• Im Museum für Hamburgische Geschichte kann man die Wittkittel in den historischen Uniformen bestaunen. 
  • Foto: IMAGO / Sergienko

Snacken wie die Hamburger: Wissen Sie, wofür Sie einen „Wittkittel“ alarmieren würden?

Was die Stadt Hamburg so unverwechselbar macht? Vor allem die tolle Lage an Alster, Elbe und Bille. Und: ihre Sprache! Ausgerechnet ein Bremer, der Historiker Dr. Daniel Tilgner, hat jetzt ein Lexikon der Hamburger Begriffe herausgebracht. „So snackt Hamburg“ heißt der Band (12 Euro, 252 Seiten) – und der ist nicht nur für Quiddjes interessant, sondern auch für waschechte Hanseaten. Die MOPO stellt eine Auswahl der lustigsten Begriffe vor. Hier der letzte Teil: Hamburg von V bis Z.

Verholen ist ein Begriff aus dem Hafen. Er bedeutet, dass ein Schiff von einem Liegeplatz an einen anderen gebracht wird. Wer dagegen, z. B. in einer Kneipe, die Aufforderung erhält, sich „zu verholen“, sollte darüber nachdenken, ob er das Lokal alsbald verlässt, denn es meint nichts anderes als: „Verschwinde!“

Verknusen: Wer eine Speise nicht verknusen kann, der verträgt sie nicht oder hat Schwierigkeiten, sie zu verdauen.

Daher haben die Hamburger „Wittkittel“ ihren Namen

Vierlande: Die namengebenden vier in Hamburgs südöstlichen Elbmarschen sind Kirchwerder, Neuengamme, Curslack und Altengamme. Diese alten, an Deichen entlang gelegenen Straßendörfer bilden samt ihrer Feldmark die Vierlande.

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Ein der Teil der Vierlande: Die Riepenburger Mühle Boreas in Kirchwerder.

Foto:

imago images/Christian Ohde

Wittkittel hießen nach ihren weißen Mänteln die Hamburger Feuerwehrleute früherer Zeiten. Chef der Brandbekämpfer war im 19. Jahrhundert der „Obersprützenmeister“.

Snacken wie in Hamburg: Wuddeln statt Wurzeln – oder Möhren?

Wucht in Tüten ist neben „frech wie Oskar“ vermutlich der berühmteste Schnack aus dem anscheinend unerschöpflichen Repertoire des Straßenhändlers Fritz Krüger (1902–69), besser bekannt als „Oskar vom Pferdemarkt“. Aufgewachsen auf St. Pauli, wurde er durch seine markigen Sprüche Hamburgs ungekrönter „König der Straßenhändler“.

Wurzeln werden im norddeutschen Raum Karotten oder Mohrrüben genannt, es sei denn, man spricht platt, dann sind’s nemmich Wuddeln.

Zisslaweng: Das Hamburgische Wörterbucharchiv zählt mindestens 19 belegte Bedeutungen für dieses merkwürdige, auch „Schisslaweng“ und ähnlich gesprochene Wort. Wer eine Sache „aus dem Schisslaweng“ erledigt, der tut es schwungvoll und mit einem eleganten Dreh, ein Kniff, so leicht wie ein Fingerschnippen (das übrigens ebenfalls als „Zisslaweng“ bezeichnet werden kann).

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Die wahrscheinlichste Erklärung führt ins Französische und vielleicht zur selbstbewussten Kommentierung eines Gauklers während seiner flinken Fingerzaubereien: Einem kurzen „Voilà“ könnte „Ainsi, cela vint!“ (So schnell ging das!) folgen. Ebenfalls französisch ist: „C’est le vin“ (Das ist der Wein), der einer anderen Variante nach dem „Zisslaweng“ seinen unabdingbaren Schwung verleiht.

Zitronenjette gehört zusammen mit Aalweber und Hummel, Hummel in die erste Reihe „Hamburger Originale“. Sie wurde 1841 in Dessau als Henriette Johanne Marie Müller geboren und kam als Kind nach Hamburg. Kleinwüchsig und vermutlich geistig zurückgeblieben, ernährte sie sich kümmerlich durch Verkauf von Zitronen. Unter dem Ausruf „Zitroon, Zitroon!“ bot sie ihre Früchte tagsüber in der Innenstadt und abends auf St. Pauli an. Das nur 1,32 Meter große Persönchen wurde immer wieder von Straßenjungs verfolgt. 1894 wurde sie in die „Irrenanstalt“ Friedrichsberg eingewiesen, wo sie bis zu ihrem Tod 1916 mit kleineren Arbeiten beschäftigt wurde. Im Theater stellte keiner die Zitronenjette so herrlich dar wie Volksschauspieler-Legende Henry Vahl.

Plattdeutsches Wörterbuch: Hier finden Sie Teil 1 (A bis E)Teil 2 (F bis K)Teil 3 (L bis O) , Teil 4 (P bis R) und Teil 5 (S bis U) der Serie.

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