Warum eine Hamburgerin aus einem Neubaugebiet ein Blumenparadies macht
Krieg, Inflation, Pandemie: Bei all den Krisen fällt es manchmal schwer, die Hoffnung zu behalten. Rahime Sürücü (61) aus Altona-Nord wehrt sich dagegen: Sie hübscht das Quartier Mitte Altona mit Blumen auf und will die Welt damit ein bisschen bunter und fröhlicher machen. Mittlerweile hat sich daraus eine richtige Bewegung entwickelt.
Krieg, Inflation, Pandemie: Bei all den Krisen fällt es manchmal schwer, die Hoffnung zu behalten. Rahime Sürücü (61) aus Altona-Nord wehrt sich dagegen: Sie hübscht das Quartier Mitte Altona mit Blumen auf und will die Welt damit ein bisschen bunter und fröhlicher machen. Mittlerweile hat sich daraus eine richtige Bewegung entwickelt.
„Ein bisschen verrückt“, so beschreibt ihr Sohn Ümit seine Mutter Rahime Sürücü manchmal. „Verrückte Menschen sind etwas Gutes!“, antwortet die Rentnerin mit den wilden roten Locken dann. Verrückt ist Sürücü vor allem nach Blumen. Schon in ihrem Berufsleben als Erzieherin unterrichtete sie Kinder darüber.
Nachbarn treffen sich jede Woche zum Blumenpflanzen
„Gerade für Stadtkinder ist das sehr wichtig“, betont Sürücü, von ihren Nachbarn gerne „Blumenfee“ genannt. „Deshalb macht es mich sehr traurig, dass der Schulneubau für die Stadtteilschule Altona neben unserem Wohnhaus keinen Garten bekommen soll.“ Auch am Straßenrand standen nur dürre Bäumchen in kahlen Pflanzinseln voll Bausand. „Müll“, wie Sürücü sagt. „Den haben sie einfach von der Baustelle da abgeladen!“
Also begann sie im April dieses Jahres in dem Neubaugebiet nahe des Altonaer Bahnhofs die Straße Lille Torv und die Felicitas-Kuckuck-Straße mit Blumen und Gemüse zu bepflanzen. Hilfe von nebenan ließ nicht lange auf sich warten. Mittlerweile trifft sich die Nachbarschaft jeden Samstag für drei Stunden, um die Pflanzinseln zu pflegen. Zwei Tonnen Erde haben sie schon verbraucht.
Auch die Gießarbeit teilen sich die Quartiersbewohner – koordiniert von Sürücü. „Das ist ein Vollzeitjob!“, sagt sie, während sie mit ihrer grünen Gießkanne durch die Straßen zieht, sich hier über eine neu gewachsene Bohne, da über ein kleines Vogelnest freut. Besonders gefalle es ihr, dass durch das Projekt so viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen.
„Blumen sind so viel besser als Kriege!“
Geldspenden für ihre Arbeit lehnt die „Blumenfee“ übrigens ab. Lieber nimmt sie Samen, Erde und Mulch entgegen. „Durch Social Media sind schon Menschen aus Berlin und Kiel auf mich aufmerksam geworden und haben etwas vorbeigebracht!“, berichtet sie. Im Quartier ist sie bekannt, wird beim Spazieren alle paar Meter von jemandem begrüßt.
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In der nächsten Saison möchte Sürücü essbare Kräuter für die Schulkinder pflanzen. Ob sie danach noch weitere Straßen in der Neuen Mitte begrünen möchte? „Am liebsten würde ich die ganze Welt bepflanzen. Blumen sind so viel besser als Kriege!“ Also dürfen sich die Nachbarn auch in Zukunft darüber freuen, die fröhliche „Blumenfee“ durch das Quartier huschen zu sehen.