Sie waren in Käfige gesperrt: Neun Hunde aus Hamburger Wohnung befreit
Winzige Chihuahuas, eine kranke Zwergspitzdame mit Welpen, alle in Käfigen eingesperrt, dazu ein in Hamburg verbotener American Bully: Was Tierschützer in der Altonaer Wohnung einer mutmaßlichen Welpenhändlerin entdeckten, ließ sie die Behörden alarmieren. Derzeit sind die Tiere durch das Veterinäramt sichergestellt, auf Nachfrage lässt der Bezirk Altona jedoch durchblicken, dass die Frau die Hunde zurückbekommt – obwohl sie Wiederholungstäterin ist und schon zuvor wegen der Käfighaltung von Welpen ins Visier geraten war. Wie kann das sein?
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Zugriff auf alle M+-ArtikelWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen //
online kündbarMOPO+ Jahresabo
für 79,00 €Jetzt sichern!Spare 23 Prozent!Zugriff auf alle M+-ArtikelWeniger Werbung
Danach zum gleichen Preis lesen //
online kündbar
Winzige Chihuahuas, eine kranke Zwergspitzdame mit Welpen, alle in Käfigen eingesperrt, dazu ein in Hamburg verbotener American Bully: Was Tierschützer in der Luruper Wohnung einer mutmaßlichen Welpenhändlerin entdeckten, ließ sie die Behörden alarmieren. Derzeit sind die Tiere durch das Veterinäramt sichergestellt, auf Nachfrage lässt der Bezirk Altona jedoch durchblicken, dass die Frau die neun Hunde zurückbekommt – obwohl sie Wiederholungstäterin ist und schon zuvor wegen der Käfighaltung von Welpen ins Visier geraten war. Wie kann das sein?
Tierschützerin Sina Hanke, Vorsitzende des Rellinger Vereins Animal Care e.V., kämpft seit Jahren gegen den illegalen Welpenhandel im Internet, recherchiert auf Plattformen nach Händlern, die die oft kranken Hundebabys aus Vermehrungsfabriken massenhaft in den Norden verfrachten und hier vermarkten.
Auch die Bewohnerin der Wohnung in Lurup inseriert immer wieder Welpen. „Allein seit Juli vier Würfe unterschiedlicher Rassen“, so die Expertin zur MOPO.
Welpen in Käfigen gehalten
Als angebliche Kundin ließ sie sich die kleinen Mini-Spitze zeigen, fünf Welpen, die mit dem Muttertier in einer Art oben offenen Nager-Verschlag lebten. Die Hündin hatte sichtbar entzündete Augen. Zwei junge Chihuahuas sprangen aufgedreht in einem ähnlichen Käfig empor. Ein junger American Bully war in der Küche der Drei-Zimmer-Wohnung eingesperrt.
„Alle Hunde waren deutlich gestresst“, so die Tierschützerin zur MOPO: „Die Zwergspitzhündin so sehr, dass sie immer wieder nach ihren Welpen gebissen hat. Der American Bully in der Küche hatte bereits die Tapete neben der Tür herunter gekratzt.“
Das Veterinäramt Altona, von den Tierschützern informiert, stellte die neun Hunde sicher, wie Bezirksamtssprecher Mike Schlink bestätigt: „Die Unterbringung der Tiere hat zum jetzigen Zeitpunkt nicht den Bedingungen des Tierschutzgesetzes und der Hundehaltungsverordnung entsprochen. So hatte die Mutterhündin des Welpenwurfs, ein Zwergspitz, beispielsweise keinen Rückzugsbereich und kein Wasser. Es wurde darüber hinaus eine Käfighaltung festgestellt und auch die Auslaufzeiten der Hunde waren unklar.“
Behörde will Hunde wohl zurückgeben
Derzeit sind die Hunde im Tierheim Süderstraße untergebracht. Die mutmaßliche Welpenhändlerin hat aber gute Chancen, ihre einträgliche Ware zurück zu bekommen. Für einen Zwergspitzwelpen verlangt sie im Netz 1300 Euro. „Sollte die Tierhalterin die Haltungsbedingungen entsprechend verbessern, ist angedacht, die Tiere – nach vorheriger Überprüfung durch das Veterinäramt – an die Halterin zurückzugeben“, so der Bezirkssprecher.
Dabei ist die Frau wegen der Käfighaltung von Welpen bereits beim Amt bekannt: „Es ist zutreffend, dass das Bezirksamt Altona im April 2020 ebenfalls Hunde sichergestellt hat, da keine artgerechte Tierhaltung vorlag“, räumt Mike Schlink ein. „Die entsprechenden Mängel sind damals beseitigt worden. Eine entsprechende Kontrolle erfolgte Ende April 2020.“
Im Sommer dieses Jahres habe das Bezirksamt Altona neue Hinweise dahingehend erhalten, dass Hunde in der Wohnung nicht artgerecht untergebracht worden seien. Eine Überprüfung habe keine Käfighaltung ergeben, die Kontrolleure hätten aber auf andere Mängel hingewiesen und etwa die Anschaffung einer zusätzlichen weichen Unterlage für die Tiere gefordert.
Das könnte Sie auch interessieren: Immer mehr illegaler Welpenhandel – jetzt will Hamburg gegenhalten
Sina Hanke ist fassungslos: „Dass die Behörden allen Ernstes in Erwägung ziehen, die Tiere an eine so uneinsichtige Wiederholungstäterin auszuhändigen, macht mich sprachlos. Die Gesetzesgrundlage gibt es absolut her, eine dauerhafte Fortnahme anzuordnen. Offensichtlich hat die Tierhalterin aus der Sicherstellung 2020 kein bisschen dazu gelernt – warum auch, wenn sie vom Veterinäramt Altona nichts zu befürchten hat.“