Immer mehr Leerstand in Hamburger Shoppingmeile – aber es gibt Hoffnung
Das Sachsentor ist die zentrale Einkaufsstraße in Bergedorf. Die Anfang der 2000er liebevoll umgestaltete Fußgängerzone ist mit seinen historischen Fachwerkbauten ein echter Hingucker, eine Vielzahl inhabergeführter Geschäfte prägt das Bild. Vom Juwelier über den Herrenausstatter bis hin zum Spirituosengeschäft: Fast alles ist hier vertreten. Aber wie viele Shopping-Meilen hat auch das Sachsentor mit Leerstand zu kämpfen. Warum Stimmung vor Ort dennoch vergleichsweise gut ist.
Das Sachsentor ist die zentrale Einkaufsstraße in Bergedorf. Die Anfang der 2000er liebevoll umgestaltete Fußgängerzone ist mit seinen historischen Fachwerkbauten ein echter Hingucker, inhabergeführter Geschäfte prägen das Bild. Vom Juwelier über den Herrenausstatter bis hin zum Spirituosengeschäft: Fast alles ist hier vertreten. Aber wie viele Shopping-Meilen hat auch das Sachsentor mit Leerstand zu kämpfen. Die Stimmung vor Ort ist dennoch vergleichsweise gut, von einem Abgesang nur wenig zu spüren. Eine Bestandsaufnahme.
Am Dienstagvormittag ist die Fußgängerzone Sachsentor gut besucht – trotz grauen Himmels und Nieselregen. Doch wer hier entlangschlendert, kommt alle paar Meter daran vorbei: leerstehende Geschäfte, mit abgedeckten Schaufenstern und verriegelten Türen. Auf wenigen hundert Metern stehen sechs Läden leer. Prominentestes Beispiel ist die ehemalige „Karstadt“-Filiale, die ein Riesenloch in das sonst schöne Straßenbild reißt. Seit Anfang 2021 steht ein Gebäude bereits leer, ein zweites wurde abgerissen. Die gegenüberliegende „Deichmann“-Filiale ist ebenfalls seit zwei Jahren geräumt.
Bergedorf: Leerstand in beliebter Fußgängerzone
Bei einer Zweigstelle des Immobilienmaklers „Grossmann & Berger“ steht die Schließung kurz bevor. „Mit dem Weggang von Karstadt gibt es deutlich weniger Laufkundschaft im hinteren Teil der Fußgängerzone“, so eine Unternehmenssprecherin des Makler-Unternehmens. Die Filiale wolle man nach Reinbek verlegen, „spätestens Ende März 2024“ ist am Sachsentor Schluss.

Harald Schultz hingegen ist gekommen, um zu bleiben. Der 61-jährige Schuster arbeitet schon seit Jahrzehnten in Bergedorf. Seit zweieinhalb Jahren ist er zudem Inhaber von „Harald Schultz, Service am Sachsentor“, einem Schuster- und Schlüsseldienst. Das Geschäft betreibt er allein, an sechs Tagen in der Woche steht er hier hinterm Tresen. „Der Leerstand besorgt mich schon“, sagt Schultz. Auch die Durchmischung der Läden habe mit den Jahren abgenommen. Wie läuft das Geschäft? „Noch trägt es“, verrät er.

Seine Kunden sind überwiegend alteingesessene Bergedorfer, doch manch einer kommt extra von außerhalb: Uwe Niekerken (77) aus Reinbek ist einer von ihnen, der Besuch in Bergedorf gehört für ihn fest zum Wochenplan: „Ich bin zweimal wöchentlich hier, weil ich im TSG Bergedorf aktiv bin.“ Doch auch Niekerken berichtet, dass ihn der Leerstand umtreibt. So kaufe er seit der „Karstadt“-Schließung vermehrt online. Immerhin: Für die ehemaligen „Karstadt“-Grundstücke gibt es inzwischen Pläne für eine Neubebauung – dort ist unter anderem ein achtstöckiges Gebäude ist geplant.

Marc Wilken vom Wirtschaftsverband Bergedorf (WSB) macht sich um den Standort keine Sorgen. „Hier ist noch alles im grünen Bereich“, sagt er. Wilken verweist auf die Stärken des Sachsentors: Die hohe Zahl inhabergeführter Geschäfte sei für eine Einkaufsmeile nicht mehr selbstverständlich und ein Pluspunkt, die Leerstandsquote „nicht so hoch, wie sie scheint“. Dazu sei Bergedorf eine wachsende Stadt. Vielmehr sorgt sich Wilken um den Personalmangel bei seinen Verbandsmitgliedern: „Das ist ein deutlich größeres Problem als ausbleibende Kundschaft.“
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Über mangelnde Kundschaft kann auch WSB-Verbandsmitglied Birgit Koch-Schallenberg nicht klagen. Sie ist Inhaberin des Juweliergeschäfts „Jean Koch Goldschmiede“. Die Zahl derer, die hohe Qualität zu schätzen wüssten, sei unverändert hoch, so die 55-Jährige. „Aber man darf nicht auf die Kunden warten, Eigeninitiative ist gefragt.“ Koch-Schallenberg ist sicher: „Wenn die Aufenthaltsqualität stimmt, hat der Standort eine Zukunft.“