„Schwanzprämie“ gegen die Nutria-Plage im Südosten Hamburgs
Sie sind pelzig und buddeln gern: Nutrias, auch Biberratten genannt, sehen zwar possierlich aus, sind im Südosten Hamburgs aber eine echte Plage. Die Tiere höhlen Böschungen aus, sollen Hunde beißen und Ernten verputzen. Doch wie wird Hamburg sie los? Sollte nichts passieren, könnten die Tiere auch zum Problem für Deiche werden. Die CDU fordert jetzt für Jäger eine „Schwanzprämie“ pro Nutria.
Sie sind pelzig und buddeln gern: Nutrias, auch Biberratten genannt, sehen zwar possierlich aus, sind im Südosten Hamburgs aber eine echte Plage. Die Tiere höhlen Böschungen aus, sollen Hunde beißen und Ernten verputzen. Doch wie wird Hamburg sie los? Sollte nichts passieren, könnten die Tiere auch zum Problem für Deiche werden. Die CDU fordert jetzt für Jäger eine „Schwanzprämie“ pro Nutria.
„Der Bestand muss reduziert werden, egal wie“, findet Jörg Froh von der CDU-Fraktion Bergedorf. Deshalb macht er sich für die „Schwanzprämie“ stark. Diese Abschussprämie für Jäger pro erlegtes Tier gibt es in Hamburg seit 2021 eigentlich nicht mehr. Allerdings richten die Nutrias erhebliche Schäden an.
Landwirte beschweren sich über Nutrias
Sonntags um 11 Uhr in Kirchwerder. Landwirt Heinz Wulff deutet auf Löcher in der Böschung an seinem Rapsfeld: Nutria-Bauten. Etliche Tiere tummeln sich in den Wassergräben. „Die Nutrias schütten Sand in die Be- und Entwässerungsgräben“, sagt Wulff. Das kann bei Hochwasser zur Gefahr werden.

„Immer wieder muss ich die Gräben ausbaggern. Es ist fünf vor zwölf“, so Wulff, der auch erster Vorsitzender des Hamburger Wasserverbandstags ist. Werden die Bauten überspült, weicht zudem der Boden auf und die Böschung stürzt ein. Hier sieht er auch ein Risiko für Deiche. Wulff sorgt sich überdies um seine Ernte. Rund fünf Hektar Petersilie sollen ihm die Nutrias im letzten Herbst weggefuttert haben. „Die Tiere können nichts dafür“, sagt Wulff, aber auch er sieht keinen anderen Ausweg, als die Nutrias zu dezimieren.
Jäger: „Mein Hund wurde von Nutrias gebissen”
„Wenn wir zehn Euro pro Tier bekämen, wäre das ein Obolus“, sagt Jäger Gerald Eggers. Seinen Aufwand, etwa für Munition und Fahrtwege, würde das zwar längst nicht decken, aber ein Anreiz sei wichtig. Jede Jagd ist für ihn und seinen Hund ein Risiko. „Erst vor Kurzem wurde mein Hund wieder von einer Nutria gebissen“, so Eggers. Er zeigt der MOPO Fotos der Bisswunden.

In Hamburg haben sich Nutrias vor allem in den Vier- und Marschlanden angesiedelt. Doch auch in der Bergedorfer Innenstadt werden sie gesichtet. „Ursprünglich kamen sie für die Pelz- und Nahrungsindustrie aus Südamerika nach Deutschland“, sagt Christian Gerbich vom Umweltverbund NABU. Hier büxten sie aus und konnten sich dank milder Winter stark vermehren. Natürliche Feinde gibt es nicht.
Umweltbehörde lässt Gutachten erstellen
„Das ganze Jahr über können sie sich mehrmals fortpflanzen“, sagt Gerbich. Schon nach fünf Monaten sind Nutrias geschlechtsreif und bekommen im Schnitt drei bis vier Junge. „Jedes Tier, das sich bedroht fühlt, verteidigt sich. Nutrias kommen aber nicht einfach aus ihren Höhlen und greifen an. Sie übertragen auch keine Krankheiten“, stellt Gerbich klar.
Wie viele Nutrias in Hamburg leben, ist bislang nicht bekannt. „Ende letzten Jahres wurde ein externes Gutachten in Auftrag gegeben, welches unter anderem eine Populationsschätzung vornehmen soll“, sagt ein Sprecher der Umweltbehörde auf MOPO-Anfrage. Erste Ergebnisse sollen im Sommer vorliegen. Auch eine Gefahrenabschätzung ist darin geplant.
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Bisher liegen der Umweltbehörde nur „wenige“ Schadensmeldungen vor. Eine „nachhaltige Wirksamkeit“ der Schwanzprämie sieht die Behörde nicht. Deutschlandweit steige die Nutria-Population auch in Regionen, in denen eine Schwanzprämie gezahlt wird. Im Bezirk Bergedorf sind sich auf MOPO-Anfrage sowohl CDU, als auch SPD, FDP und Linke einig, dass noch vor dem Sommer etwas passieren muss.