Serienvergewaltiger gab sich als Modelscout aus – Urteil gefallen
Marvin S. (25) wohnt noch bei seinen Eltern – bis er unter schwerem Tatverdacht der Serienvergewaltigung in U-Haft kommt. Am Dienstag ist er zu einer Freiheitsstrafe von insgesamt fünf Jahren wegen sexuellen Missbrauchs, Körperverletzung, sexueller Nötigung und Vergewaltigung verurteilt worden
Marvin S. (25) wohnt noch bei seinen Eltern – bis er in U-Haft kommt. Am Dienstag ist er zu einer Freiheitsstrafe von insgesamt fünf Jahren wegen sexuellen Missbrauchs, Körperverletzung, sexueller Nötigung und Vergewaltigung verurteilt worden.
Das Landgericht Hamburg sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte vier Jugendliche und junge Frauen im Alter zwischen 15 und 21 Jahren an einer Bushaltestelle, im Bus und der U-Bahn angesprochen und sich als Model- oder Musikagent ausgegeben hat. Auf diese Weise soll er seine Opfer in öffentliche Parks gelockt und sie dort zu sexuellen Handlungen gezwungen haben.
15-Jährige zum Oralverkehr gezwungen
Nach Überzeugung des Gerichts hat der Angeklagte im Mai 2021 eine 15-jährige Schülerin an ihrer Schule angesprochen und sich als Psychologiestudent ausgegeben, als er merkte, dass sie stotterte. Er gab an, ihr Stottern heilen zu können. Dafür müsse sie jedoch Oralverkehr mit ihm haben.
In einem nahe gelegenen Gebüsch ließ er seine Hosen runter und zwang die 15-Jährige zum Oralverkehr. „Wie sie auf die Idee kommen, der Oralverkehr sei freiwillig gewesen, ist mir ein Rätsel“, sagte der Vorsitzende Richter. Das Mädchen gab als Zeugin vor Gericht an, seitdem Angst vor Männern zu haben und unter Schlafstörungen zu leiden.
Hamburg: 25-Jähriger gab sich als Modelscout oder Musikproduzent aus
In einem anderen Fall sprach der Angeklagte im April 2022 eine 21-Jährige in einem Nachtbus an und gab sich als Musikproduzent aus. An der Haltestelle U-Bahnhof Barmbek stiegen beide aus und unterhielten sich auf einer Bank. Der 25-Jährige erzählte der jungen Frau, sie müsse „ihre Komfortzone verlassen“, wenn sie Erfolg haben wolle. Anschließend habe er die 21-Jährige gepackt und am Hals gewürgt. Die junge Frau sei laut Gericht „eingeschüchtert und verwirrt“ gewesen und habe sich fast nackt ausgezogen. In ihrer Zeugenvernehmung sprach die junge Frau davon, von den Taten immer noch „sehr traumatisiert“ zu sein.
Das könnte Sie auch interessieren: Teenager vergewaltigt: Die perfide Masche des falschen Modelscouts
„Sie sah hübsch aus“, sagte S. vor Gericht. Er habe sie kennenlernen wollen. Zu der jungen Frau habe er gesagt, sie müsse sich vergewaltigen lassen, um ihre Grenzen zu überschreiten. Nur so könne sie im Musikgeschäft Erfolg haben.
Als „Modelscout Samuel“ vergewaltigte er eine 18-Jährige
In zwei weiteren Fällen hatte sich der Angeklagte als Modelscout „Samuel“ auf „Talentsuche“ ausgegeben. In einem Park in Hamburg-Volksdorf hielt er ein Mädchen an den Hüften fest, küsste sie gegen ihren Willen auf den Mund und steckte seine Finger in ihre Scheide. Anschließend legte er ihre Hand auf sein Glied.
Auch eine 18-Jährige in Hamburg-Wandsbek zwang er zu sexuellen Handlungen. In allen Fällen glaubte das Gericht den jungen Frauen und nicht dem Angeklagten, der behauptete, die Taten seien in beiderseitigem Einvernehmen geschehen.
17-Jährige hatte ihren Peiniger wiedererkannt
Zivilfahnder hatten Marvin S. drei Tage nach einem Zeugenaufruf am 4. September vergangenen Jahres festgenommen. Eine 17-Jährige, die im August Opfer eines Sexualdeliktes geworden war, hatte den Verdächtigen an einem Busbahnhof wiedererkannt und die Polizei alarmiert.
In seiner Abschlussbeurteilung bescheinigte der Richter dem vorbestraften 25-Jährigen eine verminderte Frustrationstoleranz, einen Mangel an Empathie und ein Bedürfnis nach Bewunderung. „Sie sind ein Narzisst“, sagte der Richter. Es wäre immer nur um ihn gegangen und nie um die jungen Frauen und Mädchen. „Vielleicht hätten sie auch Mitleid für die Opfer zeigen sollen.“
Er hoffe, dass Marvin S. die Zeit im Gefängnis nutzen werde, um an seiner Persönlichkeitsstörung zu arbeiten. „Das sind viele Jahre. Aber dafür sind nicht wir verantwortlich, sondern sie allein.“