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  • Tim Fischer ist als Conférencier (Foto mit Michelle Marier) eine Klasse für sich.
  • Foto: Kerstin Schomburg

Show in Hamburg: Das Hansa wird zum „Kit Kat Club“

„Willkommen! Bienvenue! Welcome!“, heißt es jetzt im Hansa-Theater. Die traditionsreiche Varieté-Bühne am Steindamm ist wie gemacht für „Cabaret“, das vor dem Hintergrund des aufkeimenden Nationalsozialismus spielende Musical von Masteroff, Kander und Ebb.

Der Kult-Klassiker, für den der Theatersaal mit seinem plüschig-nostalgischen Ambiente zum „Kit Kat Club“ im Berlin der 30er-Jahre wird, begeisterte in der fulminanten Inszenierung von Hausherr Ulrich Waller die Premierengäste. Jubel und Riesenbeifall für das ausgezeichnete Ensemble und die fabelhaften Musiker.

Premiere von „Cabaret“ im Hansa-Theater in Hamburg

Freizügig-frivole Auftritte der Revue-Girls und Revue-Boys und schmissige Hits wie „Cabaret“ oder „Money, Money“ sorgen für ausgelassene Stimmung in düsterer Nachtclub-Atmosphäre. Szenen um den amerikanischen Autor Cliff Bradshow, der sich in die Nachtclubsängerin Sally Bowles verliebt, fangen das Lebensgefühl in der politisch aufgeheizten Zeit der Weimarer Republik an.

Eine Klasse für sich ist Tim Fischer. Der Chansonnier zeichnet als zynischer Conférencier mit weiß geschminktem Gesicht und blutroter Zunge eine mephistophelische Gestalt, die zwischen rauschhafter Verzückung und politischer Sorglosigkeit für den Weg in den Untergang steht.

Hansa-Theater: Tim Fischer ist der Conférencier

„Berlin ist vorbei“, warnt schließlich auch Cliff, eindringlich gespielt von Sven Mattke. Entsetzt über den Terror der erstarkenden Nationalsozialisten, packt er die Koffer. Doch vergeblich versucht er auch seine schwangere Freundin Sally (Anneke Schwabe: im inneren Zwiespalt zwischen Liebe und Showbiz-Karriere) zur Flucht vor der braunen Barbarei zu bewegen.

Momente, die unter die Haut gehen, gelingen allen voran Angela Winkler und Peter Franke. Die tragische Liebesgeschichte zwischen dem jüdischen Obsthändler Schultz und der altjüngferlichen Zimmerwirtin Fräulein Schneider, die schweren Herzens aus Angst vor dem zum Nazi mutierten Pensionsgast Ernst (Holger Dexne) ihre Verlobung platzen lässt: Das wunderbare Schauspieler-Duo rückt sie derart ergreifend ins Rampenlicht, dass man als Zuschauer wirkliches Mitgefühl empfindet.

Starkes, aufwühlendes Unterhaltungstheater. Zum Freuen und Frösteln.

Hansa-Theater: bis 26.4., Di-Sa 19.30 Uhr, So 18 Uhr, 47,90-66,90 Euro, Tel. 47 11 06 44

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