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  • Carolin Stüdemann trifft Nina Witt (l.) von „Stop the water while using me!“ auf ein Wasser.
  • Foto: Patrick Sun

Shampoo, Seife, Zahnpasta: So spart ihr Müll und Wasser im Badezimmer

Umweltzerstörung, Ausbeutung, Klimawandel – so wie jetzt können wir nicht weitermachen. Die MOPO stellt gemeinsam mit „Viva con Agua“-Geschäftsführerin Carolin Stüdemann in der Serie „Auf ein Wasser mit …“ Unternehmer*innen und Vordenker*innen vor, die eine bessere Welt schaffen. Heute: Nina Witt, die mit „Stop the water while using me!“ Naturkosmetik herstellt, die Wasser schützt, spart und spendet.

Montag ist Weltwassertag. Was bedeutet der Tag für euch?

Nina Witt: Der UN-Weltwassertag ist für uns der wichtigste Tag des Jahres. Er repräsentiert quasi alles, wofür wir stehen. Denn Wasser bedeutet Leben und trotzdem wird diese wertvolle Ressource täglich verschmutzt, verschwendet und ungerecht verteilt. Genau an diesem Tag vor zehn Jahren wurde unsere Naturkosmetik ins Leben gerufen. Seither verfolgen auch wir unermüdlich unsere Mission, Wasser zu schützen, zu sparen und zu spenden. 

Für „Viva con Agua“-Gründer Benjamin Adrion war die Trainingsreise nach Kuba mit dem FC St. Pauli ausschlaggebend für die Gründung. Was war es bei euch?

Die Initialzündung war der Besuch in einem Hotelzimmer vor mehr als zehn Jahren. Damals hat so gut wie keiner über das Thema Wasserschutz gesprochen und auch Naturkosmetik war noch ein absoluter Nischenmarkt. Fakt war aber damals schon, dass Menschen im Hotelzimmer besonders gerne hedonistisch zu leben scheinen. Wir haben vor einigen Jahren eine Untersuchung gemacht, bei der wir herausgefunden haben, dass manche Hotelbesucher*innen bis zu 50 Minuten unter der Dusche verbringen – bei laufendem Wasser. Außerdem waren in Hotels noch diese kleinen Wegwerfpröbchen mit konventioneller Kosmetik üblich. Stop the water while using me! als rein natürliche, biologisch abbaubare und nachfüllbare Naturkosmetik mit klarem Appell war quasi unsere Antwort darauf. Und immer mehr Menschen greifen zur nachhaltigen Alternative: Mittlerweile setzen sich mehr als 500 Partner-Hotels weltweit gemeinsam mit uns für Wasserschutz ein.

So soll Hamburger Kosmetik-Label Wasser und Müll sparen helfen

Die Produktion vieler Konsumgüter ist sehr wasseraufwendig. Man spricht vom virtuellen Wasserverbrauch. Wie sieht das bei der Produktion eurer Kosmetik aus?

Genau, fast jede Industrie muss im Produktionsprozess auf Wasser zurückgreifen – wir natürlich auch. Deshalb ist es enorm wichtig, die eigene Liefer- und Produktionskette genau zu durchleuchten und Transparenz zu schaffen. Ähnlich wie bei der CO₂-Neutrali­sierung geht es dabei im ersten Schritt um Vermeidung oder Reduktion. Flüssigprodukte enthalten häufig bis zu 80 Prozent Wasser, mit unserer wasserlosen Stückpflege-Serie „Waterless“ konnten wir beweisen, dass es auch ohne geht. Und als netter Nebeneffekt können Stückprodukte in recyclingfähigem Papier verpackt werden und reduzieren so Plastikmüll und CO₂-Emission auf ein Minimum.

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Ihr garantiert Klimaneutralität, spart Verpackungsmaterialien und Plastik ein. Gewinnmaximierung sieht anders aus. Warum macht ihr es trotzdem?

Weil es für uns der einzig gangbare Weg ist. Unsere Welt ist im Wandel. Themen wie Klimawandel, Erderwärmung und Co. rücken endlich in den Fokus. Marken, die sich diesen Themen nicht stellen und keine nachhaltigen Lösungen für ihre Konsument*innen anbieten, werden in dieser neuen, bewussteren und nachhaltigeren Welt keinen Bestand haben.

Hamburger Naturkosmetik-Label will helfen, Wasser zu sparen

Merkt ihr, dass große Kosmetikmarken sich auch verändern?

Ja, und das beobachten wir sogar mit Freude. Viele große und namhafte Hersteller arbeiten aktuell an ihrer eigenen wasserlosen Kosmetik – und das ist auch gut so, denn wenn die Großen nachziehen, wird der gemeinsame Impact umso größer.

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Was wünscht ihr euch von den bekannteren Marken?

Mut zur Veränderung, zu Innovationen und zum Umdenken. Mir scheinen viele Ansätze immer noch zu zögerlich, zu angepasst. Uns allen stünde auch mehr Mut zu Fehlerkultur gut. Unser Motto lautet daher: „Not perfect, but doing“. Denn es geht nicht um Perfektionismus, sondern um aktive Veränderung. Wer immer auf den perfekten Moment und das perfekte Produkt wartet, bewegt am Ende vielleicht nie etwas – also einfach mal machen!

Ab 2025 drohen immense Wasser-Probleme auf der Welt

Euer Beispiel zeigt, dass es funktionieren kann. Wie setzt ihr eure Gewinne ein?

Der Do-good-Faktor ist für uns unabdingbar, zurückgeben ein Muss. Deshalb haben wir 2014 unsere eigene Initiative „Good Water Projects“ gegründet, um aktiv etwas zu verändern. Denn es gibt bedrückende Zahlen, die wir nicht ignorieren dürfen: Laut UN könnten bis 2025 mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung von immensen Wasserproblemen betroffen sein. Zugleich landen laut NABU jährlich bis zu 8 Millionen Tonnen Plastikmüll in unseren Gewässern und stellen eine Bedrohung für Natur und Mensch dar. In Zusammenarbeit mit NGOs engagieren wir uns deshalb für weltweiten Wasserschutz und setzen uns mit euch von „Viva con Agua“ für den Zugang zu sauberem Trinkwasser für alle ein. Das Schönste ist, dass jeder unserer Kund*innen automatisch einen Beitrag leistet, denn wir finanzieren unsere Projekte über unsere Verkaufserlöse. Gemeinsam konnten wir umgerechnet bereits mehr als 22 Millionen Liter spenden.

Welchen Tipp würdest du den Leser*innen in Bezug auf Kosmetik noch mitgeben?

Habt Geduld und wagt auch einmal etwas Neues. Natürlich ist es ungewöhnlich, die eigene Hautcreme nachzufüllen statt wie gewohnt zu entsorgen und in der Drogerie nachzukaufen. Oder von Flüssigshampoo auf Stückshampoo umzusteigen. Ich kann aber aus eigener Erfahrung garantieren: Irgendwann werdet ihr euch fragen, warum ihr jemals etwas anderes benutzt habt.

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