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Schwarzes Jahr für Modebranche: Experte: Weitere Insolvenzen werden kommen

Der Online-Handel nimmt stark zu, Billig-Ketten wie Primark drängen auf den Markt: Schon vor Corona stand die Textilbranche unter Druck. Durch die Pandemie sind etliche Bekleidungsunternehmen in Schlieflage geraten. Der Kreditversicherer Euler Hermes aus Hamburg rechnet mit weiteren Insolvenzen.

In der Hamburger Innenstadt ließ sich die Lage der Branche bereits im Januar dieses Jahres beobachten. Die Modekette S.Oliver in der Spitalerstraße – dicht. Der Sportartikelhersteller Stadium an der Mönckebergstraße – ebenso. Und auch Promod und Pimkie schlossen ihre Filialen. 

Nach Galeria Kaufhof und Esprit: Kommen weitere Insolvenzen? 

Im Jahresverlauf sind weitere Unternehmen ins Schlingern geraten oder mussten sogar Insolvenz anmelden, etwa Esprit, Hallhuber und Bonita. Galeria Kaufhof in der Mönckebergstraße ist sogar seit Mitte Oktober ganz geschlossen

Galeria Kaufhof (1)

Die Filiale von Galeria Kaufhof an der Mönckebergstraße ist seit Oktober dauerhaft geschlossen. Was aus dem Gebäude wird, ist unklar. 

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Umso wichtiger sind für die Branche die kommenden zwei Monate. „Nur wer jetzt wenigstens im Weihnachtsgeschäft ein kleines Polster anlegen kann, wird sich bis zum Frühjahrsgeschäft über Wasser halten können“, sagt Ron van het Hof, Deutschland-Chef des Kreditversicherers Euler Hermes. Doch das wird problematisch. Wegen des Lockdown light ist die Besucherzahl in den Innenstädten zurückgegangen, auch in Hamburg. Laut des Handelsverbands Textil sind die Umsätze in den ersten Tagen des Lockdown light um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. 

Corona: Textilbranche büßt Fünftel des Jahresumsatzes ein

Die Folge: Dramatische Verluste. Euler Hermes schätzt, dass die Textilhändler bundesweit aufgrund der Pandemie bislang rund zwölf Milliarden Euro eingebüßt haben – rund ein Fünftel ihres Jahresumsatzes. Bereits vor der Insolvenz gab es acht Großinsolvenzen im Modehandel – ein Plus von 166 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 

Gewinner der Krise: Na klar, der Online-Handel. „Wer sich schon vor der Pandemie gut auf den Strukturwandel vorbereitet und investiert hatte, konnte vom Online-Boom in Zeiten von Covid profitieren“, sagt Ron van het Hof. Wer diesen Trend verpasst habe, dessen Zukunft hänge am seidenen Faden. „Es wird also weiterhin Insolvenzen geben“, sagt der Branchenkenner.

Weihnachtsgeschäft schließt mit Plus ab – trotz Corona

Der Handelsverband Deutschland geht davon aus, dass das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr mit einem Plus von 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr abschließend will. Der Grund für das Wachstum sind der Online-Handel sowie weitere Zuwächse in der Möbel-Branche, bei Baumärkten und im Lebensmittelhandel. 

In den vergangenen Monaten gab es allerdings nicht nur Hiobsbotschaften von schließenden Klamottenläden. Direkt neben dem Hamburger Rathaus hat Mitte Oktober auf vier Etagen das japanische Modegeschäft Uniqlo eröffnet. Sehr mutig in der aktuellen Situation. Eine Sprecherin sagte damals zur MOPO: „Wir glauben, dass die Kunden einen Laden auch erleben und die Sachen in Wirklichkeit sehen müssen, um sich ein komplettes Bild von unserer Kleidung machen zu können.“

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