• „Prime Time“-Inhaber Nils Kuprat bietet Fitness in Zelten an – und hatte deswegen schon Ärger mit den Behörden. 
  • Foto: Quandt

Schwitzen im Mini-Zelt: Hamburger Fitness-Studio umgeht Schließung mit Trick

HafenCity –

Viele Branchen haben in der Coronakrise ihre Kreativität unter Beweis gestellt – um die meisten Fitnessstudios ist es allerdings während des zweiten Lockdowns eher ruhig geblieben. Nicht aber in der HafenCity: Dort betreibt Nils Kuprat von der Fitness-Kette „Prime Time“ ein Outdoor-Training in kleinen Event-Zelten – und umgeht damit die verhängte Schließung. 

Sieben Zelte stehen auf dem Privatgrundstück des Studios in der HafenCity: Vier vor dem Eingang, drei auf der geräumigen 280 Quadratmeter großen Dachterrasse. Clubmitgliedern stehen hier jeweils zwei Trainingsgeräte wie Rudergeräte und Fitnessräder inklusive Personaltrainer zur Verfügung – mit dem Hinweis, dass pro Zelt nur ein Haushalt erlaubt ist.

Hamburger Fitness-Studio umgeht Schließung mit Trick

Gänzlich neu ist die Idee nicht: Schon im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 nutzte Nils Kuprat die ersten Lockerungen. Der Studiobetreiber überlegte sich schnellstmöglich Alternativen mit Crosstrainern und Fahrrädern auf dem Dach. Doch von Anfang an gab es Probleme: Regelmäßig stand das Gesundheitsamt vor der Tür, um zu überprüfen, ob der Outdoor-Betrieb mit den geltenden Corona-Verordnungen konform ist. Vor dem Gericht erstritt sich der Unternehmer schließlich die Betriebserlaubnis für draußen.

Daniel (51) hat das Krafttraining in den Event-Zelten ausprobiert – und ist begeistert.

Daniel (51) hat das Krafttraining in den Event-Zelten ausprobiert – und ist begeistert. 

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Quandt

Den Kunden gefällt das ungewöhnliche Sportangebot jedenfalls: Daniel (51) hat das neue Koordinations-Trainingsgerät ausprobiert. „Super, dass man in diesen Zeiten wenigsten trainieren kann”, sagt er zur MOPO. Man sitze in den Zelten zwar etwas auf dem Präsentier-Teller, aber derzeit müsse man eben neue Wege gehen.

Hamburger Trainer: „Sport sollte einen höheren Stellenwert haben“

Die Präsidentin des Arbeitgeberverbands deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen, Birgit Schwarze, sagte gegenüber der Deutschen Presseagentur, dass es in Hamburg unter der geltenden Regeln möglich sei, im Outdoor-Bereich Fitness zu betreiben. Sie hält die Idee allerdings für die allermeisten Studios nicht umsetzbar. Zum einen sei es für die Kunden bei den Temperaturen nicht sehr angenehm, und die Trainingsgeräte seien auch nicht für Outdoor konzipiert. Stattdessen fordert sie, dass alle Fitnessstudios unter Einhaltung der Hygienekonzepte wieder den Betrieb aufnehmen dürfen.

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Für die regelmäßigen Kontrollen zeigt Kuprat großes Verständnis. Gleichzeitig habe seine Branche allerdings bisher verschlafen, sich richtig zu positionieren: Seiner Meinung nach sollte Fitness bei den Verordnungen stärker dem Bereich Gesundheit zugeordnet werden und einen höheren Stellenwert bekommen. „Die Leute einzusperren und ihr Immunsystem herunterzufahren ist nicht gerade förderlich. Die Abwehrkräfte müssen gestärkt werden“, so Kuprat. Der Unternehmer spricht sich ebenfalls für die Öffnung der Fitnessstudios unter Einhaltung der Hygienekonzepte aus.

Hamburg: „Prime Time“ eröffnet Fitness-Studio in Winterhude

Doch bis es soweit ist, muss Kuprat sich trotz der Erlaubnis weiterhin mit verstärkten Kontrollen durch das Gesundheitsamt herumschlagen. „All die Mühe ist es mir aber wert“, sagt er im Gespräch mit der MOPO. Man müsse auch in diesen Zeiten Lösungen finden. Damit will der „Prime Time“-Chef noch die letzten Monate überbrücken – die Krise sei ja schließlich nur vorübergehend. Und auch sonst bleibt er optimistisch: Mitte April will Kuprat, wenn die Lockerungen es zulassen, ein neues Fitnessstudio seiner Kette in Winterhude eröffnen.

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