Schwere Vorwürfe gegen Internetstar Fynn Kliemann – Hamburger Firmen betroffen
Fynn Kliemann ist ein wahrer Tausendsassa: YouTuber, Musiker, Unternehmer, Künstler, Heimwerker und auch Hausboot-Besitzer – und seit neuestem vielleicht auch ein Betrüger mit moralisch fragwürdigem Kompass. Er soll laut Recherchen in eine Maskenaffäre verwickelt sein und ein großes Hamburger Unternehmen betrogen haben.
Es war ein Lichtblick in den Raffzahn-Zeiten zu Beginn der Corona-Pandemie: Die ganze Welt suchte im April 2020 nach Masken zum Schutz vor dem neuartigen, unbekannten Virus. Länder zahlten astronomische Summen für das knappe Gut, windige Unternehmer verdienten sich eine goldene Nase.
Nicht aber Internetstar Fynn Kliemann. Der kündigte kurzerhand an, anstatt die Klamotten seiner Marke „ODERSO” weiterproduzieren zu lassen, Masken herstellen zu wollen. Das Versprechen: Kaum Profite und Masken, hergestellt in Europa unter fairen Arbeitsbedingungen. Nur: So fair produziert waren viele Masken womöglich überhaupt nicht.
Fynn Kliemann ist ein wahrer Tausendsassa: YouTuber, Musiker, Unternehmer, Künstler, Heimwerker und auch Hausboot-Besitzer – und seit neuestem vielleicht auch ein Betrüger mit moralisch fragwürdigem Kompass. Er soll laut Recherchen in eine Maskenaffäre verwickelt sein und ein großes Hamburger Unternehmen betrogen haben.
Es war ein Lichtblick in den Raffzahn-Zeiten zu Beginn der Corona-Pandemie: Die ganze Welt suchte im April 2020 nach Masken zum Schutz vor dem neuartigen, unbekannten Virus. Länder zahlten astronomische Summen für das knappe Gut, windige Unternehmer verdienten sich eine goldene Nase.
Nicht aber Internetstar Fynn Kliemann. Der kündigte kurzerhand an, anstatt die Klamotten seiner Marke „ODERSO” weiterproduzieren zu lassen, Masken herstellen zu wollen.
Das Versprechen: Kaum Profite und Masken, hergestellt in Europa unter fairen Arbeitsbedingungen. Am 8. April 2020 rühmte sich Kliemann dann, „einer der größten Masken-Produzenten Europas“ zu sein. Vertrieben wurden die Masken über seinen eigenen Shop, aber auch beim Hamburger Moderiesen „About You“. Auch der FC St. Pauli war so angetan von Kliemanns „fair produzierten“ Masken, dass der Verein sie im eigenen Onlineshop vertrieb.
Nur: So fair produziert waren viele Masken womöglich überhaupt nicht. Das legt eine Recherche vom „ZDF Magazin Royale“ um Satiriker Jan Böhmermann nahe, die am Freitag veröffentlicht wurde.
Masken wurden offenbar gar nicht in Europa produziert
Anders als von Kliemann behauptet, ließen er und sein Geschäftspartner offenbar mindestens 2,3 Millionen Masken in Bangladesch und Vietnam anfertigen und versuchten, zumindest den Abnehmer „About You“ darüber im Unklaren zu lassen. Der TV-Satiriker Böhmermann zitiert in einem rund halbstündigen Video private Nachrichten Kliemanns, Lieferscheine und E-Mails, die den mutmaßlichen Betrug zeigen.
Der Internetstar hatte vorgegeben, seine Masken würden allesamt in Portugal und Serbien produziert. Stattdessen nähten laut „ZDF Magazin Royale“-Recherchen zumindest einen Teil der Masken Arbeiter:innen mit einem Monatslohn von 130 Dollar in Bangladesch zusammen – etwa die Hälfte des dortigen Existenzminimums.
Unbrauchbare Masken kurzerhand gespendet
Ebenfalls kaum zu glauben: Eine erste Fuhre mit 100.000 Masken aus Asien stellte sich den Recherchen zufolge als qualitativ so minderwertig heraus, dass sie nicht für eine Verwendung und den Verkauf geeignet waren. Was also tun? Der Geschäftspartner von Kliemann, das zeigen zumindest veröffentlichte Nachrichten des „ZDF Magazin-Royale“-Teams, fädelte kurzerhand eine Spendenaktion ein. So wurden die unbrauchbaren Masken an Flüchtlingsunterkünfte in Griechenland und Bosnien verschickt.
Die Enthüllungen wiegen unter anderem deshalb so schwer, weil Fynn Kliemann das Image eines zupackenden, nie auf Profit bedachten Weltverbesserers pflegt. So verschickte er, beziehungsweise das Unternehmen seines Geschäftspartners „Global Tactics“, auch 25.000 Masken nach Südafrika für die Hamburger Organisation Viva Con Agua, mit der er seit Jahren eng kooperiert.
Dort zeigte man sich nun überrascht über die Enthüllungen, da man immer eine gute Zusammenarbeit gepflegt habe. „Aktuell ist alles noch zu frisch, um konkrete Maßnahmen abzuleiten. Aber natürlich sind die im Raum stehenden Vorwürfe erheblich und entsprechen nicht unseren Vorstellungen von unternehmerischem Handeln“, so Sprecher Bastian Henrichs auf MOPO-Anfrage.
About You streicht Maske von der Website
Bei dem mutmaßlich betrogenen Moderiesen „About You“ wurde am Freitag die Maske aus dem Sortiment genommen. „Aktuell prüfen wir den Fall intern, um uns ein genaues Bild über den Sachverhalt zu verschaffen“, so das Unternehmen auf MOPO-Nachfrage.
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Kliemann reagierte derweil in einem ersten Statement gegenüber NDR auf die Vorwürfe. Demnach nehme er die Vorwürfe sehr ernst, bestritt aber, Masken aus Bangladesch oder Vietnam verkauft oder beworben zu haben. „Ich habe ausschließlich über www.maskeoderso.de Masken angeboten und diese kamen zu 100 Prozent aus Portugal und Serbien.”
Am Freitagabend sollte Kliemann beim „Cheftreff” in der Hamburger Handelskammer auftreten – einer Veranstaltung, die Studenten und Start-up-Gründer mit erfolgreichen Unternehmern oder Topmanagern zusammenbringt. Ausgerechnet mit dem tief gefallenen ehemaligen Top-Manager Thomas Middelhoff (2014 zu drei Jahren Haft wegen Untreue und Steuerhinterziehung verurteilt) sollte Kliemann eine Podiumsdiskussion führen – doch daraus wurde nichts: Kliemanns Management sagte die Teilnahme des YouTubers nach MOPO-Informationen am Freitagvormittag kurzfristig ab, die „Cheftreff”-Veranstalter änderten hastig das Veranstaltungsprogramm und nahmen Kliemanns Namen von ihrer Website.
Besonders pikant: Direkt nach dem Kliemann-Auftritt hätte eigentlich Tarek Müller sprechen sollen – der Mitgründer von „About You“. Das Sprechen werden wohl nun erst einmal Anwälte übernehmen.