Hunderte Bäume müssen für Hamburgs Velorouten weichen
Schnell, bequem und sicher: Bis 2025 will Hamburg das stadtweite Veloroutennetz fertig bauen. Die 14 Strecken verlaufen weitgehend abseits der Hauptverkehrsstraßen und sollen die äußeren Stadtteile mit der Innenstadt verbinden. Dafür geht es allerdings einigen Bäumen an den Kragen. Die Verkehrsbehörde spricht trotzdem von einer positiven Bilanz, der Umweltverband Nabu sieht das ein wenig kritischer.
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Schnell, bequem und sicher: Bis 2025 will Hamburg das stadtweite Veloroutennetz fertig bauen. Die 14 Strecken verlaufen weitgehend abseits der Hauptverkehrsstraßen und sollen die äußeren Stadtteile mit der Innenstadt verbinden. Dafür geht es allerdings einigen Bäumen an den Kragen – in den vergangenen zweieinhalb Jahren insgesamt 478 Stück. Die Verkehrsbehörde spricht trotzdem von einer positiven Bilanz, der Umweltverband Nabu sieht das ein wenig kritischer.
Die Säge kreist, die Späne fliegen – im Jahr 2022 mussten laut der Verkehrsbehörde bereits 57 Bäume dem Velorouten-Ausbau weichen. Im vergangenen Jahr waren es 148 Stück, 2020 sogar 273.
Ganz oben auf der Baum-Liste: Die Veloroute 7, die bis nach Rahlstedt führt. Insgesamt wurden hier 129 Bäume gefällt. Dahinter reihen sich die Veloroute 5 nach Duvenstedt mit 99 Bäumen, die Veloroute 6 nach Farmsen-Berne mit 44 Bäumen und die Veloroute 4 nach Langenhorn mit 34 Bäumen.
Velorouten Hamburg: So viele Bäume wurden gefällt
„Baumfällungen kommen nur in Ausnahmefällen in Betracht“, betont Dennis Krämer, Sprecher der Verkehrsbehörde, gegenüber der MOPO. „Nämlich erst dann, wenn sich die notwendigen Radwegsflächen nicht anders ergeben, zum Beispiel mithilfe von Parkstreifen oder Auto-Fahrbahnen.“
Als Ausgleich lässt die Verkehrsbehörde jede Menge neue Bäume nachpflanzen. „Es wird mindestens eine 1:1 Nachpflanzung angestrebt, bei den meisten Maßnahmen erreichen wir sogar eine positive Baumbilanz“, erklärt Krämer. In Zahlen bedeutet das: Für die 478 abgesägten Bäume wurden bis jetzt 680 nachgepflanzt – ergibt ein Plus von 202 Stück. „Das ist uns wichtig, da die neu gepflanzten Bäume naturgemäß noch nicht dieselbe CO2-Aufnahmekapazität haben wie ausgewachsene Bäume“, sagt der Sprecher.
Velorouten in Hamburg: Behörde pflanzt Bäume nach
Die neuen Bäume verteilen sich aber nicht gleichmäßig. Auf der Strecke 10 in den Hamburger Süden wurden zum Beispiel 49 Bäume mehr gepflanzt als gefällt. Im Gegensatz dazu wichen auf der Veloroute 14 nach Billstedt acht Bäume mehr als neu gepflanzt wurden. Die Behörde versuche zwar, möglichst im Umfeld des ursprünglichen Standorts zu bleiben, manchmal sei das aber nicht möglich. „Ziel ist die bestmögliche Erhaltung vorhandener Bäume“, sagt Krämer.
Dieses Ziel könnte laut Malte Siegert, Vorsitzender des Hamburger Naturschutzbundes (Nabu), allerdings ehrgeiziger verfolgt werden. „Die zuständige Behörde macht es sich bei der Baumplanung noch etwas zu einfach“, sagt er zur MOPO. „Oft wird die Fällung angeordnet, obwohl es noch andere Lösungen gibt.“
Ein Beispiel dafür ist die Veloroute 14 in Schnelsen. 18 Bäumen sollte es hier an den Kragen gehen. Nach Nabu-Protesten einigten sich die Behörden in Alternative darauf, im gesamten Teilabschnitt zwischen Vogt-Kock-Weg und Frohmestraße Tempo 30 für die Autos einzuführen. So konnten die alten Bäume schließlich gerettet werden.
Veloroute Schnelsen: 18 Bäume konnten gerettet werden
Dem Hamburger Nabu-Chef ist es trotz allem ein großes Anliegen, Radwege und Bäume nicht gegeneinander auszuspielen. „Wir brauchen beides“, betont er. „Organisatorisch ist es zwar aufwändiger, aber möglich.“
Derzeit kämpft der Umweltverband für eine Umplanung auf der Veloroute 11. In der Bremer Straße in Harburg sollen dafür Bäume gefällt werden – aus Nabu-Sicht ließe sich das allerdings verhindern.