Sicherheitsoffensive im Bahnhof: „Das erinnert an Bruce-Willis-Filme”
Hamburgs Hauptbahnhof ist der gefährlichste in Deutschland – zumindest wenn es um Gewaltdelikte geht. Dagegen wollen Bundes- und Landespolizei nun gemeinsam mit Einsatzkräften von DB Sicherheit und der Hamburger Hochbahnwache vorgehen. Diese neue Sicherheitsoffensive ist in Deutschland einmalig – doch nicht jeder Ladeninhaber in der Wandelhalle teilt die Hoffnung auf Besserung.
Hamburgs Hauptbahnhof ist der gefährlichste in Deutschland – zumindest, wenn es um Gewaltdelikte geht. Dagegen wollen Bundes- und Landespolizei nun gemeinsam mit Einsatzkräften von DB Sicherheit und der Hamburger Hochbahnwache vorgehen. Diese neue Sicherheitsoffensive ist in Deutschland einmalig – doch nicht jeder Ladeninhaber in der Wandelhalle teilt die Hoffnung auf Besserung.
Sie sollen jeden Tag acht Stunden zu den Stoßzeiten patrouillieren. Immer in Vierer-Teams: Einsatzkräfte der Bundes- und Landespolizei zusammen mit ihren Kollegen der DB Sicherheit und der Hamburger Hochbahnwache. „Allianz sicherer Hauptbahnhof“ heißt das neue Konzept, dass Innensenator Andy Grote (SPD) zusammen mit den vier Institutionen am Montag vorstellte.
Hamburg: Hauptbahnhof soll sicherer werden
Das Ziel der Zusammenarbeit: sichtbare Präsenz, erhöhte Ansprechbarkeit, schnelles Eingreifen. „Wir haben die gesamte Lage am Hauptbahnhof im Fokus“, sagt Polizeipräsident Ralf Martin Meyer zu MOPO. „Das fängt bei Straftaten wie Taschendiebstahl und Körperverletzung an, reicht aber auch zu Phänomenen wie aggressives Betteln.“
Der Hamburger Hauptbahnhof ist mit über 550.000 Menschen pro Tag der meist frequentierte Bahnhof in Deutschland. Hunderttausende Hamburger nutzen den Hauptbahnhof täglich, für Besucher ist er das Tor in die Stadt. Deswegen sei sowohl das Sicherheitsgefühl der Menschen, wie auch die tatsächliche Sicherheit von großer Bedeutung, so Meyer. Durch die neue Zusammenarbeit sei man immer handlungsfähig und könne mit allem umgehen, was am Hauptbahnhof passiert.
Michael Schuol, Präsident der Bundespolizeidirektion Hannover, stimmt zu: „Es ist deutlich effektiver, die Streifen gemeinsam zu laufen. Wir lösen damit die Zuständigkeitsgrenzen auf und können alle gemeinsam handeln“, sagt er zur MOPO. „Im März haben wir seitens der Bundespolizei über 400 zusätzliche Kräfte eingesetzt. Das sind etwa zwölf pro Tag, neben den zehn Bundespolizisten, die wir ohnehin schon hier haben.“ Auch die Videoüberwachung habe man mit 400 hochmodernen Kameras mit Bildauswertung deutlich erweitert.

Bedeutet die erhöhte Polizeipräsenz am Hauptbahnhof eine Einsparung in anderen Stadtteilen? „Nein, das kriegen wir hin“, sagt Innensenator Andy Grote der MOPO. „Es ist immer so, dass man Schwerpunkte bilden und Prioritäten setzen muss. Der Hauptbahnhof ist einfach ein zentral bedeutender Ort in Hamburg. Ein Unsicherheitsgefühl, das hier entsteht, überträgt sich auf die ganze Stadt. Dann fragen sich die Menschen: Wenn es am Hauptbahnhof schon so ist, wie soll es dann im Rest der Stadt sein? Deswegen hat der Bahnhof eine besondere Bedeutung. Es ist wichtig, dass wir hier erfolgreich sind.“
Wandelhalle: Ladeninhaber befürworten die neue Sicherheitsoffensive
Und was sagen die örtlichen Ladenbetreiber zu der neuen Sicherheitsoffensive? Lela Liepert (49), Filialleitung von „Blume Petzoldt“ im Bahnhof, findet die geplante Zusammenarbeit gut. „Die größten Probleme machen hier Menschen, die Flaschen von der Empore werfen oder stehlen“, sagt sie der MOPO. Polizei oder Sicherheitspersonal habe man bislang nur wenig gesehen.

Diebstahl ist auch für Gabi Bahs (60), Geschäftsführerin des Tabakladens „Niemeyer Cigarren“, ein großes Problem: „Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, wird geklaut. Wir finden die neue Offensive gut, manche der Mitarbeiterinnen fühlen sich nicht sicher. Und die Täter müssen merken, dass sie hier nicht alles mitnehmen können.“

Ein anderer Verkäufer eines Geschäfts will anonym bleiben. Die neuen Sicherheitsmaßnahmen sieht er skeptisch: „Das wird nichts ändern“, sagt er der MOPO. Romina T. (46), Verkäuferin von „Accesorios“, ist anderer Ansicht. Das neue Konzept werde etwas bringen – selbst wenn auch diese Teams nicht überall gleichzeitig sein können. Auch die 46-Jährige hat vor allem mit Dieben Probleme: „Es wird viel geklaut. Sie warten immer, bis es im Laden voller wird und kommen dann rein. Viele von ihnen kenne ich schon“, erzählt sie.
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Doch ganz geheuer seien ihr die vielen Patrouillen auch nicht: „Intensive Polizei-Kontrollen erinnern mich auch immer an Bruce-Willis-Filme.“ Die potentielle Gefahr werde so erlebbar.