Poller, Parken, autofrei: Neue Pläne für Hamburgs bekannteste Crash-Meile
Die Waitzstraße in Groß Flottbek ist Hamburgs berühmteste Crash-Meile. Erst im Dezember krachte ein Senior in die Außengastronomie eines Cafés. Wie durch ein Wunder wurde bei den rund zwei Dutzend Unfällen bisher niemand verletzt – aber wie lange noch? Deswegen wurden jetzt drei Varianten erarbeitet, die die Straße von Grund auf verändern könnten. Doch dagegen regt sich bereits Protest.
Die Waitzstraße in Groß Flottbek ist Hamburgs berühmteste Crash-Meile. Erst im Dezember krachte ein Senior in die Außengastronomie eines Cafés. Wie durch ein Wunder wurde bei den rund zwei Dutzend Unfällen bisher niemand verletzt – aber wie lange noch? Deswegen wurden jetzt drei Varianten erarbeitet, die die Straße von Grund auf verändern könnten. Doch dagegen regt sich bereits Protest.
Seit 1998 krachen ältere Autofahrerinnen und Autofahrer regelmäßig in die Schaufenster der Straße, in der sich neben vielen kleinen Geschäften auch Arztpraxen befinden. 24 Schaufenster-Unfälle später reagierte der Bezirk Altona und stellte im November 2020 insgesamt 60 massive und jeweils 600 Kilo schwere Betonpoller vor die Läden. Diese sollen bis zu einer Aufprallgeschwindigkeit von zehn Kilometern pro Stunde und einem Gewicht von zwei Tonnen standfest bleiben.
Immer wieder kracht es in der Waitzstraße in Groß Flottbek
Diese verhinderten seitdem bereits einige Unfälle, zum Beispiel wurde im April 2021 ein Mercedes-Fahrer von den Pollern aufgehalten. Doch möglicherweise war das noch nicht genug: Erst Ende Dezember fuhr ein 77-Jähriger mit seinem Auto über den Gehweg, rammte einen Poller um – der allerdings nicht zu den massiven des Bezirks gehörte – und kam erst inmitten der aufgestellten Holzstühle und -tische eines Cafés zum Stillstand. Glücklicherweise saß zu dieser Jahreszeit niemand draußen – aber was, wenn es Sommer gewesen wäre?

Ende Januar unternahm Altonas Bezirkschefin Stefanie von Berg (Grüne) deshalb zusammen mit Vertretern der Unfallkommission, darunter die Innenbehörde und Polizei, noch einmal eine Vor-Ort-Besichtigung. „Es ging ihr dabei darum, zu schauen, an welcher Stelle man inwiefern doch noch tätig werden könnte, um die Sicherheit vor Ort weiterhin zu erhöhen“, sagt Bezirks-Sprecher Mike Schlink.
Umbau Waitzstraße: Diese Varianten stehen jetzt im Raum
Drei Umbau-Möglichkeiten stehen jetzt im Raum: Die erste wäre, noch mehr Poller aufzustellen, die zweite würde aus den Schrägparkplätzen Längsparkplätze machen. Das bedeutet, dass die Autos mit ihrer Front nicht mehr in Richtung Geschäfte stehen sondern in Richtung Fahrbahn. Die letzte Variante wäre die Umwandlung der Waitzstraße in eine Kommunaltrasse. So werden Verkehrswege bezeichnet, auf denen fast ausschließlich Räder, Busse und Taxis fahren. Lieferverkehr kann gesondert zugelassen werden.
Der Bezirk prüft zudem, ob zum Beispiel ein Shuttle-Service für die Straße eingerichtet werden könnte, sodass „mobilitätseingeschränkte Personen auch ohne eigenes Auto die Geschäfte und Arztpraxen in der Waitzstraße aufsuchen können“, sagt Schlink. Welche oder ob überhaupt eine der Varianten tatsächlich umgesetzt wird, muss jetzt die Bezirkspolitik entscheiden, das Thema wird demnächst im Verkehrsausschuss diskutiert.
Allerdings: Bisher gab es in der Altonaer Politik nie eine Mehrheit, die Waitzstraße wirklich umzubauen. Der Grund: Man könnte dort die Wähler verprellen, die überwiegend aufs Auto angewiesen sind. Außerdem wollen die Geschäftstreibenden den Autoverkehr. Erst vor einer Woche starteten sie bereits eine Petition mit den Namen „Rettet die Waitzstraße“. Der Tenor: Mehr Poller, ja bitte, aber die Parkplätze und Autos so lassen, wie sie sind. Sie befürchten sonst den Einbruch ihrer Umsätze.