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  • Foto: Simon Schmitz

Shitstorm für „Ehrenpflegas“: Hamburger drehen Parodie auf Kampagne vom Bund

Mit der neuen Miniserie „Ehrenpflegas“ will das Bundesfamilienministerium Jugendliche im Stil des Kino-Hits „Fack ju Göhte“ für die Pflegeausbildung begeistern. Doch bei Pflegern, Verbänden und Wissenschaftlern kommen die Videos gar nicht gut an. Drei Pflegestudierende aus Hamburg haben jetzt eine Parodie gedreht, die im Netz für Aufsehen sorgt.

„Unkonventionell und unterhaltsam“ soll die Miniserie „Ehrenpflegas“ laut des Ministeriums sein. Als „Verletzung ihres beruflichen Selbstverständnisses, des Berufsethos“, beschreibt die Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DPV), Christel Bienstein, die Serie im „Ärzteblatt“. Mit der Serie würden „Klischees bedient“. Eine Petition gegen die Kampagne hat online schon mehr als 15.000 Unterschriften erzielt.

„Ehrenpflegas“: Familienministerium erntet Shitstorm

Worum geht’s? Die Miniserie erzählt von drei Jugendlichen, die ihre Pflegeausbildung starten. „Ausbildung heißt bei mir, ich mach‘ die Probezeit, hab dann ’nen Vertrag und scheiß‘ dann drauf“, erzählt einer der Hauptcharaktere am ersten Tag seiner Ausbildung. Das fünfteilige YouTube-Format ist Teil einer Kampagne, die für die 2020 gestartete, generalisierte Pflegeausbildung werben soll.

Unter anderem war ein Tochterunternehmen des Constantin-Konzerns („Fack ju Göhte“) an der Entwicklung der Serie beteiligt. Die Hauptrollen spielen die Netflix-Stars Lena Klenke, Danilo Kamperidis  (beide „How To Sell Drugs Online“) und Lisa Vicari („Dark“). Laut Medienberichten sollen 700.000 Euro in die Kampagne geflossen sein.

Pflegekräfte enttäuscht über Kampagne des Bundes

„Ich war enttäuscht, schockiert und verletzt. So wie die Pflege dargestellt wird und die Ausbildung, wird es nicht dem gerecht, was es ist“, sagt Daniel Thumm zur MOPO. Der 21-Jährige studiert im 7. Semester Pflege im dualen Studium an der Hamburger Universität für Angewandte Wissenschaften (HAW). Gemeinsam mit seinen Kommilitoninnen Leonie Baar und Josephine Müller hat er spontan eine Parodie auf die Miniserie gedreht.

Hamburger drehen Parodie „Ehrenminista“

Der Titel: „Ehrenminista“. Darin müssen zwei junge Politiker auf der Ministerschule lernen, wichtige Entscheidungen zum Thema Pflegekräfte zu treffen. „Ich hab grad mein Abi gemacht und überlegt, was ich dann machen soll. So auf richtig arbeiten hatte ich keinen Bock, ich treffe lieber die wichtigen Entscheidungen“, sagt einer der Minister. 

Pflegestudent Daniel Thumm hat gemeinsam mit seinen Kommilitoninnen die Parodie gedreht.

Pflegestudent Daniel Thumm hat gemeinsam mit seinen Kommilitoninnen die Parodie gedreht.

Foto:

Pascal Thiel

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Die Kritik der Pflegestudierenden am Bund lautet vor allem: „Wenn über die Pflege gesprochen wird, kann man uns auch gern einbeziehen.“ Das Video haben die Drei innerhalb weniger Tage selbst gedreht und geschnitten, auf YouTube hat es bisher über 8.000 Aufrufe. 

Parodie begeistert Pfleger, YouTube-Nutzer und Uni

In den Kommentaren bedanken sich viele Betroffene für das Video: „Ihr seid genial, was für ein Konter“, schreibt ein Nutzer. Der Deutsche Berufsverband für Pflegekräfte lud die Drei direkt zu einem Polittalk ein. Auch das Department Pflege und Management der HAW unterstützt die Parodie offiziell und distanziert sich von den Darstellungen des Berufs und der Azubis in „Ehrenpflegas“.

Ein zweites Video hatten die Drei eigentlich nicht geplant. „Aber da wir so viele positive Rückmeldungen haben, wollen wir vielleicht mehrere Pflegethemen verfilmen.“

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