Jutta Krüger

Juristin mit Herz: Dr. Jutta Krüger verstarb am 13. März. Foto: Privat.

Knallharte Juristin, aber immer mit Herz: Trauer um Dr. Jutta Krüger

Die besonders in Hamburgs Mediziner- und Juristenkreisen prominente Dr. Jutta Krüger ist tot. Sie wurde nur 69 Jahre alt. Die „Fälle“, die sie als Juristin der Freien und Hansestadt Hamburg bearbeitete, machten einst bundesweit Schlagzeilen. Als Person blieb sie meist im Hintergrund: Es ging um die von der MOPO aufgedeckten Ärztepfusch-Skandale in der Orthopädie des AK Barmbek unter Prof. Rupprecht Bernbeck (1984) und neun Jahre später um den UKE-Strahlenskandal. Insgesamt wurden „über ihren Schreibtisch“ mehr als 45 Millionen Euro Schmerzensgeld und Schadenersatz an die Opfer abgewickelt.

Als die MOPO am 10. Januar 1984 mit der Schlagzeile „Chefarzt operierte uns zu Krüppeln“ erschien, konnte die damals gerade erst 28-jährige Juristin der Hamburger Gesundheitsbehörde nicht ahnen, dass dieser Skandal ihren beruflichen Weg jahrzehntelang prägen würde. Einen „Serienschaden“ dieser Art hatte es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nicht gegeben – voller juristischer, politischer und berufspolitischer Brisanz. Dazu als Gegner den Anwalt Wilhelm Funke, der von den Medien für sein beispielloses Engagement für die Opfer das anerkennende Zusatzprädikat „Patientenanwalt“ erhielt  – damals ein Novum.

Die junge Juristin wurde diffamiert und angefeindet

Eine höchst problematische Position für die junge Behörden-Juristin, in der sie keine Neider fürchten musste. Hier die unfassbaren Vorgänge in der Barmbeker Klinik, das ungeheure Leid der vielen Opfer, die schockierte Öffentlichkeit; dort die Erwartung des eigenen Arbeitgebers, den Schaden finanziell und politisch möglichst flach zu halten. Dann die stets auf ihren Ruf bedachte Ärzteschaft, die alles gewusst, aber geschwiegen hatte, sowie die Fragen nach entstandenem und noch folgenden materiellen Schäden und die nötigen Konsequenzen.

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Eigenes soziales Engagement, normales, menschliches Mitgefühl und „coole Juristerei“ sind nicht immer leicht unter einen Hut zu bringen. Zumal klar ist, welche Seite was erwartet. An diesem Zwiespalt ließ Jutta Krüger im Freundes- und Kollegenkreis, in der Familie, im Gespräch mit Medienleuten und auch mit betroffenen Patientinnen und Patienten nie einen Zweifel aufkommen. Anfeindungen, Diffamierungen setzten ihr zu.

Trotzdem ließ sie sich, neun Jahre nach Bernbeck, vom damaligen Wissenschaftssenator Leonard Hajen (SPD) nicht lange bitten und wechselte in Sachen UKE-Strahlenskandal als erfahrene Troubleshooterin die Behörde. Am 13. März ist die promovierte Juristin nach einer langen Krebserkrankung gestorben.

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