Sexualmörder trug Kinderleiche im Koffer durch Hamburg
Ein etwa 35 Jahre alter Mann im dunklen Anzug trägt einen blutverschmierten, beigen Kunstlederkoffer mit beiden Händen vor der Brust. Ein Kinderarm hängt aus dem Gepäckstück heraus. Diese Szene ist unfassbar, ja, surreal. Doch genau so hat sie sich vor 45 Jahren im Schanzenviertel abgespielt. Der Unbekannte war ein Sexualmörder. Sein Opfer der sechsjährige Jörg H.
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Ein etwa 35 Jahre alter Mann im dunklen Anzug trägt einen blutverschmierten, beigen Kunstlederkoffer mit beiden Händen vor der Brust. Ein Kinderarm hängt aus dem Gepäckstück heraus. Diese Szene ist unfassbar, ja, surreal. Doch genau so hat sie sich vor 45 Jahren im Schanzenviertel abgespielt. Der Unbekannte war ein Sexualmörder. Sein Opfer der sechsjährige Jörg H.
Passanten entdecken am 18. Dezember 1977, einem Sonntag, um 16.52 Uhr den Koffer an der Sternstraße. Der Notarzt kann nur noch den Tod des Kindes feststellen, das sich in dem Koffer befunden hatte. Das Opfer war schwer geschlagen und dann erwürgt worden. Anschließend hatte sich der Mörder an dem Leichnam vergangen.
Als die Mutter ihr totes Kind sieht, bricht sie zusammen
Noch während der Tatort-Arbeit meldet sich Vera H. (34) bei den Polizisten. Sie will ihren Sohn als vermisst melden. Es ist Jörg H., das Mordopfer. Als die Frau ihr totes Kind sieht, bricht sie zusammen.
Die Mordkommission befragt Anwohner. Ein Zeuge meldet sich, er habe einen schlanken Mann mit gewellten schwarzen Haaren Sonntagnachmittag mit dem Koffer an der Sternstraße gesehen.
Polizisten entdecken einen roten Stiefel des Kindes im Flur des Hauses Kampstraße 38. Hier war vermutlich der Tatort. Das Elternhaus des Jungen befindet sich ganz in der Nähe.
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Die Polizei bittet die Öffentlichkeit um Mithilfe bei der Aufklärung des Verbrechens. Mehr als 50 Hinweise gehen bei der Kripo ein – doch keiner führt zum Täter.
Der Autor
Thomas Hirschbiegel (hier am Tatort Kampstraße 38) ist seit 1977 bei der MOPO. Der 62-Jährige war fast 40 Jahre Polizeireporter, schreibt heute als Chefreporter auch über Stadtentwicklung, Autos oder „Lost Places“. An den Mord vor 45 Jahren erinnert er sich: „Ich war damals 18 Jahre alt und erst seit ein paar Monaten Fotograf in der Polizeiredaktion der MOPO. Als ich jetzt das Archivmaterial für diesen Mordfall sichtete, erschauderte ich. Was für ein entsetzliches Verbrechen. Doch damals machte ich ungerührt meinen Job. Das war vermutlich meine Art, solche Schicksale nicht an mich heranzulassen.“
Im Viertel rund um die Sternstraße herrscht Angst. Niemand lässt seine Kinder ohne Aufsicht auf die Straße. Der Spielplatz an der Beckstraße ist verwaist. Am 30. Dezember erfolgt die Beisetzung des Kindes auf dem Friedhof Ohlsdorf. Der Kindermord ist bis heute nicht geklärt.