Finanzsenator Andreas Dressel in Winterjacke
  • Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) ist in Volksdorf aufgewachsen und lebt dort mit seiner Frau und drei Kindern.
  • Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto

„Senator zuhause besuchen“: Das sagt Verdi zu dem dubiosen Demo-Aufruf

Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) wirkt sichtlich angefasst, als er von einem Erlebnis vor wenigen Monaten erzählt: In der Endphase von Verhandlungen zwischen Verdi und den Ländern mehr über Geld für Angestellte im öffentlichen Dienst und Beamte war eine Demo durch seinen Heimatstadtteil Volksdorf gezogen, nach seiner Wahrnehmung Verdi-Mitglieder, die sich unter dem Motto „Den Senator zuhause besuchen“ versammelt hatten. Was sagt die Gewerkschaft dazu?

„Wenn AfD-Leute am Gartenzaun des sächsischen Ministerpräsidenten stehen, ist das eine Perversion von Politik und gesellschaftlicher Auseinandersetzung“, sagt Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel in dem Streamingformat „N Klub – Die Show“ und schildert seine eigenen Erfahrungen mit Übergriffen im engeren privaten Umfeld. Während Tarifverhandlungen sei eine Verdi-Demo an der Schule seines Sohnes vorbeigezogen: „Da hat tatsächlich Verdi gesagt: ‚Den Finanzsenator zuhause besuchen‘. Das hat mich sehr genervt.“

Ole Borgard, stellvertretender Landesbezirksleiter Verdi-Hamburg Ver.di
Junger blonder Mann mit Bart: Ole Bongard
Ole Borgard, stellvertretender Landesbezirksleiter Verdi-Hamburg

Ole Borgard, stellvertretender Landesbezirksleiter von Verdi in Hamburg, weist die Darstellung des Senators zurück: „Verdi hat nicht zu privaten Hausbesuchen aufgerufen, sondern einen dezentralen Streiktag in Volksdorf veranstaltet. Die Demonstrationsroute hat dezidiert nicht am Haus von Andreas Dressel vorbeigeführt. Es ging auch darum, am Rande des Infostandes am Wochenmarkt mit dem Senator ins Gespräch zu kommen.“

Verdi würde niemals zum Eindringen in den Privatbereich eines Politikers aufrufen: „Das ist für uns eine rote Linie, egal, wie viel Druck im Rahmen von Tarifauseinandersetzungen auf dem Kessel ist. Das haben wir auch Andreas Dressel so mitgeteilt.“

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Im Dezember 2023 hatten Verdi und die Länder sich auf deutlich mehr Geld für Angestellte im öffentlichen Dienst und Beamte geeinigt. Laut Dressel muss Hamburg dafür rund 920 Millionen Euro zusätzlich aufbringen – davon 325 Millionen Euro in den Jahren 2023 und 2024 sowie 595 Millionen Euro im Jahr 2025.

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