Verschenkte Energie: Warum Hamburg ein Problem mit der Biotonne hat
Viele Menschen fahren seit dem Ukraine-Krieg langsamer Auto, duschen kürzer und heizen weniger. Was auch gegen die Energie-Knappheit hilft: Bananenschale, Dönerreste und Joghurt in die Biotonne statt in den Restmüll werfen. Denn aus Biomüll wird in Hamburg Biogas gewonnen. Das Problem: Die Zahl der Biotonnen in Hamburg steigt nur sehr langsam – dabei sind sie eigentlich seit mehr als zehn Jahren Pflicht.
Viele Menschen fahren seit dem Ukraine-Krieg langsamer Auto, duschen kürzer und heizen weniger. Was auch gegen die Energie-Knappheit hilft: Bananenschale, Dönerreste und Joghurt in die Biotonne statt in den Restmüll werfen. Denn aus Biomüll wird in Hamburg Biogas gewonnen. Das Problem: Die Zahl der Biotonnen in Hamburg steigt nur sehr langsam – dabei sind sie eigentlich seit mehr als zehn Jahren Pflicht.
Die für Biotonnen zuständige Stadtreinigung ist ganz zufrieden mit ihrer Quote: Laut Pressesprecher haben 70 Prozent der Haushalte die Möglichkeit, eine Biotonne zu benutzen. Allerdings bedeutet das im Umkehrschluss auch, dass 30 Prozent ihre übriggebliebenen Lebensmittel, Blumensträuße und Co. noch immer in den Restmüll werfen. Dabei ist die Biotonne seit 2011 Pflicht und es könnte viel mehr Biogas produziert werden.
Aus Essensresten lässt Stadtreinigung Biogas produzieren
Wie aus einer Senatsanfrage des CDU-Abgeordneten Sandro Kappe hervorgeht, können Biotonnen nur über Ausnahmegenehmigungen abbestellt werden. Als Grund zählen dabei fehlender Platz oder die Kompostierung auf dem eigenen Grundstück. Krass: Bei der Stadtreinigung liegen allein fürs vergangene Jahr 307.000 Ausnahme-Genehmigungen vor. Meist aufgrund des fehlenden Platzes. Stadtreinigungssprecher Kay Goetze: „220.000 Haushalte haben keinen ausreichenden Platz.“ Oftmals seien es ganze Straßenzüge, in denen es auch noch die Sackabfuhr (rosa Säcke) gibt.
Da liegt allerdings die Vermutung nah, dass die Stadtreinigung Angaben von Eigentümern womöglich auch nicht überprüft. Ebenso bei den rund 40.000 Hamburgern, die nach eigenen Angaben auf dem eigenen Grundstück kompostieren – was auch nicht geprüft wird. Oftmals ist das Platzproblem ein Vorwand, der tatsächliche Grund sind Vorbehalte von Eigentümern und Verwaltungen, dass der Biomüll stinke oder bei Verunreinigung mit Plastik nicht abgeholt werde. Sandro Kappe fordert: „Wir brauchen in Hamburg eine deutlich höhere Recyclingquote.“
Biotonne in Hamburg: Biomüll landet zu oft im Restmüll
Denn sonst landet weiterhin viel zu viel in der Restmülltonne. Fast die Hälfte des Restmülls (40 Prozent) besteht in der Hansestadt noch immer aus organischen Abfällen wie Essensresten, Kaffeefiltern oder verfaultem Obst und nicht mehr benötigtem Gemüse. Vor allem Obst und Gemüse, gefolgt von Brot und Joghurt, werden in großen Mengen weggeworfen. Das alles landet dann leider mit dem ganzen anderen Abfall in der Müllverbrennungsanlage.
Aus den täglichen Essensabfällen und dem Grünzeug aus der Biotonne hingegen wird im Biogas- und Kompostwerk Bützberg (Tangstedt) Biomethan in Erdgasqualität produziert. Dieses Gas ist klimaneutral und es wird dafür kein Getreide oder Raps genutzt, der als Lebens- oder Futtermittel taugt. Noch besser: Die Mikroorganismen produzieren das Methan auch, wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint. Mit dem Biogas werden viele Hamburger Haushalte mit Wärme und Strom versorgt.
Biogas kommt vom Bützberg in Tangstedt
Am Bützberg werden jährlich bis zu 70.000 Tonnen organische Küchen- und Gartenabfälle zu rund 1,3 Millionen Kubikmeter reinem Biomethan (und 35.000 Tonnen Kompost) und ist damit die zurzeit größte Anlage ihrer Art in Norddeutschland. Der Energiegehalt des produzierten Biomethans entspricht dem Strombedarf von mehr als 11.000 Zwei-Personen-Haushalten.
Die Hamburger Stadtreinigung hat sich vorgenommen, 50 Prozent mehr erneuerbare Energie aus Bioabfall, Photovoltaik und Windrädern zu produzieren. Bis zum Jahr 2030 soll das erreicht sein. Allerdings schwächelt ausgerechnet die Biotonne dabei.
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Die CDU-Fraktion beantragt daher in der Bürgerschaft jetzt, dass Hamburg ermitteln solle, wie viele Lebensmittel eigentlich jährlich im Abfall landen. Geprüft werden solle auch, wie die Stadt private Initiativen unterstützen kann, die überschüssige Lebensmittel vor dem Wegwerfen bewahren.