Alle Wohnungen klimaneutral bis 2045: Was das für Hamburgs Mieter bedeutet
„Hamburgs Wohngebäude sollen bis 2045 klimaneutral werden“. Dieses ehrgeizige Ziel hat Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeld (SPD) am Dienstag im Rathaus verkündet. Anlass war die Vorstellung einer Machbarkeitsstudie zur energetischen Sanierung von Gebäuden. Auf Eigentümer, Vermieter und Mieter kommen damit neue finanzielle Herausforderungen zu – die Stadt hat Unterstützung angekündigt.
„Hamburgs Wohngebäude sollen bis 2045 klimaneutral werden“. Dieses ehrgeizige Ziel hat Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) am Dienstag im Rathaus verkündet. Anlass war die Vorstellung einer Machbarkeitsstudie zur energetischen Sanierung von Gebäuden. Auf Eigentümer, Vermieter und Mieter kommen damit neue finanzielle Herausforderungen zu – die Stadt hat Unterstützung angekündigt.
Was hat es mit der Machbarkeitsstudie auf sich?
2019 hatte der Senat die deutschlandweit einzigartige Studie beschlossen, für die er insgesamt fünf verschiedene Gutachten in Auftrag gab. Die Studie soll einen Überblick über den energetischen Zustand der Wohngebäude in Hamburg geben und dabei auch Fragen nach Sanierungsbedarf oder Energieverbrauch betrachten. Denn wenn die Stadt ihre Klimaziele erreichen will, müssen alle Wohnungen und Häuser saniert werden – das kann je nach Gebäude vom Austausch der Fenster bis hin zur Vollsanierung reichen.
Welche Empfehlungen gibt die Studie für Hamburg?
Um bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen, will der Senat die Sanierungsrate von aktuell einem Prozent auf 1,7 bis 1,8 Prozent steigern. Die Sanierungsrate bezeichnet den Anteil der pro Jahr als vollsaniert eingestuften Gebäude.

Vor allem die Sanierung von Bestandsgebäuden aus den Jahren von 1949 bis 1978 biete viel Potenzial zur Einsparung von CO2. Hier soll deshalb zuerst angesetzt werden. Außerdem werden sogenannte „geringinvestive Maßnahmen“ wie der Einsatz von Hocheffizienzpumpen weiter vorangetrieben. Hiermit könnten bereits bis zu 20 Prozent Heizenergie eingespart werden.
Was wird das alles kosten?
Rund 32 Milliarden Euro sind laut der Studie nötig, um das Klimaziel bis 2045 zu erreichen. Diese Zahl stammt allerdings aus dem Herbst 2021. Aktuell dürften die Kosten wegen der Preissteigerungen im Baugewerbe bei 40 Milliarden liegen, sagte Dietmar Wahlberg von der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen, ARGE-SH. Wie viel davon am Ende die Mieter tragen müssen, könne man laut den Gutachtern derzeit noch nicht zuverlässig sagen. Senatorin Stapelfeldt kündigte an, die Stadt werde die Fördermittel deutlich ausweiten und in den kommenden vier Jahren 210 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.
Wie will Hamburg die Sanierung fördern?
Stapelfeldt sagte, dass „spätestens zu Beginn nächsten Jahres“ drei neue Förderprogramme bereitstehen sollen. Zusätzlich wird die Förderhöhe für Wärmeschutz im Gebäudebestand angehoben. Die neuen Förderprogramme richten sich sowohl an Vermieter, als auch an die Wohnungswirtschaft und Grundeigentümer.
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Für 2023 ist zudem eine Kampagne vorgesehen, um Eigentümer und Wohnungswirtschaft von der Dringlichkeit der Sanierungen zu überzeugen. Konkrete rechtliche Vorgaben sind nicht geplant.
Gibt es Kritik an den Plänen der Stadt?
„Nur wenn die Wohnung für Mieterinnen und Mieter – aber auch für selbst nutzende Eigentümer – auf Dauer bezahlbar bleibt, werden sie die Klimaschutzmaßnahmen mittragen“, sagte Andreas Breitner vom Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen. Die zusätzlichen 210 Millionen von der Stadt seien angesichts der Investitionskosten in Milliardenhöhe nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“.
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„Die Machbarkeitsstudie liefert mäßig ambitionierte Wünsche für Sanierungsraten. Wie diese jedoch erreicht werden sollen, bleibt eklatant offen“, kritisiert Lucas Schäfer, Geschäftsführer des BUND Hamburg. Zudem setze der Senat zu stark auf Freiwilligkeit und zu wenig auf klare politische Vorgaben.