Sinkender Umschlag, Sorge um Seeleute: Corona-Krise trifft den Hamburger Hafen
Krisenstimmung im Hamburger Hafen: Der Terminalbetreiber HHLA stellt sich wegen der Coronavirus-Pandemie auf einen herben Geschäftsrückgang ein. Auch die Reederei Hapag-Lloyd rechnet mit „erheblichen Auswirkungen“. Der Verband Deutscher Reeder macht sich Sorgen um die Seeleute.
Weniger Schiffe, weniger Ladung. Sowohl die Mengen der am Hafen umgeschlagenen wie die über Land transportierten Container werden in diesem Jahr zumindest zeitweise stark zurückgehen, befürchtet die HHLA am Freitag in einer Mitteilung an die Aktionäre.
Terminalbetreiber HHLA befürchtet Umsatzeinbußen
Der Höhenflug, der der HHLA im vergangenen Jahr nach vorläufigen Zahlen ein Wachstum von knapp sieben Prozent auf 1,4 Milliarden Euro Umsatz beschert hatte, ist aller Wahrscheinlichkeit nach vorbei. Zwar ist eine zuverlässige Prognose laut dem Vorstand um die Vorsitzende Angela Tizrath bisher nicht möglich. Man gehe aber davon aus, dass Umsatz und operatives Ergebnis (Ebit) im laufenden Jahr „stark unter den im Vorjahr erreichten Werten“ liegen werden.
Reederei Hapag-Lloyd hofft auf schwarze Zahlen
Auch die Container-Reederei Hapag-Lloyd sieht sich „erheblich höheren Unsicherheiten“ ausgesetzt, wie Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen ebenfalls am Freitag bei einer Bilanzvorlage in Hamburg erklärte. „2020 wird ein sehr ungewöhnliches Jahr, da sich die Bedingungen in den letzten Wochen aufgrund des Ausbruchs des Coronavirus in vielen Märkten sehr schnell verändert haben“, so Habben Jansen.
Zwar hätten sich die Märkte in China und anderen asiatischen Ländern nach dem anfänglichen Schock „wahrscheinlich schneller erholt als von vielen befürchtet“. Doch dafür sind jetzt auch die anderen Kontinente immer stärker betroffen. „Die Auswirkungen davon werden erheblich sein“, so Habben Jansen. Hapag-Lloyd werde das Transportangebot in den kommenden Monaten voraussichtlich anpassen müssen.
Börse reagiert positiv auf Gewinnprognose
Ziel der Reederei ist es, trotz allem schwarze Zahlen zu schreiben. Der Gewinn für 2020 soll vor Zinsen und Steuern (Ebit) zwischen einer halben und einer Milliarde Euro liegen, so die vorsichtige Prognose des Unternehmens. Vergangenes Jahr hatte Hapag-Lloyd seinen Umsatz auf um 8,5 Prozent auf 12,6 Milliarden Euro steigern können.
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Trotz der Unwägbarkeiten: An der Börse wurde die Botschaft der Reederei positiv aufgenommen. Am Morgen legte die Hapag-Lloyd-Aktie um 10,8 Prozent auf 72,00 Euro zu.
Verband Deutscher Reeder macht sich Sorgen um die Seeleute
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) wies auf die große Bedeutung der Schifffahrt für die Versorgung der Bevölkerung hin. Schließlich würden 90 Prozent der weltweiten Waren über das Meer transportiert.
„Diese Logistikkette über See nicht abreißen zu lassen, wird in den kommenden Tagen und Wochen essentiell nicht nur für den Wirtschaftsstandort Deutschland, sondern für jeden einzelnen Menschen. Jeder Supermarkt, jedes Unternehmen, aber auch zum Beispiel jedes Krankenhaus ist auf Waren
angewiesen, die per Schiff kommen“, sagte VDR-Präsident Alfred Hartmann.
Reederverband: Die Häfen müssen offen bleiben!
Umso dramatischer die Situation in einigen Häfen, die das Einlaufen der Handelsschiffe zum Teil drastisch beschränken. „Das ist eine sehr unheilvolle Entwicklung“, warnte Hartmann. Sein Appell: Die Häfen müssen offen bleiben. Auch für die Seeleute!
In vielen Häfen könne die Besatzung nach oft monatelangem Einsatz nicht mehr von Bord gehen, um die Heimreise zu ihren Familien anzutreten. Erschwerend kämen Einreiserestriktionen in Ländern wie jüngst in den USA hinzu.
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Hartmann forderte die Politik auf, sich dafür einzusetzen, dass Seeleute wie andere Berufsgruppen auch von Reiseverboten auszunehmen sind: „Seefahrer müssen an Bord kommen können, damit die Schiffe weiterhin fahren.“