Skandalöse Tierversuchs-Statistik: Millionen ungenutzte Tiere wie Abfall entsorgt
Es ist schon traurig genug, dass in Deutschland jedes Jahr rund 2,5 Millionen Nager, Fische, aber auch Hunde, Katzen und Affen für Tierversuche leiden müssen. Doch in der aktuellen Statistik kommt eine skandalöse Praxis ans Licht: noch einmal ebensoviele Tiere sterben für die Labors quasi als Abfall, weil sie überschüssig sind. Der Deutsche Tierschutzbund ist entsetzt über diese Wegwerf-Praxis. Was dahinter steckt.
- Deutsch (Deutschland)
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Es ist schon traurig genug, dass in Deutschland jedes Jahr rund 2,5 Millionen Nager, Fische, aber auch Hunde, Katzen und Affen für Tierversuche leiden müssen. Doch in der aktuellen Statistik kommt eine skandalöse Praxis ans Licht: noch einmal ebensoviele Tiere sterben für die Labors quasi als Abfall, weil sie überschüssig sind. Der Deutsche Tierschutzbund ist entsetzt über diese Wegwerf-Praxis. Was dahinter steckt.
Wie das Bundesinstitut für Risikobewertung bekannt gegeben hat, wurden im vergangenen Jahr in Deutschland mehr als fünf Millionen Tiere durch die Tierversuchsindustrie „verbraucht“. Überraschend ist die Zahl doppelt so hoch wie im vergangenen Jahr. Woran das liegt? Laut einer neuen Verordnung müssen jetzt auch die Tiere in der Statistik aufgeführt werden, die zwar für die Wissenschaft gezüchtet, dann allerdings nicht verwendet, sondern als überschüssig getötet wurden. Sie waren bisher quasi an der Statistik vorbei entsorgt worden.
Tierversuche: Mehr Versuchstiere als gedacht
„Diese Tiere sterben vermutlich aus rein ökonomischen Gründen“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes (DTB). „Die Zahl dieser überschüssig getöteten Tiere übersteigt mit 2,55 Millionen sogar die Zahl der bei Tierversuchen verwendeten Tiere.“ Die liegt bei 2,50 Millionen Tieren. Der DTB sieht seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. „Für die deutschen Labore sterben weit mehr Tiere als bislang kommuniziert wurden.“
2,55 Millionen Tiere seien für die Tierversuchsindustrie also reine Wegwerfware. „Das ist eindeutig tierschutzwidrig“, so Schröder. „Wir fordern schon seit Jahren eine Gesamtstrategie für einen Ausstieg aus Tierversuchen mit konkreten Schritten. Moderne tierversuchsfreie Methoden könnten die leidvollen und fragwürdigen Versuche längst ersetzen. Sie müssen nur endlich stärker gefördert werden – wie im Koalitionsvertrag von der Bundesregierung versprochen!“
Unter den „Wegwerftieren“ befinden sich vor allem Mäuse (86 Prozent), gefolgt von Zebrafischen (12 Prozent). Aber auch 2237 Haushühner, 95 Rinder und 81 Kaninchen wurden laut DTB geboren, um durch deutsche Labore „entsorgt“ zu werden, weil diese keine Verwendung für die Tiere hatten.
Tierversuche: Tierschutzbund ist entsetzt über Zahlen
Das Bundesinstitut für Risikobewertung erklärt die Wegwerftiere so: „Nachkommen aus der Zucht genetisch veränderter Linien, die aber nicht die gewünschte Veränderung aufweisen. Plus Versuchstiere, die beispielsweise für das Hygienemonitoring von Zuchtkolonien getötet wurden. Und Tiere, die beispielsweise zu alt waren oder nicht das für den Versuch passende Geschlecht aufwiesen.“
Bei der ganzen Dramatik ist aber auch etwas Positives zu vermerken: Die Zahl der Tierversuche sank insgesamt um etwa zwei Prozent auf 2,5 Millionen Tiere. Vor allem die Versuche mit Affen sind um sieben Prozent zurückgegangen und liegen bei 1886 Tierversuchen, verwendet wurden dabei 1452 Affen – da sie mehrfach für Versuche herhalten und nicht wie andere Tiere nach einem Versuch getötet werden.
Hunde und Katzen wurden leider wieder mehr für Tierversuche genutzt. Bei Hunden sind es 2657 Versuche (Vorjahr 2560) und bei Katzen stieg die Zahl um 34 Prozent(!) auf 862 Tierversuche. Was erstaunlich ist, da die Zahlen bis 2019 deutlich gesunken waren. Hunde und Katzen werden insbesondere zur Erforschung von Tierkrankheiten sowie für die gesetzlich vorgeschriebenen Prüfungen von Tier- und Humanarzneimitteln eingesetzt.
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Insgesamt werden für Tierversuche vor allem Mäuse (75 Prozent) eingesetzt, gefolgt von Ratten und Fischen mit jeweils acht Prozent. Auch 63.124 Kaninchen wurden verwendet. Insgesamt 79.451 Tiere erlitten in den Versuchen den höchsten Grad an Schmerzen, Leiden oder Schäden. Ein Beispiel dafür ist laut Deutschem Tierschutzbund ein Tod durch Ersticken nach der Injektion von Giftstoffen.