Sex zum Bier: Wie es in Hamburgs ältester „frivoler“ Bar zugeht
Sex am Tresen, Gangbang im Keller, Fummeln im Käfig: Im Hamburger Osten befindet sich die älteste frivole Bar der Stadt. Paare und Singles können hier bei Cocktails und Bier ihre Fantasien ausleben. Die MOPO hat dem Treiben einen Abend lang zugeschaut – und erfahren, was der Unterschied zum Swingerclub ist.
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Sex am Tresen, Gangbang im Keller, Fummeln im Käfig: Das Kow2 im Luisenweg ist Hamburgs älteste frivole Bar. Paare und Singles können hier bei Cocktails und Bier ihre Fantasien ausleben. Die MOPO hat dem Treiben einen Abend lang zugeschaut – und erfahren, was der Unterschied zum Swingerclub ist.
Nackt, nur mit einer Maske über den Augen, steht er gefesselt im Käfig und wartet. Nach einer Stunde ist es so weit: Warme Frauenhände streichen über seinen Körper. Flüchtig, dann sind sie wieder fort. Erregung. Warten. Die nächste Frau geht zu ihm. Fasst ohne Umschweife sein Glied an. Erregung.
Es ist sein Fetisch: Berührt zu werden, ohne zu wissen, von wem und wo. Auf der Straße ist er ein unscheinbarer Mann unter vielen – im Kow2 eine Berühmtheit.
Hamburg: Im Kow2 herrscht absolutes Handy-Verbot
„Zeigen – sehen – genießen“ ist das Motto der Bar. Hier fallen Hemmungen so schnell wie die Höschen. Dann heißt es jedoch nicht Rückzug ins Séparée für ein kleines Tête-à-Tête, sondern Sex direkt an Ort und Stelle – egal, ob am Tresen, auf einem der Ledersofas oder im Stehen am Andreaskreuz. Die anderen Gäste können zugucken und, wenn gewünscht, mitmachen. Wer will, kann sich auch allerlei Spielzeug für den Liebesspaß an der Bar ausleihen.
„Disco für Erwachsene“, nennt Ingo (56) das Konzept grinsend. Der gemütliche Mann mit lachsfarbenem Hemd und hellem Jacket kommt mit seiner Frau bereits seit fünfzehn Jahren in die Bar. Ihm habe das Ambiente sofort gefallen. Das Beste war jedoch der Umgang des Personals mit seiner Frau: „An unserem ersten Abend hat sich eine Mitarbeiterin am Tresen direkt meine Frau geschnappt, sie im Laden herumgeführt, ihr alles gezeigt und erklärt. Das fand ich toll. Meine Frau hat sich sofort wohl und geborgen gefühlt.“
Caroline (36) geht es genauso. Die Mutter fühlt sich hier sogar sicherer als in einer normalen Kiez-Kneipe. Denn im Kow2 achten die Stammgäste auf die Tür und das Miteinander der Gäste. Wer in die Bar will, muss klingeln. Besucher, die betrunken, ungepflegt oder sozial auffällig sind, haben keinen Zutritt, Single-Männer keine Einlass-Garantie – so soll zu großer Männerüberschuss verhindert werden. Eine weitere Regel: absolutes Handy-Verbot.
Kow2: Sex im Keller mit Zuschauern ist keine Seltenheit
Im Keller der Bar geht es bereits gegen 22 Uhr wild zur Sache. Schwarze Wände, düstere Beleuchtung, ein Stuhl wie beim Frauenarzt – die Deko ist hier wesentlich härter, als oben im gemütlichen Bar-Bereich. Eine sechzigjährige Frau in weißem Minikleid sitzt auf einer Liege und befriedigt einen jüngeren Mann mit dem Mund. Er greift ihr ein paar Mal zwischen die Beine, während vier weitere Gäste das Geschehen mit offener Hose verfolgen.
Kein seltener Anblick in dieser Bar. „Hier ist alles offen“, erklärt die Besitzerin Gudrun (59). „Nur im Bar-Bereich gibt es einen kleinen Raum mit Liegefläche, wo man eine Gittertür vorziehen kann. Die anderen Gäste bleiben draußen, können aber trotzdem zuschauen.“
Das hier fremde Menschen öffentlich Sex haben, ist für Caroline nicht irritierend – im Gegenteil: „Das mag ich sehr gerne. Für mich ist es eher befremdlich gewesen, von anderen angefasst zu werden oder mit anderen Sex zu haben als mit dem eigenen Partner.“ Mittlerweile ist sie jedoch die Aktive in der Beziehung. Ihr Freund Kai (54) guckt zu und genießt. „Ich hatte mit keiner anderen hier Sex, das ist nicht meins. Hatte ich noch nie das Verlangen nach“, sagt er. „Blasen ja, aber sonst nur schauen.“
Frivole Bar: Hier läuft kein Mann nur in Unterhose herum
Der Unterschied zum Swingerclub? Es kostet keinen Eintritt und gibt keinen Dresscode. Einer der Gründe, warum Kai lieber in die frivole Bar geht. „Swingerclubs sind nicht meine Welt“, sagt er bestimmt und schüttelt den Kopf. „Da muss ich die ganze Zeit in Unterhosen und Schlappen herumlaufen.“ Im Kow2 sitzt er in schwarzem Hemd und dunkler Hose. „Hier sehe ich auch nackte oder leicht bekleidete Frauen. Die Männer haben aber meist eine Hose an und wenn sie die ausziehen, schaue ich halt nicht so genau hin.“
Für ihn und seine Frau Caroline sind die Abende in der Bar erregend und knisternd, Eifersucht spiele keine Rolle. Kai ist immer in Blick- und Hörweite von Caroline, wenn sie Sex mit anderen Männern hat. Er ist ihr Beschützer, ihr Mann. Er achtet darauf, dass kein ungebetener Gast sie anfasst.
Anders als Caroline, kommt er auch ab und an alleine in die Bar. Für sie ist das kein Problem. „Wenn er alleine hier ist und mir erzählt, dass ihm eine Frau einen geblasen hat, bin ich enttäuscht – aber nur, weil ich gerne dabei gewesen wäre. Ich hätte das gerne gesehen, mich macht das an“, sagt Caroline.
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Offener Umgang miteinander, Vertrauen und klare Kommunikation – das sei entscheidend, sagt Ingo. Seit 34 Jahren funktioniere dieses Konzept für ihn und seine Frau. „Wenn sie außerhalb des Kow2 jemanden kennenlernen würde, wäre ich natürlich eifersüchtig. Aber hier drinnen ist das etwas anderes“, sagt er. „Wenn wir hier her gehen, kommen wir in einen völlig anderen Raum, eine Art Blase. Die Welt und der Alltag bleiben draußen.“