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  • Foto: Christian Charisius/picture alliance/dpa

Shitstorm über 8000-Euro-Rechnung: Jetzt spricht die viel kritisierte Hamburger Mutter

8294,30 Euro. Das steht auf der Rechnung, die die Hamburger Autorin Simone Buchholz an die Hamburger Schulbehörde und Schulsenator Ties Rabe (SPD) gestellt hat. Entlastungsleistungen für ihren Spagat zwischen Homeoffice und Kinderbetreuung. Auf Twitter wird die Aktion aufs Schärfste verurteilt und beleidigt, doch laut der 48-Jährigen verfehlt die Diskussion das Thema.

„Es geht natürlich überhaupt nicht um das Geld“, stellt die freischaffende Autorin im Gespräch mit der MOPO klar. „Ich will auch kein Geld vom Schulsenator. Es ging mir darum, aufzuzeigen, wie viel Zeit meines Arbeitstages ich eigentlich damit verbringe, nicht arbeiten zu können.“

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Screenshot Twitter

Sieben Stunden für Betreuung, vier Stunden Homeschooling. „Ich bin froh, wenn ich mir am Tag zwei Stunden für meine Arbeit freischaufeln kann“, erzählt die 48-Jährige. „Es geht nicht darum, dass ich nicht gerne Zeit mit meinem Kind verbringe. Ich finde diese Zeit sehr schön. Normalerweise habe ich aber einen Arbeitstag und ich möchte nur, dass sich jemand etwas dafür einfallen lässt, der dafür auch bezahlt wird.“

#CoronaElternrechnenab: Eine symbolische Aktion

Es ist ein Twitter-Mob, der nicht nur auf Simone Buchholz, sondern auch auf andere #CoronaEltern, losgeht. Den Symbolcharakter der Aktion verstehen dabei nur wenige: Schnell ist von Geldgeilheit und fehlender Liebe für das Kind die Rede. „Ein Reflex des Patriarchats“, ist sich Buchholz sicher. 

„In dem Moment, in dem die Kinder nicht mehr betreut werden, muss sich jemand zu Hause kümmern“, fährt sie fort. „Und das sind in den meisten Fällen eben die Frauen, während Papa weiter Vollzeit arbeitet. Die Alleinerziehenden wurden wochenlang einfach vergessen.“

Dahinter stecke auch die Überzeugung, dass es ganz normal sei, sich Vollzeit um die Kinder zu kümmern und Kita doch eher die Notlösung.

#CoronaElternrechnenab: Es fehlt an Konzepten fürs Homeschooling

Was der 48-Jährigen jetzt entgegen schlägt, darauf war sie nicht vorbereitet. „Man erwartet nie einen Shitstorm“, meint die Hamburgerin. „Da sind Männer mit Twitter-Profilen, in denen sie Björn Höcke zitieren, da sind aber auch Frauen, die die selbstlose Liebe zum Kind fordern.“ Um die gehe es aber nicht.

„Natürlich ist Liebe bedingungslos, aber Sorgearbeit ist eben auch Arbeit! Und es fehlt bisher immer noch an Konzepten, wie das Homeschooling weiter gehen soll – ohne, dass alle im Viereck springen müssen.“ Denn auch wenn es einen schrittweisen Plan für die Rückkehr der Kinder in die Schulen und Kitas gibt – ein normaler Regelbetrieb ist erst einmal nicht denkbar.

#CoronaElternrechnenab: Forderung nach staatlich zugesicherter Bildung

„Es war eine gute Idee, die Schulen und Kitas zu schließen!“, betont Buchholz, „aber dass die Kultusministerkonferenz erklärt, dass das digitale Lernen noch bis 2021 gehen wird , aber keine konkreten Pläne dazu präsentiert, finde ich einfach unfassbar.“

Warum die Bundesliga und die Automobilindustrie bevorzugt behandelt werden, ist ihr unbegreiflich. „Wo war denn der Familiengipfel? Kinder sind unser höchstes Gut und systemrelevant, trotzdem stehen sie auf der Dringlichkeitsliste nicht oben.“

Politiker müssten sich jetzt darum kümmern, dass es eine staatlich zugesicherte Bildung gebe, ohne dass „Mutti sich den Arsch aufreißt“. Denn die Gleichberechtigung von Frauen sei kein Luxusgut, das in Zeiten einer Krise mal eben vernachlässigt werden könne.

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