Viele Tierheime im Norden kämpfen gegen eine Abgabewelle von Corona-Haustieren.
  • Viele Tierheime im Norden kämpfen gegen eine Abgabewelle von Corona-Haustieren.
  • Foto: picture alliance / dpa/Marcus Brandt

Corona-Haustiere werden massenhaft entsorgt – Heime ziehen Konsequenzen

Ob an der Raststätte angeleint, in einer Transportbox versteckt im Gebüsch oder einfach freigelassen – die Hochsaison der Tier-Aussetzungen hat begonnen. Quasi eine Katastrophe mit Ankündigung: Die Tierheime hatten durch den Haustierboom bereits im vergangenen Jahr gewarnt, dass nach der Pandemie eine Überlastung droht. Jetzt müssen die ersten Tierheime einen Aufnahmestopp verhängen.

Das Tierheim in Elmshorn berichtet von einem wahren Abgabe-Ansturm, besonders bei Hunden. Brigitte Maeder, erste Vorsitzende des Tierheims, sagte der MOPO, dass es sich dabei vor allem um Tiere handele, die im Internet gekauft wurden. „Auffällig ist, dass es sich zumeist um Hunde im Alter von ein bis zwei Jahren handelt.“ Was sind die Abgabegründe? „In den meisten Fällen Überforderung, Allergien, Krankheiten oder Auffälligkeiten beim Hund“, so Maeder. Das bleibt nicht ohne Konsequenzen. Das Tierheim musste laut eigenen Angaben jetzt einen Abgabestopp verhängen.

Tierheime im Norden: Viele geben Hunde und Katzen einfach ab

Ähnlich sieht es im Tierheim in Kiel aus, auch wenn hier noch Tiere abgegeben werden können. „Von 48 Hundezwingern sind im Moment schon 42 belegt“, berichtet Tierheimleiterin Katja Dubberstein. „Wir merken einen stetigen Anstieg, vor allem bei Hunden und Katzen.“ Viele davon seien noch ganz jung, die meisten Hunde unerzogen. Während immer mehr Leute Tiere zurückgäben, würden die Vermittlungen an neue Besitzer gleichzeitig sinken. „Ich rechne damit, dass die Tierheime die Auswirkungen des Haustier-Booms noch jahrelang spüren werden“, so Dubberstein.

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In Hamburg ist die Lage allerdings nicht so dramatisch wie im Vorjahr. „Wir gehen aber stark davon aus, dass die Zahlen noch deutlich steigen werden, wenn kaum noch Homeoffice stattfindet und das Reisen unbeschwerter wird“, sagt der Sprecher des Hamburger Tierschutzvereines. Gerade mit Blick auf die unbedachten Internetkäufe könnte es erneut zu tragischen Rekordzahlen kommen.

Corona: Tierheime in Hamburg noch nicht überfüllt

Im vergangenen Jahr hatte das Hamburger Tierheim mit einer Vielzahl von kranken oder bereits toten Welpen aus illegalen Zuchten zu kämpfen. Entweder kamen die Tiere durch Sicherstellungen oder sie wurden von völlig überforderten Neu-Hundebesitzern abgegeben, die die todkranken Hunde auf Rast- oder Hinterhöfen gekauft hatten.

Mehr als 30 verwahrloste Hunde hat die Polizei bei einer Hausdurchsuchung in Wandsbek entdeckt. picture alliance/dpa/Hamburger Tierschutzverein
Mehr als 30 verwahrloste Hunde hat die Polizei bei einer Hausdurchsuchung in Wandsbek entdeckt.
Mehr als 30 verwahrloste Hunde hat die Polizei bei einer Hausdurchsuchung in Wandsbek entdeckt.

Zum Jahresende ebbte die Zahl dubioser Angebote, beispielsweise über Ebay-Kleinanzeigen, etwas ab, so dass es eine Zeitlang weniger Welpen auf dem Markt gab. Insgesamt sind die Abgabezahlen über alle Tierarten hinweg im Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat etwas zurückgegangen.

So viele Tiere wurden in Hamburgs Tierheim insgesamt aufgenommen

Auffällig: Zwölf der Tiere, die im Hamburger Tierheim abgegeben wurden, stammen von Ebay. Die häufig genannten Gründe: Das Tier sei krank, die Halter haben keine Zeit oder sind überfordert. Hinzugekommen sind auch deutlich mehr Vögel, wie Wellensittiche oder Wachteln. Sogar eine Netzpython wurde abgegeben.

Insgesamt wurden vom 1. Juni bis 4. Juli 223 Tiere aufgenommen, 71 wurden von ihren Besitzern selbst abgegeben; drei der Tiere waren so krank, dass sie eingeschläfert werden mussten. 152 Tiere wurden mutmaßlich ausgesetzt. Im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum 256 Tiere: 82 Abgaben und 174 mutmaßlich ausgesetzt.

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