Hamburg: Nach 20 Jahren wieder ein Eisbärbaby – warum nicht alle jubeln
Seit Monaten dominieren interne Auseinandersetzungen und Gerichtstermine den Betrieb im Tierpark Hagenbeck. Jetzt endlich kann der private Hamburger Zoo einmal wieder positive Nachrichten vermelden. Mit Quietsch-Garantie nicht nur bei Kindern: Im Tierpark wurde ein Eisbärbaby geboren. Schon in wenigen Tagen können Mutter Victoria und ihr Nachwuchs von Zoobesuchern zunächst über einen Monitor beobachtet werden. Auf der Außenanlage ist er noch nicht zu sehen. Warum die Geburt des Kleinen für Tierschützer kein Grund zum Feiern ist.
Seit Monaten dominieren interne Auseinandersetzungen und Gerichtstermine den Betrieb im Tierpark Hagenbeck. Jetzt endlich kann der private Hamburger Zoo mal wieder positive Nachrichten vermelden. Mit Quietsch-Garantie nicht nur bei Kindern: Im Tierpark wurde ein Eisbärbaby geboren. Schon in wenigen Tagen können Mutter Victoria und ihr Nachwuchs von Zoobesuchern zunächst über einen Monitor beobachtet werden. Auf der Außenanlage ist er noch nicht zu sehen. Warum die Geburt des Kleinen für Tierschützer kein Grund zum Feiern ist.
Mal ehrlich, niemand kann sich dieser weißen Flauschkugel entziehen. Man möchte den kleinen Eisbären sofort beschützen. Viel zu riesige tapsige Pfoten, vertrauensvolle, aber auch etwas ängstlich zur Mama nach oben gerichtete schwarze Knopfaugen und eine (noch) stupsige Schnauze. Die riesigen Krallen von Mutter Victoria, auf denen sein Köpfchen ruht, zeigen, was aus dem Kleinen einmal für ein riesiges Raubtier werden wird. Und was für ein Wunder es ist, dass eine 200 Kilo schwere Mutter sich so problemlos um einen solchen Winzling kümmern kann. Ob es sich beim Nachwuchs um ein weibliches oder männliches Tier handelt, hat Hagenbeck noch nicht bekanntgegeben – womöglich wissen die Tierpfleger es noch nicht.

Für Hagenbeck brechen rosige Zeiten an. In den nächsten Monaten werden sehr viele Menschen aus Hamburg und auch von weit weg den Zoo besuchen. Wer Kinder im entsprechenden Alter hat, wird wohl um einen Besuch nicht herumkommen, auch wenn kein Hype mehr wie damals bei Knut in Berlin zu erwarten ist. Der kleine Hamburger Eisbär wurde bereits im Dezember geboren, der Tierpark wollte aber mit der Verkündung der freudigen Nachricht warten, bis der plüschige weiße Räuber aus dem Gröbsten heraus ist. Denn die Sterblichkeit ist gerade bei Eisbären in der ersten Zeit groß. Sie kommen fast nackt, blind und taub zur Welt und wiegen nur rund 900 Gramm.
Hagenbecks Tierpark: Eisbär-Nachwuchs in Hamburg
Das letzte Eisbärenbaby in Stellingen war Victoria selbst, die 2002 bei Hagenbeck zur Welt kam. Laut Tierpark kümmert sie sich seit der ersten Minute sehr fürsorglich und liebevoll um ihr Neugeborenes. Über eine Kamera, die die Geburtshöhle der Raubtiere überwacht, können Tierpfleger und Tierärzte Victorias Verhalten überwachen.
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„Die ersten Monate verbrachten die Zwei völlig ungestört in ihrer Höhle. Erst vor Kurzem haben wir das erste Mal vorsichtig Kontakt aufgenommen und die Eisbär-Mama wenige Minuten besucht, das machte sie aber ganz entspannt mit. Der erste Eindruck vom Jungtier ist durchweg positiv, es wirkt gesund, munter und aufgeweckt“, betont der Zoologische Direktor Guido Westhoff zufrieden.

Zoos berufen sich bei der Haltung von Eisbären in Gefangenschaft auf den Artenschutz, denn die natürlichen Lebensräume eines der größten Landraubtiere der Welt schmilzt ihm mit dem Klimawandel unter den Pfoten weg.

Viele Tierschutz-Organisationen wie „Vier Pfoten“ sehen die Haltung von Eisbären in Gefangenschaft sehr kritisch. „Natürlich ist der kleine Eisbär unheimlich süß, aber ein Grund zu feiern ist die Geburt nicht“, sagt Thomas Pietsch, Wildtierexperte der Tierschutzorganisation.
Vier Pfoten: Eisbären im Zoo nur schwer zu halten
„Ich wünsche dem Tier, dass es überlebt, aber sicher ist das absolut noch nicht“, so Pietsch. „Eisbären gehören zu den Tierarten, die in Zoos besonders schwierig zu halten sind.“ Es gebe eine hohe Sterberate bei Jungtieren und es komme häufig zu Verhaltensauffälligkeiten bei Eisbären in Gefangenschaft. Nicht zuletzt, weil die Gehege in der Regel zu klein sind und die Tiere ihren natürlichen Bewegungsdrang nicht ausleben können. Ebensowenig können sie ihren Beutedrang im Zoo befriedigen. „Die Folge ist oft, dass die Eisbären stundenlang im Gehege hin- und herlaufen.“
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Daher rät Pietsch Eltern, die auf Drängen der Kinder mit ihnen zu Hagenbeck gehen, dass sie auch diese Punkte ansprechen und die Kinder sensibilisieren und nicht nur unkritisch den niedlichen Nachwuchs betrachten. Für einen hat die Geburt des Kleinen schon Folgen: Eisbär-Vater Kap muss den Zoo nun verlassen. Das Gehege für Victoria und ihren Nachwuchs soll erweitert werden und für Kap ist dann kein Platz mehr. Er wird im Rahmen des Europäischen Zuchtprogramms an einen anderen Tierpark vermittelt.