite der Stapel so alt, dass es 2018 zum „Altonaer Kompromiss“ kam: Die Feuerbauer versprachen, keine Höhenwettbewerbe mehr zu veranstalten und sich zu fügen, wenn die Feuerwehr das Anzünden aus Sicherheitsgründen verbietet.
Im Jahr zuvor, 2017, war der Streit zwischen den Feuerbauern und dem Bezirk komplett eskaliert, als die Behörde wegen der vorausgesagten heftigen Böen das Anzünden der kunstvollen Holzhaufen untersagt hat. Mit Kind und Kegel veranstalteten die Treppenviertler eine Spontandemo und blockierten die Transporter, die die Stapel abtransportieren sollten. Die renitenten Luxusdörfler setzten sich durch: Am Ende durften die Feuer doch brennen.
Stadt soll für die Osterfeuer von Blankenese zahlen
Im aktuellen Streit geht es neben der Größe auch ums Geld: Zusammen mit der CDU reichen die Grünen einen Antrag im Hauptausschuss des Bezirks Altona ein, fordern, dass die Stadt die Kosten für Strandreinigung und Sanitätsdienst übernimmt. „Die Feuer strahlen weit über den Bezirk“, so Tim Schmuckall (CDU): „Die Stadt macht Werbung mit den Feuern, also muss sie auch für ordnungsgemäße Zustände zahlen.“
Einen sehr ähnlichen Antrag legt auch die SPD-Fraktion vor, fordert ebenfalls, dass etwa die Wirtschaftsbehörde die HPA-Kosten übernimmt.
Bisher lief es so: Die Hafenbehörde HPA hat den aufwändigen Abtransport der verkohlten Holzhaufen, die Säuberung und Aufschüttung des Sandes unentgeltlich übernommen. Jetzt verlangt sie dafür 60.000 Euro. Auch der ASB, der bisher gratis mit Sanitätern parat stand, stellt nun 30.000 Euro in Rechnung.
Osterfeuer am Elbstrand: Streit um Anmelder
Besonders vertrackt scheint die Situation bei dem dritten Streitpunkt neben Kosten und Größe: der Verantwortung. Stefanie von Berg will, dass es einen Anmelder gibt, wie es laut Sicherheits- und Ordnungsgesetz für Veranstaltungen ab 10.000 Teilnehmern vorgeschrieben ist. Im „Altonaer Konsens“ ist aber nur vorgesehen, dass es für jedes der vier Feuer eine Handynummer gibt, falls es ein Problem etwa mit Glutnestern gibt. Einen Anmelder, das lehnen bisher auch die gemäßigten Feuerbauer ab.
Demnächst soll es ein weiteres Treffen mit Feuerbauern im Bezirksamt geben, ohne den Social-Media-Trommler Scheuerl. „Scheuerl ist kein Feuerbauer“, sagt Gesche Boehlich: „Der mischt nur auf.“ Unterdessen ist beim Verwaltungsgericht ein Eilantrag eingetroffen, der sich gegen das vermeintlich geplante „Verbot der Osterfeuer“ richtet. Eine Entscheidung steht noch aus.
Grüne verkünden „Rettung der Osterfeuer“
Am Dienstagabend dann verkündeten die Grünen in Altona etwas überraschend, dass die Feuer „gerettet seien“. Unter strengen Sicherheitsauflagen sollen die Feuer nun doch stattfinden. Dabei lobten die Grünen ausgerechnet die „liebe Bezirksamtsleiterin von Berg für ihren mutigen Einsatz zur Rettung der Tradition“. Das war selbst der verbündeten CDU zu arg. Die Bezirksamtsleiterin zur Retterin zu erheben, wo diese noch vor wenigen Tagen von einer „nicht mehr zeitgemäßen“ Veranstaltung gesprochen habe? „Merkt ihr selbst, oder?“, mokierten sich die Christdemokraten in Blankenese. Und auch Scheuerl bleibt skeptisch. In welcher Form die Feuer nun künftig lodern sollen, das scheint immer noch nicht klar zu sein.