Sie lässt sich scheiden – und bezahlt mit ihrem Leben
Er rammte ihr die 20 Zentimeter lange Klinge in den Bauch. Einmal, zweimal. Warum? Weil sie ihn verlassen und einen neuen Mann kennengelernt hat. Das wirft zumindest die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten Zaheer A. (52) vor. Seit Mittwoch muss er sich wegen Mordes vor dem Landgericht Hamburg verantworten. Ein erster Termin für ein Gutachten scheiterte. Seine Verteidigerin versuchte, die Tat zu erklären.
Er rammte ihr die 20 Zentimeter lange Klinge in den Bauch. Einmal, zweimal. Warum? Weil sie ihn verlassen und einen neuen Mann kennengelernt hat. Das wirft zumindest die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten Zaheer A. (52) vor. Seit Mittwoch muss er sich wegen Mordes vor dem Landgericht Hamburg verantworten. Ein erster Termin für ein Gutachten scheiterte. Seine Verteidigerin versuchte, die Tat zu erklären.
Hat der Angeklagte seine Ex-Frau (35) umgebracht, weil er sich durch die Scheidung seines Lebens beraubt fühlte? Sah er sie als Eigentum an, das er zerstören kann, wann immer er will? Diese Fragen gilt es im Mord-Prozess gegen Zaheer A. (52) vor dem Landgericht Hamburg zu klären.
Hamburg: Mann soll Ex-Frau in ihrer Wohnung erstochen haben
Am ersten Verhandlungstag verliest die Staatsanwältin die Anklage: Zaheer A. (52) soll am 4. November 2022 um 10.44 Uhr seine Ex-Frau und Mutter zweier Kinder (vier und zwölf Jahre) in ihrer Wohnung im Harnackring (Lohbrügge) aus „niedrigen Beweggründen“ getötet haben.
Das Motiv? Wut, so die Staatsanwältin. Der Angeklagte habe die 35-Jährige attackiert, da sie in einer neuen Beziehung war. Zum Zeitpunkt der Tat lebte das frühere Paar zwar bereits zwei Jahre getrennt, geschieden waren sie jedoch erst seit einigen Tagen. Im Wohnzimmer habe er dann „wuchtig“ auf sein Opfer eingestochen – zweimal rammte er ihr ein Messer in den Bauch.

Dabei verletzte er lebenswichtige Organe sowie ihre Beckenarterie. Anschließend wählte er den Notruf. Rettungskräfte versuchten noch, die 35-Jährige zu retten – doch ohne Erfolg. Die Frau verblutete in Folge der Stichverletzungen. Zaheer A. wurde festgenommen. Vor Ort habe er die Tat zugegeben.
Prozess: Angeklagter will sich schriftlich zu Vorwurf äußern
Ihr Mandant und sie werden eine schriftliche Einlassung vorbereiten, sagt die Verteidigerin zur Richterin. Allerdings müsse Zaheer A. dafür zunächst von einer Psychiaterin untersucht und ein Gutachten erstellt werden. Bislang sei er erst einmal, am Montag, begutachtet worden – da der Termin am vergangenen Freitag an einem fehlenden Raum für die Besprechung gescheitert sei.
Der Angeklagte habe seine Ex nicht aus Besitzansprüchen heraus getötet, sagt seine Verteidigerin im Anschluss an die erste Sitzung – und ergänzt: „Er hat mit der Scheidung sein Leben verloren.“ Sie suggeriert, ihr Mandant sei zurückhaltend, ein unentschlossener Typ, dem man alles sagen müsse. Die Nebenklägervertreterin skizziert ein anderes Bild: Sie bestätigt, dass es bereits in der Beziehung zu Gewalt gekommen sei. Der Prozess wird am 12. Mai fortgesetzt.
Hamburg: 2022 starben vier Frauen und ein Mann durch ihre Partner oder Ex-Partner
Der Prozess gegen Zaheer A. zeigt ein Problem, das weit über die Beziehung zwischen ihm und seiner Ex-Frau hinausgeht. Denn Partnerschaftsgewalt ist keine Seltenheit. Viele Taten bleiben dabei im Dunkeln, werden nie angezeigt. Die anderen landen in Statistiken wie der „Kriminalitätslage 2022“ der Hamburger Polizei. Laut dieser wurden 2022 insgesamt 5141 Menschen in der Hansestadt Opfer von Partnerschaftsgewalt.
Damit haben sich die Zahlen der Opfer im Vergleich zu 2021 (5058) wieder leicht erhöht, sind jedoch niedriger als im Corona-Jahr 2020 (5397). Der Anstieg begründe sich durch eine Zunahme einfacher Körperverletzungsdelikte. Gewaltdelikte wie gefährliche Körperverletzung zeigten über die vergangenen zehn Jahre hingegen kaum Veränderung. Mit 713 Opfern (2022) von Gewaltkriminalität in Partnerschaften oder Ex-Partnerschaften bewegt sich die Zahl im Bereich der Vorjahre.
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Neun Tötungsdelikte in Partnerschaften wurden 2022 erfasst, betroffen waren sieben Frauen und zwei Männer – vier Frauen und ein Mann haben die Tat nicht überlebt. Der Fall von Zaheer A. und seiner Ex-Frau passt dabei ins Bild – denn die Opfer von Tötungsdelikten in Beziehungen sind insgesamt überwiegend weiblich (Mittelwert 2008-2022: 76 Prozent).