Diese Hamburger Wohnungen stehen leer: Warum hier seit Jahren nichts passiert
Direkt an der Bille, mit viel grüner Idylle drum herum und unweit des Bergedorfer Stadtzentrums: Besser könnten die Häuser in der Chrysanderstraße 151/153 kaum liegen. Trotzdem stehen zehn von 16 Wohnungen leer und die verbliebenen Mieter sterben nach und nach aus. Selbst der Vermieter ist verzweifelt, und das Bezirksamt tut nichts. Wie kann das sein – trotz der Probleme auf dem Hamburger Wohnungsmarkt?
Direkt an der Bille, mit viel grüner Idylle drumherum und unweit des Bergedorfer Stadtzentrums: Besser könnten die Häuser in der Chrysanderstraße 151/153 kaum liegen. Und dennoch: Trotz der Probleme auf dem Hamburger Wohnungsmarkt stehen hier zehn von 16 Wohnungen leer – und können nicht neu vermietet werden. Selbst der Eigentümer ist verzweifelt. Was das Bezirksamt dazu sagt.
Ein Blick durch das Erdgeschossfenster in der Chrysanderstraße 151 lässt vermuten, dass man sich vor einem Lost Place befindet. Vor den Fenstern hängen weiße Häkel-Gardinen, drinnen stehen altmodische Möbel, die Heizungen sind rausgerissen und alles ist verlassen. In dieses Bild passen auch die zum größten Teil namenlosen Klingelschilder neben der Haustür. Im Treppenhaus ist es gespenstisch still.
Leerstand in Bergedorf: Im Herbst fielen die Heizungen aus
Doch ganz unbewohnt ist das Haus nicht. Insgesamt sechs Parteien leben hier noch, alle Bewohner um die 90 Jahre alt. Die meisten wohnen seit Jahrzehnten in dem Gebäude, haben ihre Kinder hier großgezogen. Jetzt, sagt eine Anwohnerin, sterben sie nach und nach weg. Die leerstehenden Wohnungen werden nicht neu vermietet. Einige sind nach Angaben des Bezirksamts bereits seit 2012 unbewohnt. Eine Sauerei, finden Nachbarn, überall wird Wohnraum gesucht. Das Finanzamt wirft dem Eigentümer Liebhaberei vor. Doch die Sache ist komplexer.

„Das Erdgeschoss ist feucht, eine neue Dämmung müsste her, die Grundrisse der Wohnungen sind längst nicht mehr zeitgemäß. Viele Wohnungen sind durch Vormieter in einem schlechten Zustand. Eigentlich wollte ich das Haus schon längst sanieren“, sagt der Eigentümer, der nicht namentlich genannt werden möchte, im Gespräch mit der MOPO. „Doch das kann man unter den heutigen Anforderungen kaum noch. Es müsste ein Neubau her. So kann hier nichts vermietet werden.“
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Das sieht auch das Bezirksamt so. Für einen Neubau stellt es allerdings eine Bedingung: Um dem Bebauungsplan gerecht zu werden, müsste ein Teil des Nachbargrundstücks gekauft werden. „Die Grundstücksverhandlungen konnten bisher noch nicht zum Abschluss gebracht werden“, so ein Sprecher.
Zu einem Zukauf wäre der Eigentümer bereit, doch die Verhandlungen zögen sich hin: „Seit zehn Jahren sprechen wir nun schon über einen Neubau. Ich warte ständig auf Antworten und fühle mich wie auf dem Abstellgleis.“
Eigentümer will Neubau – Bezirksamt lässt auf sich warten
Ihm entgehen durch den Leerstand nicht nur Mieteinnahmen, das Haus kostet ihn noch eine ganze Menge. „Vor fünf Jahren habe ich die Balkone sanieren lassen“, berichtet er. „Die leerstehenden Wohnungen verursachen horrende Heizkosten. Der Gärtner muss bezahlt werden. Im Herbst ist die Heizung ausgefallen. Die Übergangslösung – eine Container-Heizung – hat mich Zehntausende Euro gekostet.“
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Langsam sei er richtig verzweifelt, sagt er. Das Bezirksamt scheint jetzt den Ernst der Lage zu kennen. Dennoch kann der Sprecher nicht sagen, wann es endlich vorangeht. „Die Grundstücksverhandlungen, bei denen der Bezirk nur unterstützend tätig sein kann, konnten bisher noch nicht zum Abschluss gebracht werden“, heißt es. „Das Bezirksamt ist aber aktuell in konkreten Gesprächen mit dem Eigentümer, um einen zügigen Entscheidungsprozess zu unterstützen.“