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Shopping-Frust in Hamburg: Wenige Kunden nach Öffnungen – jetzt kommt die Pleitewelle

Die Corona-Krise trifft den Einzelhandel hart: Seit Anfang letzter Woche haben viele Geschäfte mit Auflagen wieder geöffnet – der große Ansturm in Hamburg blieb jedoch aus. Durch die Maskenpflicht kommt nun ein zusätzliches Hindernis auf die Händler zu. Der Handelsverband Nord erwartet durch die Umstände eine Insolvenzwelle im Herbst. 

Die Einzelhändler haben es aktuell nicht leicht. Lange waren die Geschäfte in Hamburg zu – das hatte Umsatzeinbußen zur Folge. Auch nach der Öffnung unter Auflagen am vergangenen Montag entspannte sich die Situation nicht.

Wie Brigitte Nolte, Geschäftsführerin des Handelsverbands Nord (HV Nord), gegenüber der MOPO erklärte, sei die Hamburger Innenstadt besonders betroffen, da dort weniger Menschen arbeiten oder wohnen würden: „Am vergangenen Montag haben wir einen Nachholbedarf bei den Kunden erlebt. In den Tagen danach sind die Kundenzahlen aber wieder weniger geworden.“

Jungfernstieg Passantenfrequenz

Die rote Linie zeigt die durchschnittliche Passantenfrequenz am Jungfernstieg, die blaue Linie die in der vergangenen Woche. 

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Von der Krise besonders betroffen sei der Textilhandel, wie Nolte im Gespräch sagte. „Warum sollen die Menschen auch Mode kaufen, wenn sie sowieso zu Hause bleiben sollen?“ Dazu käme das Problem der Saison-Ware. „Die können ja im Sommer keine Frühjahrsmode verkaufen“, sagte Nolte. Darauf würden viele Händler sitzen bleiben. Die meisten Menschen würden zudem zielgerichtet für eine Besorgung einkaufen und nicht bummeln gehen – oder doch einfach im Internet shoppen.

Maskenpflicht in Hamburg: Weitere Einschränkung für den Einzelhandel

Mit der ab dem heutigen Montag geltenden Maskenpflicht in Hamburg kommt nun eine neue Hürde auf den Handel zu. Die Handelsverband-Chefin fürchtet einen weiteren negativen Effekt: „Für die Kunden ist der Einkauf dadurch mit noch mehr Einschränkungen verbunden.“ Doch sie hat auch Hoffnung, dass sich die Lange entspannen könnte: „Wenn sich die Menschen erstmal an die Masken gewöhnt haben, könnte das auch zu einer entspannteren Situation führen, da sich die Kunden damit auch wieder freien bewegen könnten. Das ist aber ein Wunschszenario.“ 

Neue Rechtsverordnung sendet ein falsches Signal

Die neue Maskenpflicht bringt auch weitere Verpflichtungen für die Händler mit sich. Sie fürchten, dass sie durch die Maskenpflicht zusätzliche Belastungen hinnehmen müssen. Hintergrund ist, dass sie Menschen ohne Mundschutz aus ihren Geschäften verweisen sollen.

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In der neuen Rechtsverordnung ist festgelegt, dass Bußgelder in Höhe von 500 bis 1000 Euro für die Inhaber fällig sind, wenn die Kunden die Maskenpflicht nicht einhalten. Für Nolte ist das ein falsches Signal: „Es wird damit zu einer Einzelhandelspflicht und nicht zu einer Bürgerpflicht. Das sorgt für eine zusätzliche Belastung für die Geschäfte.“ Es müsse klar sein, dass in erster Linie der Kunde die Regeln umsetzen müsse. 

Zusätzliche Kosten für Geschäfte durch Maskenpflicht

Für die Kontrolle in den Geschäften sei weiteres Personal nötig. „Wie sollen die Geschäfte, die keine Umsätze haben, weiteres Personal engagieren? Das ist schwierig“, sagte Nolte. Sie hoffe zu Beginn der neuen Verordnung auf eine Umsetzung mit Augenmaß – auch in Bezug auf die möglichen Bußgelder für die Inhaber der Geschäfte. Der Kunde müsse sich erst einmal an die neuen Regelungen gewöhnen.

Pleitewelle in Hamburg? „Keiner wird da unbeschadet rausgehen“

Die Geschäftsführerin hat vor allem bei den vielen Kleinunternehmen große Bedenken, dass diese die aktuelle Situation überstehen werden: „Etwa 75 Prozent der Unternehmen im Einzelhandel haben fünf oder weniger Mitarbeiter. Bei denen würden viele Kredithilfen nicht ankommen.“ Sie erwarte deshalb eine kommende Insolvenzwelle im Herbst: „Keiner wird da unbeschadet rausgehen“, sagte Nolte. 

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